Neues Dividendenmodell beschlossen

Noweda-Generalversammlung stellt Weichen für die Zukunft

Berlin/Essen - 27.11.2023, 15:25 Uhr

Die Noweda-Generalversammlung (vorne im Bild der Vorstandsvorsitzende der Noweda Dr. Michael Kuck bei der Präsentation des Zahlen) hat ein neues Dividendenmodell beschlossen. (Foto: Noweda) 

Die Noweda-Generalversammlung (vorne im Bild der Vorstandsvorsitzende der Noweda Dr. Michael Kuck bei der Präsentation des Zahlen) hat ein neues Dividendenmodell beschlossen. (Foto: Noweda) 


Die Dividenden der Noweda bleiben auch 2023 auf dem Niveau der Vorjahre. Die Generalversammlung des Pharmagroßhändlers beschloss am Samstag jedoch eine Änderung ihres Dividendenmodells: Wer besonders intensiv mit der Noweda zusammenarbeitet, soll künftig eine neue Förderdividende erhalten. Dafür werden weniger aktive Mitglieder auch weniger bekommen. Weitere wichtige Punkte der Versammlung: Noweda-Chef Michael Kuck kündigte neue Aktionen für die Apotheken vor Ort an und es wurde ein neues Aufsichtsratsmitglied gewählt.

Wie bereits berichtet, konnte die Apothekergenossenschaft Noweda das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Umsatzplus von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 9,47 Milliarden Euro abschließen. Bei der Generalversammlung am vergangenen Samstag in Essen hatten Vorstandschef Michael Kuck und Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Lempka Positives zur Entwicklung der Genossenschaft zu berichten. Es wird viel investiert – in die Standorte, sowie Projekte für mehr Nachhaltigkeit.

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Bei den Dividenden bleibt es nach dem Beschluss der Generalversammlung in diesem Jahr beim Alten: Es gibt 8,5 Prozent auf die Grundanteile und 10 Prozent auf die freiwilligen Anteile – das bedeutet eine Bardividende von 7,23 beziehungsweise 8,5 Prozent. 21,9 Millionen Euro des Bilanzgewinns – und damit rund 400.000 Euro mehr als im Vorjahr – werden an die 9.370 Mitglieder ausgezahlt. 

„Bevor alles den Lauterbach runtergeht“

Kuck sparte in seinem Bericht nicht an Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: Das im Sommer in Kraft getretene Engpassgesetz (ALBVVG) greife zu kurz und seine Pläne für die Apotheken würden in eine Zwei-Klassen-Versorgung führen. Wenn der Minister den Apotheken angesichts der Lieferengpässe, die es bekanntlich nicht erst seit vergangenem Jahr gibt, „Panikmache“ vorwerfe, so sei dies eine „Unverschämtheit“. Eine wesentliche und langfristige Verbesserung der Gesamtlage hält Kuck mit Lauterbach als Minister nicht für möglich. Daher müsse der politische und mediale Druck auf ihn weiter wachsen. Apotheken mit ihren täglich drei Millionen Kundenkontakten hätten hier einen starken Hebel in der Hand, Patienten aufzuklären. Aber auch die Noweda werde weiter ihren Beitrag leisten, versprach Kuck. Schließlich eignet sich nicht jedes Kundengespräch für lange politische Erörterungen. Dabei hilft der Genossenschaft nicht zuletzt die Kooperation mit Burda Media im Rahmen des Zukunftspaktes. So erschien erst kürzlich ein „Focus“ mit dem Titel „Arzneialarm“ – auch Michael Kuck kam hier mit seiner Sicht auf die Dinge zu Wort. In Kürze soll es ein My-Life-Sonderheft geben, das den Leitartikel des „Focus“ zum Thema Lieferengpässe sowie weitere Informationen zum Thema enthält. Die erste Auflage betrage 1,3 Millionen Exemplare und werde allen Apotheken kostenlos zur Verfügung gestellt, kündigte Kuck an. Gleichzeitig werde eine neue Kampagne starten – der Titel: „Bevor alles den Lauterbach runtergeht“. Sie fordert eine zuverlässige Gesundheitspolitik ein und kommt mit Slogans wie „Mehr Fiebersaft, weniger Lieferengpässe“ oder „Mehr Antibiotika, weniger Worthülsen“. Die Motive werden als Anzeigen in reichweitenstarken Zeitschriften erscheinen, als Großplakate in Berlin aufgehängt, Apotheken als Plakate bereitgestellt, sowie über die sozialen Medien gespielt.

E-Rezepte: eGK gibt keine dauerhafte Sicherheit

Kuck sprach auch über die Entwicklungen beim E-Rezept und mahnte, sich mit dem neuen Einlöseweg via elektronische Gesundheitskarte (eGK) zu sehr in Sicherheit zu wiegen. Auf den ersten Blick sei es zwar überaus erfreulich, mit dieser Stecklösung die EU-Versender abgehängt zu haben. Aber die eGK sei ein Auslaufmodell. Ab 2026 werde sie nicht mehr nötig sein – dann sollen die digitalen Identitäten kommen – und über die freuten sich auch die Versender. Auch sei die Einlösung über die eGK nicht ganz so patientenfreundlich, wie oft behauptet: Der Haken ist nämlich, dass die Patientin oder der Patient nicht sehen kann, was auf der Verordnung steht. Auch vor diesem Hintergrund ist es laut Kuck wichtiger denn je, digital gut aufgestellt zu sein. Und das geht aus Noweda-Sicht natürlich am besten mithilfe des Zukunftspaktes, der aktuell die einzige digitale Gesamtlösung am Markt sei. Er biete von der Webseite über Apps und Marketing bis zu Kooperationen mit anderen Online-Dienstleistern alles aus einer Hand. Man wolle in allen Anwendungen präsent sein, wo sich Menschen über Gesundheitsthemen informieren und eventuell Arzneimittel bestellen wollen. Und das Beste daran sei: Diese Infrastruktur sei stets apothekerbeherrscht.

