Vorschlag an den Minister

Adexa fordert gesetzliche Personalzulage

Berlin - 19.03.2024, 11:09 Uhr

Es muss mehr Geld her, um das Apothekenpersonal angemessen bezahlen zu können. (Foto: Schelbert)

Es muss mehr Geld her, um das Apothekenpersonal angemessen bezahlen zu können. (Foto: Schelbert)


Adexa fordert in den Tarifverhandlungen rund 10 Prozent mehr Lohn für Apothekenangestellte. Nun hat die Apothekengewerkschaft einen konkreten Vorschlag vorgelegt, wie das realisierbar wäre: eine gesetzliche Personalzulage in Form eines 80-Cent-Zuschlags zum Fixum.

Im vergangenen September, unmittelbar vor dem Deutschen Apothekertag (DAT), hatte die Apothekengewerkschaft Adexa für das Jahr 2024 eine Gehaltserhöhung für alle Apothekenangestellten in Höhe von 10,5 Prozent gefordert. Sie begründete dies mit der außergewöhnlich hohen Inflationsrate und verwies zudem auf die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2024.

Die Forderung ist ebenso nachvollziehbar wie die Tatsache, dass der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) sie angesichts der Honorarsituation der Apotheken nicht sofort jubelnd aufgriff. Nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf dem DAT erste Vorstellungen seiner Apothekenreform präsentierte, wurde die Zuversicht nicht größer. Erst recht nicht, als Ende vergangenen Jahres die entsprechenden Eckpunkte folgten.

Noch warten alle gespannt auf einen Referentenentwurf aus dem Hause Lauterbach. Die Verhandlungen der beiden Tarifpartner dauern derweil an.

Bedrohliche Lage

Dass die Gehälter anzupassen sind, ist für Adexa weiterhin keine Frage. Die Herausforderungen, denen Apotheken und ihre Angestellten gegenüberstünden, seien in der heutigen Zeit äußerst vielfältig und komplex, heißt es seitens der Gewerkschaft. Besonders besorgniserregend sei die zunehmende Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte in andere Berufsfelder, die durch attraktivere Gehälter und verbesserte Arbeitsbedingungen lockten. Diese Entwicklung verschärfe den bereits bestehenden Fachkräftemangel in der Apothekenbranche und bedrohe damit die Qualität und Kontinuität der pharmazeutischen Versorgung für die Bevölkerung.

Termin mit Lauterbach

Nun hat die Gewerkschaft eine Idee, wie zumindest die Interessen der Angestellten in der Politik Berücksichtigung finden könnten. Nachdem Adexa bereits einen Gesprächstermin mit dem Minister vereinbart hatte, der dann allerdings nicht zustande kam, ist man gerade dabei, einen neuen Termin abzustimmen. In diesem Zuge hat die Gewerkschaft Lauterbach auch ihre jüngste Idee unterbreitet: eine gesetzliche Personalzulage für Apothekenangestellte, die mindestens 10 Prozent mehr Gehalt sichert. Konkret stellte sich Adexa 80 Cent mehr pro Rx-Packung vor.

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Diesem Vorschlag liegen folgende Berechnungen zugrunde: Basierend auf den Personalkosten von Apotheken im Jahr 2022 und einem durchschnittlichen Nettoumsatz pro Apotheke würde eine Lohnerhöhung von 10 Prozent einen zusätzlichen Rohertrag erfordern, der sich auf etwa 33.200 Euro pro Apotheke beläuft. Insgesamt würde dies eine Steigerung von rund 600 Millionen Euro bedeuten, die durch eine Erhöhung des Personalzuschlags pro Rx-Packung um 80 Cent finanziert werden könnte.

DAZ-Redakteur und Wirtschaftsexperte Thomas Müller-Bohn hatte Ende vergangenen Jahres eine Rechengrundlage hierfür geliefert. In seinen Berechnungen ging es zwar um langfristig anzustrebende 30 Prozent mehr Personalkosten – die 1,8 Milliarden Euro erforderten. Heruntergebrochen auf 10 Prozent wären dies aber 600 Millionen Euro. Und berücksichtigt man, dass der Gesetzgeber für pharmazeutische Dienstleistungen in einem jährlichen Volumen von 150 Millionen Euro einen Zuschlag von 20 Cent zugrunde gelegt hat, ergibt sich für 600 Millionen Euro ein Zuschlag von 80 Cent.

Adexa-Bundesvorstand Andreas May hofft nun, mit Zahlen und Fakten beim Minister punkten zu können: „Die Integration dieser Vorschläge in die Apothekenreform würde nicht nur die Versorgungssicherheit der Bevölkerung stärken, sondern auch dazu beitragen, den Apotheken und ihren Angestellten die dringend benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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6 Kommentare

Schlag ins Gesicht der Inhaber

von shorafix am 24.03.2024 um 11:14 Uhr

Eine, wenn auch noch so unwahrscheinliche, Annahme des Vorschlages wäre zugleich ein Schlag ins Gesicht der Inhaber. Während einerseits Einsicht in die Bedürfnisse der Belegschaft gezeigt würde, gäbe es keinerlei Ausgleich für die ebenfalls gestiegenen geschäftlichen wie auch privaten Kosten der Inhaber. Ausserdem wird ausser Acht gelassen, dass zahlreiche Inhaber schon heute die Gehälter zum Teil weit über Tarif erhöht haben, nur um überhaupt noch den täglichen Betrieb aufrecht zu erhalten. Auch diese Mitarbeiter würden dennoch ihren Anteil beanspruchen, während sich das Betriebsergebnis, wie auch der Unternehmenswert der Apotheke im freien Fall befindet.

