STIKO

Künftige COVID-19-Impfung – wer könnte zuerst geimpft werden?

Stuttgart - 21.08.2020, 10:30 Uhr

Die STIKO will eine gerechte Verteilung der künftigen COVID-19-Impfstoffe und dass diese so eingesetzt werden, dass durch sie möglichst viele schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindert werden. (s / Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Binh Truong)

Die STIKO will eine gerechte Verteilung der künftigen COVID-19-Impfstoffe und dass diese so eingesetzt werden, dass durch sie möglichst viele schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindert werden. (s / Foto: picture alliance / Xinhua News Agency | Binh Truong)


Noch gibt es keinen COVID-19-Impfstoff – außer in Russland. Dennoch überlegt die STIKO bereits, wie eine gerechte Verteilung potenzieller SARS-CoV-2-Vakzine und eine sinnvolle Impfpriorisierung aussehen könnten. Der Grund: Sie erwartet, dass anfangs nicht genügend COVID-19-Impfstoffe verfügbar sind, um alle Menschen zu impfen. Welche Personen gilt es besonders zu schützen und bei Impfungen möglicherweise zu bevorzugen?

Derzeit befinden sich nach Angaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) weltweit mehr als 170 Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 in der Entwicklung. Welche Impfstoffe sodann tatsächlich „die strengen Kriterien einer Impfstoffzulassung“ erfüllen und wann sie in der Europäischen Union zugelassen werden, vermag die STIKO nicht vorherzusagen. Überzeugt ist sie hingegen, dass wirksame und sichere Impfstoffe wichtige Bausteine „für eine langfristige Kontrolle und Prävention der SARS-CoV-2-Ausbreitung“ sind. 

Bislang hat nur Russland eine COVID-19-Vakzine auf den Markt gebracht, in der EU (und der restlichen Welt) ist aktuell kein SARS-CoV-2-Impfstoff in Verkehr. Ungeachtet dessen bereitet sich die STIKO bereits vor – sie nimmt im Epidemiologischen Bulletin 35/2020 Stellung „zu einer künftigen Impfung gegen COVID-19“.

Nicht sofort genügend Impfstoff für alle

Die STIKO erwartet, dass bis Anfang 2021 einer oder mehrere COVID-19-Impfstoffe in der Europäischen Union zugelassen sein werden und erste Chargen verteilt und vertrieben werden können. Sie geht aber auch davon aus, dass nicht von Anfang an genügend Impfstoff zur Verfügung stehen wird, um der gesamten Bevölkerung eine Impfung anbieten zu können, sodass eine Priorisierung notwendig wird. Die sodann „verfügbaren Bestände mit bestmöglichem Nutzen für die Bevölkerung“ einzusetzen, ist Aufgabe der STIKO. Sie hat den gesetzlichen Auftrag, Impfempfehlungen und -strategien zu entwickeln, auch während einer Pandemie.

Medizinisches Personal und Risikogruppen

Um zu bewerten, wie ein maximaler Nutzen mit der Impfung erreicht werden kann, müssten Erkenntnisse zu alters- und berufsspezifischem Infektionsrisiko, zum Risiko für schwere Erkrankungen, dem alters- und risikogruppenspezifisch erreichbarem Impfschutz und der Qualität des Impfschutzes berücksichtigt werden. Unter Letzterem versteht die STIKO die Verhinderung einer SARS-CoV-2-Infektion oder schwerer Krankheitsverläufe und die Anzahl der dafür notwendigen Impfdosen. Zudem gelte es, das medizinische und pflegerische System zu schützen, um eine Patientenversorgung aufrechtzuerhalten sowie beruflich besonders Exponierte zu berücksichtigen.

Gerechte Verteilung der Impfstoffe

Diese Parameter sollen mithilfe einer „mathematischen Transmissionsmodellierung“ zusammengeführt werden, das Robert Koch-Institut (RKI) erarbeitet mit der STIKO derzeit ein solches Modell. Berücksichtigen will die STIKO bei diesen Überlegungen auch ethische Punkte. Da die Pandemie in viele Lebensbereichen der Menschen einschneide, sei eine gerechte Verteilung der Impfstoffe bei limitierten Impfstoffmengen von großer Bedeutung.

