Ressourcenschonende Unternehmensführung

Die nachhaltige Apotheke: Jeder Beitrag zählt

Stuttgart - 04.04.2024, 07:00 Uhr

Nur wenn sich die soziale, ökonomische und ökologische Komponente in einem Gleichgewicht befinden, kann „Nachhaltigkeit“ gelingen. (Bildnachweis: Jenny Sturm/Adobe Stock)

Nur wenn sich die soziale, ökonomische und ökologische Komponente in einem Gleichgewicht befinden, kann „Nachhaltigkeit“ gelingen. (Bildnachweis: Jenny Sturm/Adobe Stock)


„Nachhaltigkeit“ – ein Wort, das derzeit nicht wirklich aus der Mode kommt. Damit stellt sich die Frage: Was hat es genau damit auf sich? Und vor allem, was hat die Apotheke und ihr Betrieb damit zu tun? Und welche Möglichkeiten gibt es, sich bei diesem Thema zu engagieren? 

Für den Begriff „Nachhaltigkeit“ gibt es nicht nur eine Definition. Zwar werden die meisten das Wort mit „Umweltschutz“ oder „Ressourcenschonung“ verbinden, trotzdem kann die Begrifflichkeit auch auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. Laut Gabler Wirtschaftslexikon ist Nachhaltigkeit in der Ethik definiert als eine Entwicklung, bei der die heutigen Bedürfnisse befriedigt werden, ohne zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage zu entziehen. Ziel ist eine dauerhafte Erhaltung der Welt als Lebensgrundlage. Es gibt vielfältige Themen, die mit der Nachhaltigkeit einhergehen, wie etwa Gesundheit, Armut, Menschenrechte und viele andere Themen.

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Das Ziel: ein Fließgleichgewicht der Ressourcen

Ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammend, bedeutete der Begriff nur so viel Holz zu roden, wie auch wieder nachwachsen kann. So kann durch langfristige Orientierung ein Fließgleichgewicht natürlicher Ressourcen entstehen. Diesem Grundgedanken steht jedoch die heutige Art und Weise zu leben und zu wirtschaften weitestgehend entgegen. Zu viele Ressourcen werden verbraucht und die Natur belastet. Die Erhaltung der Erde als Lebensgrundlage ist gefährdet, was unter anderem durch den Klimawandel zum Ausdruck kommt. Nachhaltigkeit betrifft jeden. Jeder einzelne kann einen Beitrag leisten. Darum sind grundsätzlich alle Menschen gefordert, nachhaltig zu handeln, und so richten sich die 17 globalen Ziele für eine soziale, wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Entwicklung der Agenda 2023, die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen auch an jeden: sowohl an Regierungen, als auch an die Zivilgesellschaft, die Privatwirtschaft und die Wissenschaft.

Nur wenn sich diese Komponenten – die soziale, ökonomische und ökologische – in einem Gleichgewicht befinden, kann letztlich „Nachhaltigkeit“ gelingen.

Umweltschutzgedanke im Vordergrund

Welche Möglichkeit hat eine Apotheke also, sich ebenfalls „nachhaltig“ zu verhalten und sich beim Thema zu engagieren? Beginnend beim Umweltschutzgedanken gibt es hier unzählige Möglichkeiten: Stichwort Strom. Apotheken haben mitunter einen beträchtlichen Stromverbrauch. Energie wird hierbei benötigt für EDV-Systeme und andere technische Geräte, Beleuchtungs- und Sicherheitssysteme sowie zur Kühlung von Medikamenten. In manchen Apotheken gibt es Klimaanlagen für den Sommer oder auch bestimmte (ergänzende) Heizungen, die mit Strom betrieben werden, um die Temperaturen in der Offizin und den Lagerbereichen auf den richtigen Temperaturen für Mitarbeiter, Kunden und die Lagerung bestimmter Medikamente zu halten.

Apotheker Alexander Wolz, der zusammen mit seinem Vater Dietmar Wolz die Bahnhof Apotheke Kempten leitet, beschäftigt sich seit Längerem mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der Apotheke“. Seine Leidenschaft für nachhaltiges Wirtschaften bringt er als Verantwortlicher für diesen Bereich in den Betrieb ein. In dem sich stetig entwickelnden Prozess wurden in dem Familienunternehmen bereits einige Punkte Richtung Umweltschutz und Ressourcenschonung umgesetzt, so wird der gesamte Betrieb seit 2009 zu 100 Prozent mit natürlichem Strom aus heimischer Wasserkraft versorgt. Einen CO2-Ausstoß gibt es dabei nicht.

