Spezifikation veröffentlicht

CardLink: Das Rennen ist eröffnet

20.03.2024, 09:15 Uhr

Das CardLink-Verfahren ermöglicht es, ortsunabhängig E-Rezepte mittels Versichertenkarte auf einer speziellen App abzurufen. (Foto:Phindulo T/peopleimages.com/AdobeStock)

Das CardLink-Verfahren ermöglicht es, ortsunabhängig E-Rezepte mittels Versichertenkarte auf einer speziellen App abzurufen. (Foto:Phindulo T/peopleimages.com/AdobeStock)


Die CardLink-Spezifikation ist da. Nachdem vergangene Woche das Bundesgesundheitsministerium diese Spezifikation mithilfe seiner absoluten Mehrheit in der Gesellschafterversammlung der Gematik im Alleingang beschlossen hat, ist sie nun am gestrigen Dienstagabend veröffentlicht worden. Das Rennen darum, wer wie schnell ein marktreifes Produkt auf den Weg bekommt, ist damit eröffnet.

Am Dienstagabend war es so weit. Die endgültige Spezifikation für das CardLink-Verfahren wurde veröffentlicht. Sie war vergangene Woche allein mit den Stimmen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) von der Gesellschafterversammlung abgesegnet worden. Alle anderen Gesellschafter, darunter die Krankenkassen und der Deutsche Apothekerverband hatten dagegen gestimmt. Da das Ministerium aber 51 Prozent der Anteile an der Gematik hält, hatte dies lediglich einen symbolischen Wert.

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Nun können also Anbieter und Hersteller auf Basis der Spezifikation ihre eHealth-CardLinks fertigstellen und die Zulassungen bei der Gematik beantragen. Experten zufolge weist die Spezifikation aber erhebliche Lücken auf.

Wie funktioniert das CardLink-Verfahren?

Das CardLink-Verfahren ermöglicht es, ortsunabhängig E-Rezepte mittels Versichertenkarte (eGK) abzurufen. Der eHealth-CardLink übernimmt dabei die Rolle des Kartenterminals. Die eGK wird allerdings nicht physisch gesteckt, sondern über ein Handy mit entsprechender App mit dem eHealth-CardLink verbunden. Dieser verbindet sich wiederum mit dem Konnektor in der Apotheke. Danach passiert technische dasselbe wie beim Abruf mittels eGK in der Apotheke: Nach einem Versichertenstammdatenabgleich werden die E-Rezepte vom Fachdienst abgerufen.

Aufgabe des Anbieters oder Betreibers ist es, den eHealth-Card-Link in einem Rechenzentrum zu betreiben, zu überwachen und zu steuern. Mit ihm müssen Apotheken, die das Verfahren nutzen wollen, einen Vertrag schließen. Die Anbieterzulassung für einen eHealth-Card-Link setzt eine Produktzulassung für einen eHealth-CardLink voraus. Der Hersteller muss Updates zur Verfügung stellen sowie den 3rd-Level-Support gewährleisten. 

Zudem wird für Nutzung des CardLinks noch eine App benötigt, über die sich das Handy mit dem eHealth-CardLink verbindet. Der App-Provider muss keine Hersteller- oder Anbieterzulassung für den eHealth-CardLink haben. Die App selbst ist nicht Teil der Spezifikation. Dort ist lediglich festgelegt, dass der eHealth-Card-Link mit der App über eine sichere Internet-Verbindung kommunizieren muss.

DocMorris und Co. sind angeblich bereit

Bei den großen Versendern soll die benötigte Infrastruktur bereits stehen. Sie haben die Technik schließlich entwickeln lassen. Anfang Februar hatte DocMorris-Chef Walter Hess bereits vollmundig verlauten lassen: „Wir rechnen damit, dass unsere App Ende Februar, Anfang März freigeschaltet werden kann. Unsere Lösung steht und ist funktionsbereit. Wir warten jetzt noch, dass die letzten Schritte der Zertifizierung abgeschlossen werden.“

Ganz so schnell ging es dann zwar doch nicht, weil die Spezifikation fehlte. Aber nun wird es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis die ausländischen Versandapotheken ihre Lösung auf den Markt bringen. Für die Vor-Ort-Apotheken ist das insofern fatal, weil Shop Apotheke und Co. Rezept-Boni geben dürfen und sie auch in absehbarer Zeit deswegen niemand in die Schranken weisen wird, da die Verfahren derzeit ausgesetzt sind, bis der Europäische Gerichtshof ein paar grundsätzliche Fragen zur Werbung für diese Boni geklärt hat. Es gibt also dann mit dem Card-Link-Verfahren eine komfortable Möglichkeit, Rezepte nach Holland zu schicken. In Kombination mit dem Bonus könnte dies doch für den einen oder anderen Patienten ein Anreiz sein.

