Pharmaverbände bleiben getrennt

BPI-Delegierte lassen Fusion mit BAH platzen

Berlin - 19.09.2023, 16:00 Uhr

Hans-Georg Feldmeier hat sein Amt als BPI-Vorsitzender abgelegt. (Foto: BPI /Kruppa)

Hans-Georg Feldmeier hat sein Amt als BPI-Vorsitzender abgelegt. (Foto: BPI /Kruppa)


Heute sollte der Weg für einen neuen starken Pharmaverband gelegt werden: Aus dem Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sollte der Verband der Pharmazeutischen Industrie (VPI) werden. Doch während die BAH-Mitgliederversammlung grünes Licht für die Verschmelzung gab, reichten die Stimmen in der BPI-Mitgliederversammlung nicht aus. Der BPI-Vorsitzende Hans-Georg Feldmeier zog unmittelbare Konsequenzen und trat von seinem Amt zurück.

Es war nicht der erste Anlauf für die beiden Pharmaverbände BPI und BAH. Doch so weit wie heute war man bislang noch nicht gekommen. Die BAH-Mitlgliederversammlung und die BPI-Delegiertenversammlung sollten über einen Verschmelzungsvertrag abstimmen, der beide Verbände zu einem schlagkräftigen Verband mit gebündelten Kräften vereinen sollte – der Verband der Pharmazeutischen Industrie. 

Bei der BAH-Mitgliederversammlung am heutigen Dienstag zeigte Traugott Ullrich, stellvertretender Vorsitzender des BAH und Geschäftsführer bei Dr. Willmar Schwabe, zunächst nochmals auf, wohin die Reise nach Vorstellung derjenigen, die die Sondierungsverhandlungen geführt und die Fusion diesmal wirklich in trockene Tücher bringen wollten, gehen sollte. Man versprach sich vor allem eine verstärkte Repräsentanz – nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landesebene und nicht zuletzt in Europa. Dabei sollten beide Verbände ihre besonderen Stärken einbringen.

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Und tatsächlich schaffte es der BAH, seine Mitglieder zu überzeugen: Am Mittag lief nach einer offenen Diskussion, bei der Zweifler:innen ebenso zu Wort kamen wie glühende Verfechter:innen der Fusion, und einer ebenso offenen Abstimmung alles nach Plan. Hingegen machten die BPI-Delegierten allen Vorbereitungen der Sondierungsgruppe in geheimer Abstimmung einen Strich durch die Rechnung. 75 Prozent Zustimmung wäre von beiden Verbänden nötig gewesen. Beim BAH waren es 86 Prozent, beim BPI jedoch nur 63 Prozent. 

BPI-Vorsitzender Hans Georg Feldmeier kam am Nachmittag zur BAH-Mitgliederversammlung, um vom Abstimmungsergebnis der BPI-Delegiertenversammlung zu berichten. Er zeigte sich beeindruckt von der Zustimmung beim BAH – und betonte zugleich, dass er auch die demokratische Entscheidung im BPI anerkenne. Seine persönliche Konsequenz ist allerdings klar: Der Dermapharm-Chef trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als BPI-Vorsitzender zurück. Der Auftritt beim BAH war damit Feldmeiers letzte Amtshandlung. Der BAH-Vorsitzende Jörg Wieczorek konstatierte: „Wir hatten eine große Idee, die wir nicht verwirklichen konnten.“

Während eine gemeinsame Pressemitteilung beider Verbände für den Fall eines geglückten Fusions-Beschlusses bereits vorbereitet war, mussten BPI und BAH nach diesem Abstimmungsergebnis wieder eigene Wege gehen – auch in der Pressearbeit. Wieczorek erklärte für den BAH: „Wir sind enttäuscht, dass wir diese historische Chance trotz der sehr vertrauensvollen Zusammenarbeit der letzten Monate nicht nutzen konnten.“ Das klare Votum der BAH-Mitgliedsunternehmen für eine Stärkung und Weiterentwicklung der Interessensvertretung für die pharmazeutische Industrie sei ein eindeutiger Vertrauensbeweis für den Kurs des Vorstands. „Wir sehen darin den klaren Auftrag, diesen zum Ziel zu führen. Hierzu werden wir auch mit dem BPI weiterhin intensiv im Gespräch bleiben."

Für den BPI ließ sich Schatzmeister und Tagungsleiter Christoph Harras-Wolff in ähnlicher Tonlage zitieren: „Auch wenn wir unser Ziel verfehlt haben, wird der BPI die Interessen der pharmazeutischen Industrie in Deutschland weiterhin kraftvoll vertreten und dabei auch in Zukunft mit dem BAH und anderen Verbänden konstruktiv zusammenarbeiten.“ 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Trauerspiel

von Dieter Peter am 19.09.2023 um 23:01 Uhr

Ein Trauerspiel, dass diese Provinzfürsten des BPI die Chance vertan haben, einen neuen starken Verband auf die Straße zu bringen. Das hätte die Industrie gebraucht. Aber ein System ändert sich nicht von innen und die Deligierten des BPI hätten sich und ihre Entscheidungskompetenz selbst marginalisieren müssen. Was bleibt ist eine große Blamage und ein geschwächter BPI, denen nun einige Mitglieder davonlaufen werden.

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