Den CO2-Fußabdruck geringhalten

Seit einigen Jahren ist der gesamte Betrieb zudem klimaneutral. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, seinen CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Möglich ist das zum einen, indem Apothekeninhaber darauf achten, den eigenen CO2-Ausstoß niedrig zu halten und kontinuierlich zu reduzieren. So kann etwa für Lieferungen im näheren Umkreis ein Fahrrad zum Transport verwendet werden oder für längere Fahrten ein Elektroauto. Versendet eine Apo­theke größere Pakete oder in regelmäßigem Umfang ist es ratsam, zusätzlich auf einen Versandanbieter zu achten, der einen klimaneutralen Service anbietet. Dabei werden die Päckchen von emissionsfreien oder -armen Fahrzeugen transportiert. Im besten Fall unterstützt der Dienstleister zusätzlich Umweltprojekte und achtet darauf, dass entstandene CO2-Emissionen kompensiert werden. Auch bei der Beauftragung von Drucksachen, wie Flyern, Postern oder Katalogen, gibt es die Möglichkeit auf Nachhaltigkeit zu achten. So verwenden viele Druckereien Recycling-Papier oder Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft und mineralölfreie sowie umweltfreundliche und ungiftige Druckerfarben.

Den CO2-Fußabdruck kompensieren

Zum anderen kann der durch den eigenen Betrieb entstandene CO2-Fußabdruck kompensiert werden. In der Bahnhof Apotheke Kempten erfolgt dies durch die Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen. Zusätzlich gleicht das Familienunternehmen seinen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß durch Treibhausgas-Einsparungen aus. So wurden mit Kompen­sationszahlungen u. a. der Bau von Trinkwasserbrunnen in Sambia nd Solarprojekte in Indien unterstützt. Projekte und Initiativen zur CO2-Kompensation gibt es zahlreiche. Die Themen reichen von Aufforstungsprogrammen über erneuerbare Energien, wie Wind- und Solarkraft, bis hin zu Kohlenstoffausgleichsprojekten.

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Bei den Aufforstungsprojekten beispielsweise geht es hauptsächlich darum, durch die Aufforstung von Wäldern für CO2-Absorption zu sorgen, vielfältige Waldökosysteme wieder­herzustellen und die Biodiversität zu fördern. Dabei wird mitunter mit lokalen Gemeinschaften gearbeitet. Neben dem ökologischen steht dabei auch das wirtschaft­liche und biologische Gleichgewicht und der Schutz gefährdeter Tierarten im Fokus.

Auf dem Weg Richtung gesteigerter Nachhaltigkeit eine interessante Idee, mit speziellen Maßnahmen weltweit für mehr Ausgleich zu sorgen. Vor der Auswahl eines Projektes gilt es allerdings, die Glaubwürdigkeit und Effektivität des Projekts zu prüfen. Schließlich soll die Unterstützung auch wirklich zur Minimierung von Emissionen verwendet werden. Verschiedene Zertifizierungsstandards und -programme, wie Gold Standard oder Verified Carbon Standard spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese Organisationen prüfen und zertifi­zieren CO2-Ausgleichsprogramme. So wird si­cher­gestellt, dass es auch tatsächlich zur Emissionsminderung oder -vermeidung kommt und diese nachprüfbar sind. Der Gold Standard stellt zudem sicher, dass neben der emissions­reduzierenden Komponente auch eine allgemeine positive nachhaltige Entwicklung stattfindet, etwa bezüglich sozialer und wirtschaftlicher Aspekte.

Mitarbeitende zur Nachhaltigkeit motivieren

Apotheker Alexander Wolz ist ebenfalls daran gelegen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und zum Handeln zu motivieren. „Wir bezuschussen ÖPNV-Karten für unsere Angestellten, sodass das Auto für den Weg in die Arbeit nicht genutzt werden muss“, so Wolz. Wenn jemand aus bestimmten Gründen nicht auf das Auto verzichten kann, wäre allgemein eine Bezuschussung von Carsharing ebenfalls denkbar.

Auch besteht für die Mitarbeitenden der Bahnhof Apotheke Kempten die Möglichkeit auf ein „Jobrad“. Dabei handelt es sich um ein Dienstfahrrad, das über ein meist 36-monatiges Leasingkonzept vom Arbeitgeber an Mitarbeitende zur Verfügung gestellt wird. Dadurch soll die umweltfreundliche Mobilität gefördert werden.

