Coaching und Beratung (Teil 3)

Auch Führen will gelernt sein

11.08.2023, 17:50 Uhr

Die Truppe zusammenzuhalten ist nicht immer einfach, das gilt für Apothekenteams ebenso wie für Entenfamilien. (Foto: Peter/AdobeStock)

Die Truppe zusammenzuhalten ist nicht immer einfach, das gilt für Apothekenteams ebenso wie für Entenfamilien. (Foto: Peter/AdobeStock)


Eine von vielen Aufgaben, auf die angehende Apotheker:innen während ihrer Ausbildung nicht vorbereitet werden, ist Führung. Wie Inhaber:innen und Fillialleitungen sich trotzdem in diesem Bereich fit machen können, darum geht es im dritten Teil unserer Coaching-Serie. 

Ein großes und wichtiges Feld in Apotheken ist das Thema „Führen“. Obwohl dies für Inhaber, Filialleitungen und andere Apotheker, die als Teamleiter arbeiten, eine tagtägliche Aufgabe darstellt, wird diesem Aufgabenbereich im Pharmaziestudium nach wie vor kein Platz eingeräumt. Was vielen aber nicht klar ist: Der Erfolg eines Unternehmens hängt zu einem großen Teil von den Führungsqualitäten der Chefs ab. Sind jemandem die Eigenschaften zum Führen nicht in die Wiege gelegt und wurden sie bisher nicht erlernt, so fällt es oft schwer, Feedback zu geben, unangenehme Sachverhalte anzusprechen oder auch einmal Kritik zu üben. In solchen Fällen kann ein Führungskräftetraining sinnvoll sein und helfen. Führungskräftecoach Stefie Rapp weiß: „Führungskräfte wollen gerade in kleinen Teams, wie sie oft in den Apotheken vorkommen, keine schlechte Stimmung. Vor allem neue, junge Filialleitungen haben Bedenken, langjährigen Mitarbeitern Feedback zu geben.“ Zudem stößt Rapp in ihren Gesprächen immer wieder auf eine gewisse Angst der Führungskräfte, ihre Teams auch tatsächlich zu führen.

Führungskräftetrainings schulen angehende und bestehende Vorgesetzte in verschiedenen Eigenschaften und Herangehensweisen, die zum Führen eines Teams wichtig sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlernen klare Vorgehensweisen, wie man in bestimmten Situationen vorgeht, lernen etwa, wie man Konflikten am Arbeitsplatz begegnet, wie Teamgespräche moderiert werden oder wie konstruktives Feedback gegeben wird. Die Theorie wird teils in Gruppen unterrichtet. Ein Führungskräftecoaching kann aber auch Einzelcoachings umfassen, die zusätzlich auf individuelle Probleme, negative Glaubenssätze und bestimme Fragestellungen der jeweiligen Person eingehen.

Mentoring speziell für Frauen

Gerade in Apotheken ist ein großer Teil der Führungskräfte weiblich. Aus diesem Grund gibt es Führungskräftetrainings, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Die Zielgruppe sind – wie bei einem „normalen“ Führungskräftetraining auch – angehende und bestehende Führungskräfte. Es bereitet also auch auf zukünftige Positionen vor, das Angebot ist allerdings ausschließlich auf Frauen zugeschnitten. Denn Frauen kämpfen mit anderen Herausforderungen als Männer, und die zu bearbeitenden Themen unterscheiden sich. So gestaltet sich eine ausgewogene „Work-Life-Balance“ bei Frauen anders als bei Männern, da in vielen Fällen noch traditionelle Rollenverteilungen vorherrschen. „Der Spagat, den es hierbei zu bewältigen gibt, ist bei Frauen meistens größer als bei Männern“, so Nicole Müller, die sich mit ihrem Mentoring-Programm für Apothekerinnen in Leitungspositionen spezialisiert hat. „Viele Frauen, wenn bei weitem auch nicht alle, sind empathisch und halten sich eher zurück. Indem man zu Führen lernt, wächst man und lernt, sich auch einmal durchzusetzen“, so Müller weiter.

Von ganzheitlichen Ansätzen profitieren

Derartige Mentorings und Trainings sind zwar allgemein auf das Thema „Führung“ ausgelegt, aber meistens nicht nur im geschäftlichen Kontext zu sehen. Bei einem ganzheitlichen Ansatz profitiert letztendlich die ganze Person, da Punkte wie Kommunikation oder Konfliktmanagement auch im beruflichen und privaten Bereich hilfreich sind. Die Apothekerinnen lernen, wie sie Mitarbeiter unterstützen und motivieren oder spannende, inspirierende Mitarbeitergespräche und Teammeetings führen, die beiden Seiten nützen. Sie stellen und beantworten sich im Kurs Fragen, wie: Warum handle ich so, wie ich handle? Wie wirkt sich mein Führungsstil aus? Welchen Führungsstil möchte ich überhaupt durchführen? Dazu wird nach negativen Glaubenssätzen und limitierenden Faktoren gesucht, Visionen werden entwickelt, Stärken ausgebaut und Persönlichkeitsanalysen durchgeführt. Bei der Auswahl eines Mentoring-Programms ist es wichtig, dass die erlernte Theorie schnell und einfach in der Praxis anwendbar ist. Coaches geben dafür zwar Impulse – die regelmäßige Umsetzung muss jedoch durch den Coachee selbst erfolgen. Damit sich hilfreiche Gewohnheiten dauerhaft etablieren und Automatismen entstehen, ist eine ständige Wiederholung des Gelernten unabdingbar. 

Teamentwicklung

Nicht nur in der Kommunikation von Vorgesetzten in Richtung ihrer Teammitglieder sondern auch innerhalb eines Teams kann es zu Reibereien kommen. Um die gemeinsame Zusammenarbeit und das Arbeitsklima zu verbessern, kann eine sogenannte „Teamentwicklung“ einen wertvollen Beitrag leisten. In Besprechungen mit dem gesamten Team wird der „Ist-Zustand“ erörtert. Gemeinsam erarbeiten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was in der Zusammenarbeit gut und was weniger gut läuft, und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. In der Zukunft gilt es dann, die Lösungen umzusetzen. Im Idealfall werden regelmäßige Reviews durchgeführt, bei denen die Entwicklung zusammen mit dem Coach immer wieder überprüft und nötigenfalls nachjustiert wird. „Wichtig ist Transparenz“, so Rapp, die sich auch in der Teamentwicklung engagiert. „Sie gibt den Mitarbeitern Sicherheit. Wird Transparenz im Team nicht gelebt, kann es schnell zu Missverständnissen kommen.“ Ein Hauptgrund für Konflikte.

Wenn innerhalb eines Teams – zwischen einzelnen Personen oder ganzen Gruppen – ein heftiger Konflikt entbrannt und die Fronten verhärtet sind, kann eine sogenannte Mediation notwendig werden. Ein externer Mediator sucht dabei ausschließlich mit den betroffenen Personen nach Lösungen und spricht als objektiver Berater mit allen beteiligten Parteien. Der Mediator durchleuchtet die Situation objektiv und weist den Inhaber auf Missstände hin, sodass schließlich in Einzel- oder Gruppengesprächen nach konstruktiven Lösungen gesucht werden kann. Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist es wichtig, dass die Apothekenleitung das Team immer im Blick hat und eher früher handelt, als zu spät.


Michaela Theresia Schwarz, Apothekerin, PTA, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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