„TherVacB“ 2021 in klinischer Erprobung

Therapeutische „Impfung“ als Heilung für chronische Hepatitis B

Düsseldorf - 25.02.2020, 12:20 Uhr

Nach einer Vorbehandlung und Reduktion der Virusproteine machen sich die Forscher die wieder verfügbare Kapazität des Immunsystems mit einer therapeutischen Impfung zu Nutze. (c / Foto: Zerbor / stock.adobe.com)

Nach einer Vorbehandlung und Reduktion der Virusproteine machen sich die Forscher die wieder verfügbare Kapazität des Immunsystems mit einer therapeutischen Impfung zu Nutze. (c / Foto: Zerbor / stock.adobe.com)


SiRNA-Gabe gefolgt von drei Impfdosen

Dabei seien die siRNA so synthetisiert, dass sie auf eine Region zielen, die allen HBV-Transkripten gemeinsam ist, erklärt der Forscher. „Deshalb kann durch eine einzelne siRNA jedes virale Transkript und dadurch auch virales Protein supprimiert werden.“ Aktuell befindet sich dieser Teil der Kombinationstherapie bereits in Phase 2-Studien. Die durch diese Vorbehandlung und Reduktion der Virusproteine wieder verfügbare Kapazität des Immunsystems, besonders der sogenannten CD8-positiven-T-Zellen, die als cytotoxische Immunzellen besonders an der Virusabwehr beteiligt sind, machen sich die Forscher anschließend mit einer therapeutischen Impfung zu Nutze. 

„Die Immunstimulation geschieht über die Verabreichung der therapeutischen Vakzine ,TherVacB'. In unserer Studie im Mausmodell wurden hierfür die viralen Proteine HBsAg (Hepatitis B Surface Antigen) und HBcAg (Hepatitis B Core Antigen) verabreicht. Für die klinische Studie wird zusätzlich noch die virale Polymerase ‚geimpft‘. Insgesamt besteht ,TherVacB' aus drei Injektionen. Bei den ersten zwei werden die Antigene zusammen mit einem Adjuvans verabreicht“, sagt Michler. Die dritte Injektion bestehe aus einem viralen Vektor, welcher HBV-Antigene exprimiere. Dabei verwenden die Forscher das attenuierte Modified- Vaccinia-Ankara-Virus (MVA).

Klinische Erprobung wird noch Jahre dauern

Diese therapeutische Impfung sei um einiges komplexer als die bekannte HBV-Schutzimpfung. „Wichtig ist besonders, dass ,TherVacB' auch virus-spezifische T-Zellen induziert. Die HBV-Schutzimpfung besteht hierzu im Gegensatz lediglich aus dem HBsAg und induziert ‚nur‘ Antikörperantworten“, sagt der Forscher. Der Start der klinischen Erprobung von „TherVacB“ ist für das Jahr 2021 geplant und wird rund zwei Jahre dauern. „Nachdem beide Komponenten einzeln erprobt wurden, könnte die Kombination in klinischen Studien evaluiert werden“, sagt Michler. Im Mausmodell habe man durch die Kombination eine starke Immunantwort gegen das Virus ausgelöst. „Die Hepatitis B-Infektion heilte aus“, berichtet er. 

„Der therapeutische Impfstoff, den wir entwickelt haben, ist sehr vielversprechend, da er neutralisierende Antikörper und T-Zell-Antworten induziert“, ergänzt auch Dr. Anna Kosinska, die andere Erstautorin der Studie. Die Verabreichung der drei Injektionen soll in jeweils vierwöchigem Rhythmus erfolgen. Ferner sei „TherVacB“ so konzipiert, dass er die Mehrheit der acht bekannten Varianten des HB- Virus abdecke. „Wie bei jeder Impfung erwarte zumindest ich typische Symptome, welche durch eine Entzündungsreaktion ausgelöst werden wie etwa Erwärmung, Druckgefühl, ziehender Schmerz an der Injektionsstelle. Durch die Aktivierung von virusspezifischen T-Zellantworten kann es auch zur Tötung HBV-infizierter Leberzellen kommen und im Zuge dessen auch zu Erhöhungen der Leberwerte. In unseren Versuchen mit Mäusen waren die Leberwerte jedoch nur sehr leicht erhöht.“ 

Für die Forschung an „TherVacB“ und die klinische Erprobung erhält das Forschungskonsortium unter Leitung des Helmholtz Zentrums eine Förderung durch die Europäische Union im Rahmen des Programms Horizon 2020 von mehr als zehn Millionen Euro. 

Die Studie ist im Fachmagazin Gastroenterology erschienen: T. Michler, A. Kosinska et al., 2020: Knockdown of Virus Antigen Expression Increases Therapeutic Vaccine Efficacy in High-titer HBV Carrier Mice. Gastroenterology, DOI:10.1053/j.gastro.2020.01.032. 



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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