Der Apotheker begrüßt weiterhin die Bildung von Fahrgemeinschaften. In einem großen Betrieb, wie dem der Familie Wolz, mit zahlreichen Mitarbeitern, ist das einfacher zu bewerkstelligen, aber unter Umständen sind Fahrgemeinschaften zur Arbeit mit Organisationsgeschick auch in kleinen Apotheken möglich.

Anstöße für gesteigerte Nachhaltigkeit in der Apotheke: 

soziale Aspekte

  • Auf gesundheitserhaltende und -fördernde Arbeitsplätze achten
  • Investieren in die Ausbildung von Fachkräften
  • Geschäftskonten bei Ethikbanken führen
  • Familienfreundliche Personalpolitik betreiben
  • Auf soziale Gerechtigkeit, beispielsweise beim Gehalt, achten
  • Gesundheits- und Sportprogramme für Mitarbeiter an­bieten oder unterstützen
  • Vielfalt und Inklusion im Betrieb schaffen
  • Gesellschaftlich engagieren

Nachhaltige Produkte und Verpackungen

Auch hinsichtlich des Sortiments ist ein Blick auf deren Nachhaltigkeit sinnvoll. Dies gilt beispielsweise für bestimmte Inhaltsstoffe: So können etwa Kosmetika die Mikroplastik enthalten aus der Offizin verbannt werden oder Wert auf Produkte gelegt werden, die Bioqualität aufweisen und fair produziert werden. In der Bahnhof Apotheke Kempten wird dieser Punkt ebenfalls umgesetzt. So stammt der Großteil der Ausgangsstoffe für die hauseigenen Aromamischungen Original-Stadelmann®-Aromamischungen aus kontrolliert biologischem Anbau oder aus kontrollierter Wildsammlung. Dabei tragen diese Pflanzen, wie beispielsweise der Berg-Lavendel, der aus höheren Berglagen stammt, das „FairWild“-Prüfsiegel, das garantiert, dass die Wildsammlungen ökologischen und sozial verträglichen Kriterien unterliegen. Hierbei wird nur so viel abgeerntet, dass der Pflanzenbestand unter keinen Umständen gefährdet wird und gesichert bleibt. Dietmar Wolz ist es wichtig „mit einem ressourcenschonenden Umgang dazu beizutragen, Pflanzenrohstoffe auch für kommende Generationen zu sichern“.

Auf Umverpackung und Beipackzettel verzichten

„Dabei achten wir auf eine Qualität, die den Anwenderinnen sowohl die pharmazeutische, therapeutische Qualität zu­sichert, als auch Bioqualität aufweist. Frei von umwelt- und gesundheitsschädlichen Pestiziden. Dafür unterziehen wir alle unsere Rohstoffe einer externen Pestizidkontrolle“, so der Apotheker weiter. Bei der Verpackung der hauseigenen Produkte wird zudem auf Umverpackung und Beipackzettel verzichtet. Im Versand kommen Papierstränge aus recyceltem Papier als Füllmaterial zum Einsatz oder Luftpolster­folien aus Material, das zu 99% aus Luft besteht und zu 1% aus vollständig recyceltem Plastik. Dieses wiederum ist ebenfalls recycelbar und reiht sich somit in die Kreislaufwirtschaft ein. „Schön wäre es, wenn es keinen Plastikmüll mehr gäbe. Solange es ihn jedoch in großen Mengen gibt, nutzen wir ihn als sinnvolle Polsterung unserer Produkte“, so Alexander Wolz.

Umweltschutz in der Apotheke

  • Ökostrom und Strom aus heimischen und erneuerbaren Quellen verwenden
  • Wenn möglich Photovoltaikanlagen nutzen
  • Fahrräder/Elektrofahrzeuge bei Lieferungen verwenden
  • Auf klimaneutrale Versanddienstleister und nachhaltige Lieferketten achten
  • CO2-Fußabdruck durch Unterstützung von Klimaprojekten kompensieren
  • Fahrgemeinschaften von Mitarbeitenden organisieren
  • ÖPNV-Ticket oder Carsharing bezuschussen
  • Dienstrad anbieten
  • Umweltfreundliche Produkte im Betrieb verwenden
  • Abfall reduzieren und recyceln
  • Nachhaltige Produkte anbieten
  • Verpackungen bei Eigenmarken einsparen und auf Nachhaltigkeit der Ausgangssubstanzen achten

Beim Strom, den Diensträdern oder der Kompensation des eigenen CO2-Ausstoßes hören die nachhaltigen Möglichkeiten einer Apotheke jedoch noch nicht auf. Ressourcen können auf vielerlei Art und Weise geschont werden:

Weitere Beispiele sind an dieser Stelle den Stromverbrauch insgesamt so gut es geht niedrig zu halten und energieeffi­ziente Geräte zu verwenden. Zudem ist es wichtig im Unternehmen auf die richtige Mülltrennung mit Schwerpunkt Recycling zu achten und Kunden über die richtige Entsorgung von Arzneimitteln zu informieren sowie auf Plastiktüten zu verzichten und insgesamt ressourcenschonend mit Verbrauchsmaterial umzugehen. Allesamt Maßnahmen, die bereits seit Längerem von umweltbewussten Personen und Betrieben umgesetzt werden.

Soziale nachhaltige Unternehmensführung

Doch neben dem Umweltschutzgedanken und der ökologischen Nachhaltigkeit spielen auch der soziale Gesichtspunkt sowie allgemeine nachhaltige Geschäftsprozesse eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Unternehmensführung und im Gesamtbild „Nachhaltigkeit“ und ihren Säulen. Zu einer nachhaltigen Unternehmensführung gehört es auch, Rahmenbedingungen für Mitarbeiter attraktiv und angenehm zu gestalten und auf gesundheitserhaltende und -fördernde Merkmale zu achten. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter kann so verbessert und ihre Leistungsfähigkeit erhalten werden. Zum Wohlbefinden zählt ein wertschätzender Umgang mit den Kunden als auch unter­einander im Team. Dietmar Wolz ermöglicht seinen Mitarbeitern Weiterbildungen im Bereich Kommunikation zu Themen wie gewaltfreie Kommunikation und Haltung von Führungskräften.

Gesundheitsfördernde Arbeitsplätze

Einen ansprechenden Arbeitsplatz zeichnet dabei auch die Umgebung aus, in der er sich befindet. So kann bei der Neueröffnung oder dem Umbau einer Apotheke darauf geachtet werden, dass natürliche, nachhaltige Materialien verwendet werden und die Akustik im Raum eine angenehme und nicht zu laute Geräuschkulisse ermöglicht. Niemand arbeitet gerne in einer lauten Umgebung. Ergonomische und individuell einstellbare Funktions-HV-Tische samt justierbaren Tastaturen können dazu beitragen, dass jeder Mitarbeiter bei der Beratung im HV so stehen und arbeiten kann, dass er gesundheitlich nicht beeinträchtigt wird. Dies gilt ebenso für Bürostühle und anderes Mobiliar im Backoffice.

Auch in der Bahnhof Apotheke Kempten wurde beim Umbau auf diese Gesichtspunkte geachtet. „Wir legen Wert darauf, dass sich Mitarbeiterinnen und Kunden bei uns wohl fühlen“, so Alexander Wolz. „Aus diesem Grund haben wir beim Umbau der Apotheke auf hochwertige und ansprechende Materialien, wie beispielsweise Holz, geachtet, das noch dazu aus nachhaltiger Produktion stammt“, führt Wolz weiter aus. Was eine angenehme Akustik betrifft, so wurde bei der Erstellung des neuen Raumkonzepts darauf achtgegeben, dass die Umgebung auch bei mehreren zeitgleichen Beratungs­gesprächen nicht zu laut werden kann. Dies ist etwa durch eine spezielle Raumaufteilung gewährleistet. Positiver Neben­effekt: Die Diskretion bei der Beratung des Kunden bleibt ebenfalls gewahrt.

Höhere Lebensqualität, weniger Ungleichheiten

Eine sozial nachhaltige Unternehmensführung umfasst viele weitere Punkte, wie etwa die Ausbildung von Fachkräften, wie PhiP oder PTA; zu sehen als Investition in die Zukunft der Bildung und der Region. Oder geschäftliche Konten bei einer ethisch orientierten Bank zu führen. Ziel hierbei ist es, einen Beitrag zu leisten, um die allgemeine Lebensqualität zu erhöhen, Ungleichheiten zu verringern und die Gesellschaft an sich besser zu machen. Menschen sollen hierbei im Hinblick auf Gesundheit, Bildung und Arbeit unterstützt werden.

Nachhaltige Geschäftsprozesse

Heutzutage ist „Nachhaltigkeit“ mit all seinen ineinandergreifenden Säulen ein essenzieller Bestandteil der Verantwortung eines Betriebs oder eines Unternehmens und notwendig, um auch künftigen Generationen ein lebenswertes Dasein auf der Erde zu gewährleisten. Insgesamt gilt es Maßnahmen durchzuführen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Menschen ausüben, gleichzeitig aber ermöglichen, Gewinne zu erzielen. Dies gilt unabhängig von Größe oder Branche des Unternehmens: Jeder Betrieb kann nachhaltige Geschäftspraktiken in sein Unternehmensleitbild aufnehmen und einen Beitrag leisten.