Um die Apotheken vor Ort technisch möglichst schnell technisch auf Augenhöge zu bringen, arbeiten eigentlich alle namhaften Player im Markt daran, das CardLink-Verfahren zur Verfügung zu stellen. Die spannende Frage ist, wie schnell das gelingt, und wie viele Patient*innen in dieser Zeit an den Versender verloren gehen. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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4 Kommentare

CardLink

von Landapothekerin am 21.03.2024 um 17:06 Uhr

Es kann doch nicht sein, dass die Vor-Ort-Apotheken systematisch zerstört werden. Was soll denn der ganze technische Sicherheitsaufwand fürs e-Rezept, wenn nun irgendeine App „genauso gut“ funktionieren soll?
Vielleicht sollte man Herrn Weselsky anwerben, sobald er mit den Tarifverhandlungen mit der Bahn fertig ist. Demnächst geht er in Ruhestand, das wäre eine Gelegenheit. Dem würde ein „Gegenlenken“ sicher so richtig Spass machen. Der hätte wohl auch das richtige Kaliber dafür.
Tatenlos zuschauen, ist doch keine Lösung, eher Resignation. Wie wäre es z.B. mit einer einstweiligen Verfügung?
Am Ende bleibt den Vor-Ort-Apotheken nur noch die PIDANA-Versorgung im Notdienst, nachts um halb Eins.

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Rennen?

von Klaus Kleber am 21.03.2024 um 8:59 Uhr

Was ist das für ein Rennen, wenn das Produkt und damit auch die Spezifikation von DocMorris festgelegt wird. Natürlich wird es dort funktionieren wenn es in deren Haus ausgereift ist, im Sinne der freien Marktwirtschaft ist das nicht unbedingt und eigentlich nicht nur ein Fall für das Bundeskartellamt sondern auch den EuGH.
Es wird sich nicht darum bemüht die aversorgung im eigenen Land zu stabilisieren stattdessen holt man sich den ausländischen Markt herein und öffnet Tor und Siehel für die minderwertige Versorgung ohne Beratungspflicht. Alleine wieviele Menschen in meiner bisher nur 4 jährigen Apothekenlaufbahn schon aufgrund von Kontraindikationen/Falschverordnungen im Krankenhaus gelandet wären.
Deshalb wurde das 4 Augen Prinzip Arzt Apotheke ursprünglich mal entwickelt. Ob das erst wieder ein Thema wird wenn die Krankenhauseinlieferungen in DL massiv ansteigen und die Kassen damit wieder schwer belastet sind?
Dachte das BMG ist für Verbesserungen und Qualitätssicherung da, ist vieles auch gut wie die Krankenhausreform und auch das ERezeot ist nicht per se schlecht, aber die Umsetzung ist es. Kann die Abda sich da nicht stark machen für Lösungsvorschläge die uns in den Apotheken im Alltag helfen. Die Lösungsvorschläge wären echt hilfreich in der Praxis unwürden eine erhebliche Unterstützung der standortnahen Versorgung begünstigen. Offensichtlich ist das BMG Hilfe von außen ja aufgeschlossen gegenüber.

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Politik gegen Apotheken

von Torben Schreiner am 20.03.2024 um 9:56 Uhr

Ich bin jetzt 41 Jahre alt und seit 10 Jahren selbstständig, Seit dieser Zeit wird nur Politik gegen gute und schnelle Versorgungsstrukturen gemacht und Apotheken Jahr für Jahr mehr belastet. Die Krönung des Ganzen treibt die aktuelle Regierung.
Wenn ich sehe, wie belastend und nervenaufreibend beispielsweise Notdienste mitlerweile sind und welcher Murks das E-Rezept, welches außer weitere Beinfesseln keinerlei Erleichterung in der Versorgung bietet, sehne ich mich jetzt schon nach meinem Ruhestand. Es war mal ein toller Beruf, mittlerweile sind wir die Deppen der Nation, die von allen Seiten nurnoch ausgenutzt werden.

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AW: Geht mir ebenso

von Stefan Haydn am 20.03.2024 um 18:22 Uhr

Ich bin da bei Ihnen. Ich erreiche die 45 und hatte mich mit 28 selbständig gemacht.
Ich frage mich wo die guten Zeiten bleiben, die ja immer versprochen werden.

Sind wir mal ehrlich: die Generation vor uns hat es auch mit ihrer Raffgier verbockt und wir baden seit 2004 nur noch aus.
Das kann nicht gut gehen!

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