Impfempfehlung dynamisch

Die STIKO erklärt weiter, dass eine erste Empfehlung zur Impfpriorisierung angesichts limitierter Daten zu den Impfstoffen auch auf Grundlage von Annahmen erfolgen müsse. Man wolle gemeinsam mit dem RKI und anderen Institutionen die Evidenz aus wissenschaftlichen Untersuchungen und klinischen Studien kontinuierlich aufarbeiten und bewerten, wobei Sicherheit und Effektivität der Impfstoffe zentral sein würden. Auch das mathematische Modell wird unter Berücksichtigung neuer Daten fortlaufend aktualisiert. Ergebe die Nutzen-Risiko-Abwägung sodann eine neue Evidenz, wie ein besserer Impfschutz für die Bevölkerung erreicht werden kann, passe die STIKO konsequenterweise ihre Impfempfehlung entsprechend an.

Keine standardmäßige Grippeimpfung für alle

Erst jüngst hatte die STIKO ihre Empfehlung zur Grippeimpfung bestätigt. Auch hier betonte sie, wie wichtig es sei, vor allem die von der STIKO umrissenen Risikogruppen für schwere Influenzaerkrankungen, medizinsiches oder pflegerisches Personal und besonders exponierte Menschen zu schützen. Die etwa 25 Millionen vorbestellten Grippeimpfstoffdosen würden für die Impfung der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland nicht ausreichen. Laut Destatis liegt der aktuelle Bevölkerungsstand der Bundesrepublik bei 83,2 Millionen. Allein für die Impfung der von STIKO empfohlenen Gruppe würden etwa 40 Millionen Impfdosen benötigt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

klingt so

von Karl Friedrich Müller am 21.08.2020 um 14:49 Uhr

ethisch, die Verteilungsüberlegung.
Risikopersonen, Medizinisches Personal.
Ich traue den Impfstoffen nicht, hab auch über mögliche negative Seiten gelesen
Wie, wenn man Personen mit Risiko erst recht umbringt? Oder Angehörige des Gesundheitswesens? Mal abgesehen davon, wie die Wertschätzung ausfiel - im wahrsten Sinn des Wortes - nachdem sich die Lage beruhigt hatte? Dann sind die doch wieder die letzten, die was bekommen, wenn das Zeug gut wirkt.
Überlegungen hin oder her - die Verteilung wird sehr pragmatisch ablaufen, fürchte ich.
Nach dem Motto: erst kommt das Fressen, dann die Moral.

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Besser

von Birgit Eyit am 21.08.2020 um 14:18 Uhr

Politiker und deren sämtlichen Familienangehörigen, dann alle Mitarbeiter vom Robert Koch Institut, natürlich die Star-Virologen auch und auch deren Familienangehörige.

Und dem sehr geehrten Hr. Spahn am Besten eine 10-fach Impfung geben, um sicher zu gehen dass der auch auf keinen Fall krank wird. Gleiches für die geehrte Fr. Merkel.

Und dann warten wir 50 Jahre und es sollten währenddessen Langzeitstudien diesbezüglich gemacht werden - geimpft vs. ungeimpft (generell wäre dies eine gute Idee auch wegen anderen Impfungen, wäre doch gut sicherzustellen, dass die Zelllinien hergestellt aus abgetriebenen Föten definitiv keine Probleme verursachen Stichwort MRC-5, WI-38 und so weiter).

Mal schauen wer gesünder ist.

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AW: Besser

von Sebastian Gumbach am 21.08.2020 um 16:55 Uhr

Ich verzichte sehr gerne auf einen schnell zusammengeschusterten Impfstoff - ganz abgesehen davon, dass es sich aller Voraussicht nach nicht um einen klassischen Impstoff handelt, sondern um einen mRNA- Impfstoff. Dieser verändert das Genom und kann sogar u.U. nach einer Anzahl von Jahren Krebs auslösen, was die Menschen dann auch nicht mehr mit dem Impfstoff in Verbindung bringen. Die verängstigten Menschen werden aber gar nicht informiert über diese möglichen Nebenwirkungen. Das ist also KEIN verantwortungsvoller Umfang damit.

Idee

von Karl Friedrich Müller am 21.08.2020 um 10:36 Uhr

die Politiker, bitte. Und dann erst mal ein bisschen warten....

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