Vorteile einer nachhaltigen Apotheke

Zusätzlich zu den positiven Auswirkungen für das „große Ganze“ bringt nachhaltiges Handeln eine ganze Reihe an Pluspunkten für das nachhaltige Unternehmen selbst mit sich. Neben der geringeren Umweltbelastung kann durch die gesteigerte Energieeffizienz Geld eingespart werden, was langfristig zu niedrigeren Betriebskosten führt. Die Unterstützung der Mitarbeiter führt dazu, dass sie zufriedener sind. Zufriedene Mitarbeiter kommen gerne an ihren Arbeitsplatz. Arbeitsmoral und Produktivität steigen.

Vermittelt die nachhaltig agierende Apotheke ihre nachhaltigen Aktivitäten glaubwürdig nach außen, zieht diese positive Außenwirkung und das soziale und ökologisch verantwortungsvolle Image Kunden an und bindet sie. Die Folge können höhere Umsätze sein, da nachhaltig orientierte Personen eher bei Unternehmen einkaufen, die sie ebenfalls als nachhaltig ansehen. Zusätzlich können alle diese Punkte attraktiv auf potenzielle Mitarbeiter wirken und diese ebenfalls langfristig an das Unternehmen binden.

EU-Gesetz gegen das „Greenwashing“

Übrigens: Um Verbraucher besser vor falschen Werbeversprechungen zu schützen, hat das EU-Parlament vor Kurzem ein Gesetz vorgestellt. Sogenanntes „Greenwashing“ soll somit erschwert werden. Durch „Greenwashing“ stellen sich Unternehmen als klimafreundlich dar, Produkte werden irreführend als umweltfreundlich bezeichnet. So wird versucht eine umweltfreundliche Außenwirkung zu erlangen, obwohl das Unternehmen nicht nachhaltig arbeitet. Umweltbewusste Kunden werden so oftmals in die Irre geführt. Sofern die Aussagen „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ oder „nachhaltig“ nicht nachweisbar sind, sind sie in der Zukunft in der EU verboten. 


Michaela Theresia Schwarz, Apothekerin, PTA, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Nachhaltigkeit

von Dorf-Apothekerin am 04.04.2024 um 13:15 Uhr

Das Projekt Bahnhof-Apotheke Kempten fasziniert mich immer wieder. Ich freue mich, dass unser Allerhöchster dieser Apotheke solch einen Segen schenkt. Das ist nicht ironisch gemeint. Aber wir müssen unterscheiden zwischen Betrieben in Knotenpunkten und denen in der Fläche. Was Nachhaltigkeit betrifft, hätte ich mit meiner Dorf-Apotheke diesen ganzen Spökes weder zeitlich noch finanziell auf die Füße stellen können. Seit jeher habe ich die Menge an einseitig bedruckter Papierflut entweder für Notizen geviertelt oder für den Drucker ganz verwendet. Von meinem Ausbildungs-Chef habe ich das übernommen. Übermäßig viel Technik konnten wir uns nicht leisten und so haben wir gleichzeitig den Strom gespart. Unsere PTA hat so manches Jahr Geschenk-Sets zusammengestellt und sie mit gebrauchtem Geschenkpapier verziert, was keiner gemerkt hat. Die Fenster wurden mit Spiritus-Wasser geputzt und Abzieher. Unser Mittagessen war nie Fastfood sondern mit möglichst regionalen frischen Zutaten und nach alter Mütter Sitte gekocht, was alleine Zeit kostet. Meine Kuchen habe ich mit einem Handrührgerät hergestellt. Meine Garderobe hat eine durchschnittliche Lebensdauer von geschätzt 25 Jahren. Wir sind nie in den Urlaub geflogen und haben kein Flugbenzin in Anspruch genommen. Das viertel Jahr, das ich in 37 Jahren Urlaub genommen habe, habe ich für Trekking-Touren in den Alpen genutzt. Ohne Nachhaltigkeit hätte ich die Apotheke nicht betreiben können. Im persönlichen Leben genügsamer werden, das ist sicher für jeden umsetzbar, oft aber mit mehr Zeitaufwand zu Lasten von Work-LIfe-Balance verbunden.

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