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Großbritannien: Ein einheitliches Konzept für Gehes Hills- und Lloyds-Apotheke

LONDON (nk). "Lloyds Pharmacy" - jetzt gibt es ihn also doch, den gemeinsamen Namen für die zwei sich im Gehe-Besitz befindlichen Apothekenketten Hills und Lloyds. Noch vor einem Monat war aus Stuttgart Unterschiedliches zu hören gewesen. AAH-Retail, der britische Arm der Gehe AG, stellte vor kurzem in London vor versammelter Fach- und Marketingpresse sein neues Konzept für die beiden zum Konzern gehörenden Apothekenketten vor. Vierhundert der gut 1400 Apotheken sollen noch dieses Jahr nach dem neuen Konzept umgebaut werden. Gut £20 Mio. wird sich AAH-Retail dies allein 1998 kosten lassen.

Der neue Name: Lloyds Pharmacy Es handele sich hierbei um ein sehr ehrgeiziges Projekt, die bisher "größte Umfirmierungsaktion, die jemals in Großbritannien durchgeführt worden sei", sagte Michael Major, Managing Director von AAH-Retail. In Zukunft soll es ein einheitliches, modernes, für jederman leicht identifizierbares Firmenimage geben, einen neuen Namen, ein neues Firmenzeichen und eine komplett umgestaltete Innenausstattung. Lloyds Pharmacy ist der Name, für den man sich nach eingehender Marktforschung - 5000 Kunden und 1000 Angestellten waren befragt worden - entschieden hat. Die ebenfalls von Gehe bei der Übernahme von Lloyds miterworbenen Gesundheitsläden (Holland & Barrett) nennen sich zukünftig "Lloyds health and beauty". Das Firmenzeichen ist für beide jedoch dasselbe: ein Mörser mit Pistill. Das neue Image war in Zusammenarbeit mit Design House, einer in London ansässigen Design-Agentur entworfen worden.

Neues "Outfit" für die Apotheken Das Apothekenäußere und -innere wird massiven Änderungen unterworfen. Die Schaufenster werden entrümpelt und sollen jetzt eine einheitliche Botschaft bezüglich Gesundheitstips oder Produktwerbung vermitteln, erklärt Abi Levitt, Innenarchitektin bei Design House. Der Bereich, in dem die Rezepte und apothekenpflichtigen Arzneimittel abgefertigt werden, ist offener gestaltet worden, was die Barriere zwischen Apotheker und Patient deutlich verringern soll. Die verschreibungspflichtigen Arzneimittel werden weiterhin in Ziehschränken gelagert, wie sie in Deutschland schon lange aus keiner Apotheke mehr wegzudenken sind. Die apothekenpflichtigen Medikamente werden ihren Platz zukünftig in gesicherten Glasschränken an einer Seite der Apotheke finden. Eine Beratungsecke für ein vertrauliches Wort mit dem Apotheker ist ebenfalls eingerichtet worden. Alle Lloyds Pharmacies werden ein neues, einheitliches POS-System bekommen, was weitere £7 Mio. kosten wird.

Apotheken sollen Gesundheitzentrum werden Nach Meinung von Michael Major muß sich die Apotheke über den Rezeptservice hinaus zu einem Zentrum für Gesundheitsthemen allgemein entwickeln. "Die Apotheke soll zu einem Ort werden, in dem man über die Verhinderung von Krankheiten beraten wird anstatt nur Arzneimittel zu bekommen", sagt Michael Major. Die im Auftrag von AAH durchgeführte Marktforschung hatte ergeben, daß "die Apotheke als Ort gesehen wurde, den man aufsucht, wenn es einem schlecht geht. Das muß sich ändern. Der Apotheker darf nicht nur die Person hinter der Theke sein, sonder muß zu jemandem werden, den man zu Fragen des Wohlbefindens zu Rat zieht". Auf die Frage, ob die vergrößerte Arbeitsbelastung für die Angestellten zu einer Welle von Neueinstellungen führen wird, antwortete Ciaran McSorley, Personaldirektor von AAH-Retail: "Ich erwarte keine großartige Zunahme in der Zahl der Angestellten, wir konzentrieren uns eher darauf, die bisherigen Angestellten mit zusätzlichem Wissen und weiteren Fähigkeiten auszustatten."

Zufrieden mit der "Mutter Gehe" Das Verhältnis mit der deutschen Muttergesellschaft wurde von Michael Major als äußerst kollegial beschrieben. Gehe sei über die strategischen Pläne voll informiert und habe an deren Entwicklung mitgearbeitet. Nach Angaben von Michael Ward, AAHs Hauptgeschäftsführer (Chief Executive) und früherer Managing Director von Lloyds-the-Chemist, war Gehe immer der bevorzugte Partner: "Wir wußten, daß Gehe die Sache richtig und in einer Art und Weise angehen würde, von dem alle Beteiligten profitieren würden." Und eine Profitsteigerung erwartet der Hauptgeschäftsführer schon. "Wir würden mit Sicherheit keine 20 Mio. investieren, wenn wir nicht mit einer Zunahme des Geschäftes rechnen würden."

400 Apothekenumbauten in diesem Jahr Die erste Lloyds Pharmacy nach dem neuen Konzept öffnete ihre Türen am 16. März, neun weitere werden in Kürze folgen. Im Sommer sollen dann 20 Lloyds Pharmacies pro Woche umgebaut werden, um das Ziel von 400 in diesem Jahr zu erreichen. Das gesamte Programm ist auf drei Jahre angelegt und wird schätzungsweise £60 Mio. kosten, was alles aus vorhandenen Geldern (cash flow) bezahlt werden soll. Eine Frage, die sich am Ende der Präsentation aufdrängte, war, ob es denn Zufall sein könne, daß sowohl AAH als auch Boots zu fast identischen Konzepten für ihre Apotheken gekommen seien. Michael Major bestand darauf, daß diese Neuerungen allein auf den Notwendigkeiten für Loyds und intensiver Marktforschung beruhten: "Falls es hier eine Überschneidung gibt, könnte dies sehr wohl an Dingen wie dem White Paper der Regierung oder dem von der Royal Pharmaceutical Society herausgegebenen Dokument "Pharmacy in a New Age liegen." Der größte Unterschied zwischen Lloyds und Boots sei, daß man bei Boots einen Service erhält, bei Lloyds jedoch eine "Beziehung" genießen kann. Er zeigte sich zuversichtlich, "diese Neuerungen werden sicherstellen, daß Lloyds auf viele Jahre hinaus Spitzenreiter unter den Offizinapotheken sein wird". Schließlich wolle man "the peoples pharmacy" werden, des Engländers liebste Apotheke.

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