Betriebsstörung

Aus BASF-Anlage fließen 300 Kilogramm Imidazol in den Rhein

Dießen am Ammersee - 14.10.2020, 09:15 Uhr

Luftbild des BASF-Werks in Ludwigshafen mit Sitz am Rhein. (Foto: imago images / Jochen Eckel)

Luftbild des BASF-Werks in Ludwigshafen mit Sitz am Rhein. (Foto: imago images / Jochen Eckel)


Aus dem Ludwigshafener Stammwerk von BASF sind am letzten Freitag und Samstag rund 300 Kilogramm Imidazol in den Rhein geflossen. Es besteht laut Unternehmen und Umweltministerium jedoch keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Ein weiterer Eintrag des Stoffes konnte gestoppt werden.

Der in der Pharmaindustrie als Baustein und Reagenz eingesetzte Stoff Imidazol ist in der Wassergefährdungsklasse 2 als deutlich wassergefährdend eingestuft. Eine Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF) betont jedoch, dass sich aus der aktuellen Betriebsstörung bei BASF keine negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt ergeben. Sie verweist darauf, dass die rund 300 Kilogramm Imidazol durch den derzeitigen Abfluss des Rheins von zirka 1.400.000 Liter pro Sekunde an der Einleitstelle stark verdünnt worden wären. „Bei Wasserlebewesen sowie auf das gesamte Ökosystem des Rheins können ersichtliche Schäden wegen der im Rhein minimalen Konzentrationen nicht auftreten“, so die Sprecherin gegenüber DAZ.online.

Imidazol und seine Derivate dienen als Zwischenprodukte bei der Herstellung von Kunststoffen, Farbstoffen, pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Schädlingsbekämpfungsmitteln und Textilhilfsmitteln. 

In der Pharmazie werden die älteren Imidazol-Derivate heute nur noch lokal bei Pilzbefall der Haut und Schleimhäute angewendet (Imidazole). Clotrimazol ist der Prototyp dieser Stoffklasse. Es wirkt gegen alle humanpathogenen Pilze. Auch Miconazol und Ketoconazol werden nur noch lokal appliziert. (dm) 

Im Auslauf der Kläranlage waren am Samstag zunächst erhöhte Konzentrationen von Imidazol gemessen worden. Das Abwasser des BASF-Werkes fließt zusammen mit dem aus umliegenden Kommunen in eine Kläranlage, die dieses in drei Klärstufen reinigt. Aus dieser Kläranlage tritt, laut Information des MUEEF, gewöhnlicherweise eine maximale Tageskonzentration von 0,6 mg/l Imidazol in den Rhein. Auch dies habe keine Auswirkungen auf das Rheinökosystem.

Eintrag gestoppt, Anlage noch nicht wieder hochgefahren

In Reinform verursacht der Stoff laut Sicherheitsdatenblatt schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. Er ist gesundheitsschädlich beim Verschlucken und kann das Kind im Mutterleib schädigen. Gelangen wassergefährdende Stoffe in größeren Mengen ins Ökosystem, so können sie hier das Leben von Fischen und anderen Wasserorganismen bedrohen und die Trinkwasserqualität gefährden.

Doch bei der aktuellen Betriebsstörung von BASF konnte Schlimmeres verhindert werden. Nachdem man die Quelle der Emission im Werk gefunden hatte, wurde der Eintrag des Stoffes gestoppt. Laut einer Pressesprecherin von BASF sei es durch technische Defekte im Zusammenspiel verschiedener Stränge und Abwasserströme zum Austritt des Imidazols gekommen. Bisher ist die Anlage noch nicht wieder hochgefahren worden.

Störung wird aufgearbeitet

Die Betriebsstörung hatte das Unternehmen sofort an die zuständigen Behörden weitergegeben. Daraufhin informierte das MUEEF die Anlieger mit einer Rhein-Information zum Fall. Zudem ist BASF laut Ministerium angehalten, jegliche Betriebsstörung mit Auswirkungen auf die Umwelt und/oder den Menschen so aufzuarbeiten, das gleichartige Defekte sowohl im betroffenen Betrieb, als auch in allen auf dem gesamten Betriebsgelände vergleichbaren Produktionen auszuschließen sind. Dazu gehörten das Abwasserschutzkonzept anzupassen, organisatorische und technische Maßnahmen durchzuführen, um vergleichbare Störfälle auf dem gesamten Betriebsgelände der BASF auszuschließen, sowie das Personal speziell zu schulen. „Wir werden Verfahren optimieren, damit das nicht mehr passieren kann“, so auch die Pressesprecherin von BASF gegenüber DAZ.online.

Um grundsätzlich Schadensfälle zu vermeiden, besprechen sich die Behörden und BASF regelmäßig im wasserwirtschaftlichen Ausschuss über betriebliche Abwasserkonzepte und Vorsorgemaßnahmen und entwickeln diese weiter.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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