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Misoprostol in der Geburtseinleitung
Zusatznutzen für Angusta ist nicht belegt
Vor- und Nachteile von Prostaglandinen in der Geburtseinleitung
Wie die AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) im Dezember 2021 in einer Stellungnahme erklärte, bietet Misoprostol trotz des nicht anerkannten Zusatznutzens Vorteile: „Misoprostol bietet Vorteile gegenüber anderen zur Geburtseinleitung zugelassenen Prostaglandin-E2-Präparaten (v. a. Dinoproston) sowie Oxytocin. Im Gegensatz zu Dinoproston hat Misoprostol keine bronchokonstriktorische Wirkung und kann daher bei Patientinnen mit Asthma eingesetzt werden.“ Bei der Weheneinleitung zeichne sich Misoprostol auch durch den Vorteil der oralen Anwendbarkeit aus, was das Infektionsrisiko (insbesondere bei Blasensprung) gegenüber vaginalen Prostaglandin-Präparaten senke und die Akzeptanz bei Schwangeren erhöhe.
Zur weiteren Einordnung erklärte die AkdÄ, dass zu den Therapiestandards (bei unreifem Zervixbefund) ab der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) neben Misoprostol gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie Geburtseinleitung der AWMF, dem Cochrane-Review „Low-dose oral misoprostol for induction of labour“ und den Empfehlungen des NICE zur Geburtseinleitung
- vaginal anzuwendendes Dinoproston in seinen verschiedenen Zubereitungen,
- Foley-Ballonkatheter und Dilatatoren (beide nur bei intakter Fruchtblase) zählen.
Zu den in Deutschland zugelassenen vaginalen Dinoproston-Darreichungen gehörten
- Minprostin® Gel 1 bzw. 2 mg (Indikation: bei Schwangeren am Termin oder nahe am Termin mit ausreichender Geburtsreife der Cervix uteri (Bishop-Score 4 und größer) und Einlingsschwangerschaft),
- Minprostin® Vaginaltabletten 3 mg (Indikation: zur Geburtseinleitung bei Patientinnen mit ausreichender Geburtsreife der Cervix uteri) und
- Propess® Freisetzungssystem 10 mg (Indikation: zur Einleitung der Zervixreifung in der Spätschwangerschaft ab Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche).
Außerdem wird in der Lauer-Taxe noch das niedriger dosierte „Perpidil Gel“ gelistet, mit der Indikation: „Medizinisch indizierte Geburtseinleitung bei Schwangeren mit unreifer Zervix (Bishop-Score bis zu 5).“
Rote-Hand-Brief zu Dinoproston
Uterine Hyperstimulation und Prostaglandine in der Geburtseinleitung
Am 28. Juni 2021 war ein Rote-Hand-Brief (RHB) zu den dinoprostonhaltigen Arzneimitteln Minprostin, Prepidil und Propess veröffentlicht worden. Wie im ursprünglich medial diskutierten Fall Cytotec ging es dabei um uterine Hyperstimulationen. Sicherheitshinweise, die für Misoprostol gelten, müssen also auch bei anderen Prostaglandinen in der Geburtseinleitung beachtet werden.
Ansonsten ist der Fall Misoprostol zumindest wissenschaftlich nicht komplett abgeschlossen, beispielsweise ist die optimale Dosierung noch nicht ganz geklärt:
„Problematisch und weiterhin unklar ist die optimale Dosierung, da eine Erhöhung der Dosis zwar zu einer besseren Effektivität führt, jedoch die Nebenwirkungen (v. a. uterine Überstimulation) ebenso höher sind“, heißt es beispielsweise in der aktuellen Leitlinie zur Geburtseinleitung.
Von Philipp Kircher / Elisabeth Remplik / Peter Killian / Annette Munck
Philipp Kircher (Hrsg.) / Elisabeth Remplik (Hrsg.) / Peter Killian (Hrsg.)
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