Westfalen-Lippe

SPD-Abgeordneter Schisanowski besucht Apotheker Fehske

Berlin - 25.11.2022, 12:45 Uhr

Von links nach rechts: Apotheker Klaus Fehske, der SPD-Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski und Apotheker Christian Fehske. (Foto: privat)

Von links nach rechts: Apotheker Klaus Fehske, der SPD-Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski und Apotheker Christian Fehske. (Foto: privat)


Der SPD-Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski informierte sich bei Apotheker Christian Fehske aus Hagen darüber, was den Berufsstand aktuell bewegt – fast zwei Stunden sprachen sie etwa über Honorarkürzungen, Lieferengpässe und pharmazeutische Dienstleistungen. 

Hagen in Südwestfalen ist die Heimat von fast 190.000 Menschen. Vor 20 Jahren gab es hier noch knapp 60 Apotheken – inzwischen sind nur noch gut 30 Offizinen übrig. Doch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) scheint sich für diese Entwicklung bestenfalls mäßig zu interessieren, so der Eindruck von Apotheker Christian Fehske nach dem virtuellen Auftritt des Ministers beim Deutschen Apothekertag Mitte September in München. Und so beschloss er, den Hebel woanders anzusetzen.

Fehske lud den Hagener SPD-Bundestagsabgeordneten Timo Schisanowki in seinen Betrieb ein – und obwohl Schisanowskis Fachressort Bau und Wohnen ist, zeigte er sich gut vorbereitet und interessiert am Leistungs­spektrum der öffentlichen Apotheken, berichtet Fehske. Gemeinsam mit seinem Vater und Vorgänger Klaus Fehske sprach der Apotheker mit dem Politiker etwa über die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Die beiden Approbierten halten es zwar für einen Schritt in die richtige Richtung, pharmazeutische Betreuungsleistungen zu honorieren, wiesen aber auch auf den hohen personellen Aufwand bei der Durchführung hin. Daher seien sie auch weder ein „Geldgeschenk“ der Politik noch geeignet, die drohende Finanzierungs­lücke der Apotheken zu schließen.

Die Apotheker irritiere, dass es derzeit erhebliche Kosten­stei­gerungen für Energie und Löhne in den Apotheken wie auch in anderen Teilen des Gesundheitswesens gebe, die Politik aber sehr unterschiedlich darauf reagiere. So habe sich das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) etwa für die Altenpflege um die Refinanzierung der steigenden Kosten durch die Pflegekassen gekümmert und auch anderen Leistungs­erbringern habe man wenigstens einen Inflationsausgleich zugestanden – den Apotheken hingegen kürze man in diesen Zeiten auch noch die Vergütung. Ohne Not riskiere man auf diese Weise, ein bewährtes und erwiesenermaßen leistungsfähiges System zu zerstören – sei aber gleichzeitig bereit, Riesensummen für den Aufbau eines unklaren „Gesundheitskiosk-Systems“ bereitzustellen, kritisieren die Fehskes.

Lieferengpässe – ein Problem spitzt sich zu

Ein weiteres drängendes Problem, unter dem nicht nur die Apotheken, sondern vor allem auch ihre Patienten litten, seien die Lieferengpässe bei Medikamenten, die inzwischen ein dramatisches Ausmaß angenommen hätten. Schisanowski erkundigte sich nach möglichen Erklärungen – dabei seien unter anderem die Rabattverträge der Krankenkassen zur Sprache gekommen, berichtet Christian Fehske. Als Sparinstrument seien diese für die GKV jahrelang sehr wirksam gewesen, werden nun aber im Kontext der aktuellen Kostensteigerungen von vielen Pharmaunternehmen als wichtiger Grund dafür genannt, warum eine Belieferung Deutschlands mit Medikamenten in manchen Fällen nicht mehr kostendeckend möglich sei.

Als besonders dramatisch schilderten die Apotheker dem Abgeordneten die Situation rund um Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder: Auch wenn Apotheken zur Überbrückung Fiebersäfte und Zäpfchen mit Ibuprofen und Paracetamol herstellen könnten, gingen dabei aufgrund komplizierter und als halbherzig empfundener Erstattungszusagen durch die Krankenkassen besonders die Kinder wenig wohlhabender Eltern häufig leer aus. Ein Zustand, der aus Sicht der Apotheker kaum mit sozialdemokratischer Gesundheitspolitik vereinbar sein könne. Schisanowski nahm die Problematik auf und versprach seinen SPD-Bundestagskollegen im Gesundheitsausschuss davon zu berichten.

Politik muss auch an Angestellte in Apotheken denken

Der Besuch in der Rathaus-Apotheke mit ihren 90 Mitarbeitern habe Schisanowski verdeutlicht, dass die Politik bei Sparmaßnahmen bei den öffentlichen Apotheken stärker an die vielen hart arbeitenden Beschäftigten dort denken sollte, in ganz Deutschland immerhin knapp 160.000 (überwiegend weibliche) angestellte PKA, PTA sowie Apothekerinnen und Apotheker. Schisanowskis Fazit: Die politischen Rahmenbedingungen dürften nicht dazu führen, dass letztlich „die Ehrlichen die Dummen sind“.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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