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Apotheker

von Reinhard Drexler am 20.03.2024 um 11:16 Uhr

Die Umlage auf die RX -Packung mit 80 Cent würden ja auch die GKVs mitzahlen, dann könnte man das Apothekenhonorar auch gleich erhöhen - aber dafür ist ja angeblich kein Geld da. Ich wage zu zweifeln, ob das umgesetzt wird. Ich bin angestellt - und auch ich spüre die Inflation. Herr Lauterbach und seine Freunde sollten mal schauen, ob sie nicht doch ein paar Milliarden finden - der Gesundheitstopf ist ja wohl groß genug.

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Es ist nichts zum Verteilen da.....

von Thomas B am 19.03.2024 um 19:26 Uhr

Die Adexa und auch meine eigene Belegschaft haben meine vollste Unterstützung!
Einziger Haken: Nach inzwischen 21 Jahren Null- oder Minusrunden für die Inhaber ist absolut nichts mehr zum Verteilen da, weil Herr Lauterbach und die kranken Kassen die Apotheken bisher stets konsequent übergangen oder geschröpft haben.
Ich bin gerne bereit, sämtliche Honorarerhöhungen mit allen Mitarbeiter:innen fair zu teilen. Aber ohne eine Verbesserung der Einnahmeseite kann keine Lohnerhöhung finanziert werden. Die verweigert Herr Lauterbach seit 21 Jahren (ja, ich weiss, er war 4 Jahre davon tatsächlich nicht dabei...) konsequent. Die Einnahmeentwicklung der GKV legt eine Anpassung der Apothekenhonorare zwingend nahe!
Da unsere Standesführung es nicht schafft, mutig und mit EINER lauten Stimme zu sprechen, kann ich nur allen ADEXA Mitgliedern zu einer sehr zeitnahen Urabstimmung und in der Folge auch einem Arbeitskampf raten. Ich hätte jedes Verständnis!
Gleichzeitig bitte ich aber auch um Verständnis, dass nur verteilt werden kann, was eingenommen wird. Auch die Inhaber haben nach 21 Jahre dauerndem jährlichen Realeinkommensverlust das Recht, einen inflationsbedingten Anteil einer etwaigen Anpassung einzufordern....
Im Übrigen sind die Honorarforderungen der ABDA aus meiner Sicht deutlich zu niedrig, weil sie zum Einen schon wieder veraltet sind, zum Andern kamen mit dem eRezept und der damit verbundenen Mehrarbeit neue, bisher nicht eingepreiste, zusätzliche Aufgaben hinzu.

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Farbe bekennen ...

von Dr. Ralf Schabik am 19.03.2024 um 19:26 Uhr

Charmante Idee ! Jetzt können die Bundespolitiker überlegen, was ihnen wichtiger ist ... STÄRKUNG eines "Frauenberufs" oder weiterhin "feministische Verkehrspolitik" und Milliardenzuschüsse für alle möglichen und unmöglichen Projekte im Ausland ...

Wichtig erscheint mir, gleich proaktiv auszurechnen, wie viel von den 80 Cent wieder an den Staat zurückfließt ... höhere Gehälter bedeuten meist höhere Steuern und Abgaben ...

DANKE, ADEXA ;-)

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Nachvollziehbar

von Erik Modrack am 19.03.2024 um 18:21 Uhr

Ich finde den Ansatz sehr gut! Die Gehälter, die in einer Apotheke gezahlt werden entsprechen nach meiner Auffassung nicht im geringsten Ausbildung, Arbeitsbelastung und Verantwortung der Berufe in einer Apotheke. Es ist überfällig, die Apothekeninhaber in die Lage zu versetzen Ihre Angestellten entsprechend bezahlen zu können.
Nicht zu vergessen hierbei sind aber auch die Inhaber selbst, da nicht nur die Personalkosten steigen, sondern auch die weiteren Kosten wie Energie, Miete, Versicherungen, Beschaffungskosten ... auch hierfür ist dringend eine Erhöhung notwendig. Im Zweifelsfall sollte auch der Inhaber selbst ein Recht auf Lohnsteigerung nach 20 Jahren haben.
Der Versorgungsauftrag der Apotheken kann nur funktionieren, wenn auch die Honorierung entsprechend angepasst wird.

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von Anita Peter am 19.03.2024 um 11:37 Uhr

Finde ich gut. Wenn die ADEXA abblitzt, wovon auszugehen ist, dann wissen nicht nur die Inhaber, sondern auch die Angestellten, was KL von ihnen hält. Nämlich nichts.

Argumentativ wird er diesen Vorschlag mit den üblichen Lügen, sprich den wahnsinnig tollen Umsätzen und den dahingehend florierenden Apotheken, abschmettern.

Verbesserungen sowohl für Inhaber, als auch für Angestellte, wird es nur geben, wenn wir aus diesem System der modernen Sklaverei ausbrechen.

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