CEO Walter Hess im Interview bei cash.ch

DocMorris-Chef vertraut auf E-Rezept

Berlin - 28.11.2023, 16:45 Uhr

(Foto: DocMorris)

(Foto: DocMorris)


DocMorris-CEO Walter Hess hat unerschütterliches Vertrauen in das E-Rezept. Er spekuliert auch in Deutschland auf den Löwenanteil des zukünftigen Online-Marktes für verschreibungspflichtige Medikamente. Zur wachsenden Konkurrenz im Markt äußert er sich eher verhalten.

Der neue Deutschland-Chef von DocMorris, Walter Hess, hat dem Wirtschaftsportal cash.ch ein Interview gegeben. Hess verteidigt darin die strategische Ausrichtung seines Unternehmens auf elektronische Rezepte. Zwar sei die Einführung des E-Rezeptes mit einigen Unsicherheiten verbunden gewesen – schließlich wurde der Starttermin in den vergangenen Jahren immer wieder verschoben, was den Konzern immer wieder unter Druck setzte. 

Kein Zurück zum alten System

Dennoch sieht Hess aktuell eine deutlich positive Entwicklung bei der Einführung des E-Rezeptes. Seit Juni dieses Jahres sei die Verwendung von E-Rezepten um das Zwanzigfache gestiegen. Unerwähnt lässt er dabei allerdings, dass die neue Einlösemöglichkeit über die elektronische Gesundheitskarte dem E-Rezept einen maßgeblichen Schub verliehen hat. Hess verweist darauf, dass ein Viertel der Ärzte bereits mit der elektronischen Rezeptvergabe begonnen habe. Er hat keine Zweifel an der Implementierung des neuen Systems:


„Wir glauben, da geht nichts mehr schief. Die Einführung des E-Rezeptes ist zweimal im Gesetz in Deutschland verankert. Und man sieht bei den Ärzten, mit denen ich gesprochen habe: Die Umstellung hat nun wirklich begonnen. Die Ärzte sehen die Vorteile und gehen nicht mehr zurück auf das alte System.“

Walter Hess


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Optimistisch in die Zukunft

Die schleppende Einführung des E-Rezeptes schlug sich deutlich in den Aktienkursen von DocMorris nieder. Während der Corona-Pandemie konnte der Konzern zwar satte Gewinne verbuchen – doch dahinter steckten weiterhin rezeptfreie Arzneimittel. Die Aktie kletterte auf einen Höchststand von über 450 Euro zum Jahresbeginn 2021. Ein Jahr später war der Kurs schon um die Hälfte gefallen und erreichte seinen Tiefpunkt im November 2022, bei fast 25 Euro. Derzeit wird die Aktie mit etwa 57 Euro gehandelt.

Nachdem vor kurzem der ehemalige Deutschland-Chef Matthias Peuckert ausgeschieden ist, übernahm Unternehmensgruppenchef Walter Hess auch die Führung des deutschen Unternehmenszweigs. Im Frühjahr verkaufte der Konzern sein Schweizer Geschäft und konzentriert sich seitdem auf den deutschen Markt. Dennoch sieht Hess das Unternehmen zukünftig vor allem als „europäischen Player“.

Kampf um den digitalen Markt

Geht es nach Hess, so wird DocMorris den Löwenanteil des zukünftigen Online-Geschäftes in Deutschland übernehmen. Er verweist auf Schätzungen für die kommenden drei bis fünf Jahre, die nahelegen, dass zukünftig etwa 10 Prozent der Rezepte bei Online-Anbietern eingelöst werden. Ein „relevant hoher Marktanteil“ davon werde bei DocMorris ankommen, so Hess. Was er darunter versteht, erklärte er ebenfalls: „Wir haben derzeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die über den Online-Kanal bezogen werden, einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Warum soll dies auch in Zukunft nicht so bleiben?“

Auf die Frage, warum der Branchenkonkurrent Redcare deutlich bessere Zahlen vorlegen konnte, antwortet Hess, dass DocMorris einen stärkeren Fokus auf die Versorgung chronischer Erkrankungen gelegt habe. Zu einem möglichen Markteintritt von Amazon Pharmacy zeigte er sich verhalten: Er könne dazu nichts sagen, verwies jedoch darauf, dass es sicher zwei bis drei Jahre benötige, um „den Fuß richtig im deutschen Markt aufsetzen zu können.“ Auch über Spekulationen hinsichtlich einer möglichen Übernahme von Redcare durch Amazon Pharmacy wollte Hess sich nicht äußern.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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