Beschluss zu neuem Dividendenmodell

Ein weiterer wichtiger Punkt der diesjährigen Generalversammlung war die Diskussion und letztlich auch die Beschlussfassung über ein neues Dividendenmodell. Lempka zeigte zuvor auf, was der vor einem Jahr einberufene Ausschuss aus Noweda-Mitgliedern, sowie Vertretern des Vorstands und des Aufsichtsrates in den vergangenen Monaten erdacht haben, um die Zukunftsfähigkeit der Noweda sicherzustellen. Denn die Genossenschaft steht wie unsere Gesellschaft insgesamt vor den Herausforderungen des demografischen Wandels. Es gibt immer mehr Mitglieder, die aus Altergründen keine eigene Apotheke mehr betreiben, aber bei der Dividendenauszahlung zu berücksichtigen sind – inaktive Fördermitglieder erhalten schließlich die gleiche Dividende wie aktive. Ziel der Genossenschaft sei es aber, gerade aktivere Mitglieder zu unterstützen. Wie lässt sich hier ein fairer Ausgleich schaffen? Vor dieser komplexen Aufgabe stand der Ausschuss. Er habe zahlreiche Modelle diskutiert, erläuterte Lempka. Am Ende entschied man sich für eines, das der Aufsichtsratsvorsitzende nun vorstellte. 

Die derzeit „normale“ Dividende für Fördermitglieder für Pflicht- und freiwillige Anteile soll demnach zu einer sogenannten Grunddividende werden. Die ebenfalls bestehende Investdividende für investierende und förderfähige Mitglieder mit einem Jahresumsatz von weniger als 360.000 Euro soll bestehen bleiben. Doch es soll eine dritte Komponente hinzukommen. Förderfähige Mitglieder mit einem Jahresumsatz von mehr als 720.000 Euro pro Apotheke sollen zusätzlich zur Grund- eine Förderdividende erhalten. Diese soll einen Anreiz für eine intensivere Zusammenarbeit mit der Noweda schaffen, erläuterte Lempka. Die Umsatzschwelle habe man mit Augenmaß bemessen, betonte er. Berücksichtige man, dass nur 2,6 Prozent der Apotheken weniger als eine Million Euro Jahresumsatz machen, sei sie eher niedrig angesetzt. Erhöhen könne man sie später gegebenenfalls immer noch. Während die Förderdividende nun nach und nach steigen soll, soll die Grunddividende über fünf Jahre hinweg „maßvoll“ zurückgeführt werden. Im Geschäftsjahr 2023/24 liege der Anteil der Grunddividende noch bei 90 Prozent, dann solle dieser jährlich um 6 Prozentpunkte schrumpfen. 2027/28 hätte die Grunddividende noch einen Anteil von 66 Prozent am Gesamtausschüttungsvolumen. Und bei diesem Anteil soll es auch bleiben, erklärte Lempka, er dürfe nicht unterschritten werden. Die Investdividende soll hingegen bei einem Anteil von vier Prozent bleiben.

Der Vorschlag wurde diskutiert. Es gab viel Verständnis für den Ansatz, wenn auch Fragen zu Details und ob es nicht auch einfacher ginge. Kritische Stimmen wurden ebenfalls laut – schließlich gibt es auch Mitglieder, die in so einem Modell das Nachsehen haben. Gebe es dann künftig Mitglieder zweier Klassen? Wie sieht es mit dem Bestandsschutz aus? Sei das neue Modell nicht sogar eine Form von Altersdiskriminierung? Kuck hatte auf alle Einwände eine Antwort parat. So verwies er beispielsweise darauf, dass es zwar eine Pflicht gebe, wesentlich gleiches gleichzubehandeln, nicht aber die, ungleiches gleichzubehandeln. Letztlich stimmten 90,5 Prozent der anwesenden Mitglieder für den Vorschlag des Ausschusses. Nötig gewesen wäre sogar nur eine Zweidrittel-Mehrheit. Damit ist der Vorstand nun ermächtigt, die entsprechende Satzungsänderung herbeizuführen. Gültig wird diese, wenn sie ins Genossenschaftsregister eingetragen ist. Es ist damit zu rechnen, dass die neue Satzung dann bei der nächsten Generalversammlung angewendet werden kann. 

Aufsichtsrat: Roder geht, Kosmiky kommt

Nicht zuletzt standen bei der diesjährigen Generalversammlung auch Wahlen für zwei Posten im Aufsichtsrat an. Apotheker Bernd Roder aus Bösel schied satzungsgemäß aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat aus. Vorstand und Aufsichtsrat dankten ihm für seinen langjährigen Einsatz. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Apotheker Matthias Lempka aus Dortmund schied turnusmäßig aus. Er stellte sich zur Wiederwahl und wurde mit großer Mehrheit der anwesenden Mitglieder erneut gewählt. Als Nachfolger für Roder wurde Apotheker Jens Kosmiky aus Enger neu in den Aufsichtsrat gewählt. 

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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