Generalversammlung der Noweda

Gemeinsam stark

Berlin - 26.11.2020, 13:15 Uhr

Der Noweda-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck hält den Namen des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes für einen Euphemismus. (Foto: Noweda)

Der Noweda-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck hält den Namen des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes für einen Euphemismus. (Foto: Noweda)


Hoffnungsträger Zukunftspakt Apotheke

Kuck ging ausführlich auf den Zukunftspakt Apotheke mit den Partnern Burda, Pharma Privat, Apostore und Netdoktor ein. Diese strategische Allianz solle den Apotheken ermöglichen, auf Augenhöhe mit großen industriellen Versendern zu agieren. Sie habe weitere große Fortschritte gemacht. Dazu gehöre die bereits aktive Vorbestellplattform „IhreApotheken.de“, auch zu erreichen unter ia.de. Die Apothekenzeitschrift „My Life“ sei mit 2,35 Millionen Exemplaren eine der erfolgreichsten Neueinführungen einer deutschen Zeitschrift in den vergangenen Jahren. Sie werde in der Werbung mit „Netdoktor“ verknüpft, dem mit 20 Millionen Zugriffen pro Monat erfolgreichsten deutschsprachigen Gesundheitsportal. Ein neuer Aspekt sei die Zusammenarbeit mit der Firma Acardo, die digitale Coupon-Aktionen in Apotheken ermögliche. Ein Meilenstein für den Zukunftspakt sei die Kooperation mit der Compu Group (CGM). Das E-Health-Unternehmen sei ein neuer starker Partner, der sich zu den Zielen des Zukunftspakts bekenne. Jüngster Partner sei das Apothekenrechenzentrum ARZ Haan.

Doch der Zukunftspakt könne ohne die Apotheken nicht funktionieren. Die Apotheker müssten gemeinsam mit den Partnern Aufbauarbeit leisten. Alle säßen in einem Boot, „wenn es darum geht, den Apothekenmarkt gegen die Begehrlichkeiten und gegen die Gier der industriellen Versender zu verteidigen“. Die jüngste Gesetzgebung betrachtete Kuck kritisch. Die Bezeichnung als „Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz“ sei euphemistisch. „Größte Schwäche dieses Gesetzes ist, dass es auf ein Rx-Versandverbot verzichtet.“ Stattdessen gelte es nur für 90 Prozent des Marktes und bedeute damit den Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin. Das sei „ein Fest für die Versender“, die alle Register ziehen würden, um den neun Millionen privat Versicherten „wunderbare Vorteile“ anzubieten. Dies sei eine Zumutung für alle gesetzlich Versicherten. Wie diese Teil-Gleichpreisigkeit politisch bestehen soll, bleibe das Geheimnis des Gesundheitsministers. Zudem sei zu erwarten, dass das Gesetz „in nicht allzu ferner Zukunft vor dem Europäischen Gerichtshof landet“, erklärte Kuck. Ein Lichtblick seien jedoch die Regelungen für Temperaturanforderungen beim Transport von Arzneimitteln. Allerdings bleibe fraglich, ob die Einhaltung angemessen kontrolliert werde. Denn die ausländischen Versender würden praktisch im rechtsfreien Raum agieren.

Umwälzungen im Markt

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Matthias Lempka erklärte, die anerkennenden Worte der Politik für die Apotheken in der Pandemie täten gut. Doch wenn es darum gehe, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen, sehe es eher düster aus. Dazu verwies Lempka auf die Halbierung des Botendiensthonorars. Die Noweda habe sich wieder gut geschlagen, aber auch Lempka wies auf schwierige Rahmenbedingungen hin. Er nannte insbesondere das steigende Direktgeschäft mit einem Marktanteil von 16,5 Prozent. Die Fusion von Gehe und Alliance beschrieb er als „historische Umwälzung im Großhandelsmarkt“. Der Sinn sei Kosten zu senken und Niederlassungen zu schließen. Dem stellte Lempka die Noweda gegenüber, bei der „nicht amerikanische Kettenbetreiber darüber entscheiden, wie morgen die Bezugsstruktur in Deutschland aussieht“. Im Bericht des Aufsichtsrats betonte Lempka die große Herausforderung durch den Versand angesichts der Pandemie und des E-Rezepts. Darum sei die digitale Sichtbarkeit der Apotheken wichtig. Daraufhin verwies auch Lempka auf die Bedeutung des Zukunftspakts Apotheke. In der Diskussion wies Kuck darauf hin, dass die Vorbestellplattform des Zukunftspakts bereits arbeite, anders als bei der Initiative Pro AvO. Der Pakt sei zwar offen für alle Bündnisse mit demselben Ziel, aber es fehle die Zeit, um ganz neu anzufangen.

Wechsel im Vorstand, Kontinuität im Aufsichtsrat

Nach 35 Jahren im Unternehmen und 17 Jahren im Vorstand scheidet Noweda-Finanzvorstand Joachim Wörtz zum Jahresende aus Altersgründen aus dem Amt. Seine Nachfolgerin wird Cornelia Rolf. Für das Personal wird künftig André Debald zuständig sein. Lempka würdigte den jahrelangen Einsatz von Wörtz für die Mitglieder und seine Loyalität zu den Apothekern. Er sei dem Leitspruch „mit vereinten Kräften“ in besonderer Weise gerecht geworden. Wörtz dankte den Mitgliedern und appellierte an sie, über das genossenschaftliche Prinzip zu sprechen.

Die Amtszeiten des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Matthias Lempka und des Aufsichtsratsmitglieds Bernd Roder endeten turnusgemäß. Beide wurden erneut in den Aufsichtsrat gewählt. Gegenkandidaten gab es dabei nicht. In der anschließenden konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats wurde Lempka wieder zum Vorsitzenden gewählt.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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