RKI zur Influenzaimpfung

Wie gut schützte die Grippeimpfung 2018/19?

Stuttgart - 08.10.2019, 06:59 Uhr

Die Grippeimpfung 2018/19 schützte besser als die Vorjahresvakzine. Vor allem der Influenza A(H1/N1)-Schutz war gut, wohingegen keine Wirksamkeit gegen Influenza A(H3N2) bestand. Warum? (m / Foto: by-studio / stock.adobe.com)

Die Grippeimpfung 2018/19 schützte besser als die Vorjahresvakzine. Vor allem der Influenza A(H1/N1)-Schutz war gut, wohingegen keine Wirksamkeit gegen Influenza A(H3N2) bestand. Warum? (m / Foto: by-studio / stock.adobe.com)


21 Prozent Impfeffektivität

Das RKI hat den Grippeimpfschutz für 2018/19 geprüft. „Die für Geschlecht, Altersgruppe, Vorliegen einer Grunderkrankung und Erkrankungswoche adjustierte Impfeffektivität gegen eine laborbestätigte Influenza in der Saison 2018/19 betrug 21 Prozent“, schreiben die Experten des RKI.

Und wie gut schützte die Vierfach-Influenzaimpfung vor den einzelnen Stämmen? Differenziert betrachtet hat das RKI hier lediglich die Stämme Influenza A(H1N1) und Influenza A(H3N2).

Guter Schutz gegen Influenza A(H1N1), kein Schutz gegen Influenza A(H3N2)

Der Impfstoff schützte zu 61 Prozent vor Influenza A(H1N1)pdm09-Infektionen (95 Prozent-KI: 31 bis 78 Prozent). Die Wirksamkeit war laut RKI bei Kindern am größten und nahm dann in den älteren Altersgruppen ab. Bei Influenza A(H3N2) sah es deutlich schlechter aus: Das RKI kommt hier auf eine adjustierte Impfeffektivität von laborbestätigten Influenza-Infektionen von -28 Prozent (95 Prozent-KI: -93 bis 16 Prozent). Wie kommt der negative Wert zustande? Gilt nicht das banale Zahlenverständnis von 0 Prozent Impfeffektivität = keine Wirksamkeit?

Grippeimpfung: 0 Prozent Impfeffektivität = keine Wirksamkeit?

Das RKI erklärt auf Nachfrage von DAZ.online: „Bei der Berechnung der Impfwirksamkeit werden die „Chancen" (Odds) verglichen, ob geimpfte Fälle oder ungeimpfte Fälle (alles ARI-Patienten in den Sentinelpraxen) jeweils eine laborbestätigte Influenza bekommen haben oder nicht (Wirksamkeit berechnet als „1 minus Odds-Ratio"). Die obere und untere Grenze des 95-Prozent-Vertrauensbereichs für die Impfwirksamkeit bei dieser Schätzmethode wird ebenfalls angegeben.
Bei einem Wirksamkeitsergebnis im positiven Bereich, in dem auch die Werte für das obere und untere Limit des Vertrauensbereichs im Positiven liegen, belegt das Ergebnis statistisch signifikant die Impfwirksamkeit. So bedeutet, wie im Falle von Influenza A(H1N1), eine Wirksamkeit von 61 Prozent, dass bei 100 exponierten Geimpften nur 39 an einer Influenza erkrankten, während jedoch bei gleicher Exposition alle 100 Nichtgeimpften erkrankten“, so das RKI.

Höhere Grippechance durch Impfung?

Der negative Wert bei der Impfwirksamkeit gegen A(H3N2) in dieser Saison mit -28 Prozent und die Vertrauensbereiche, die für A(H3N2) vom negativen in den positiven Bereich reichen, bedeuten laut RKI, dass keine statistisch signifikante „kleinere Chance" – und damit ein besserer Schutz – der Geimpften gegen eine Influenzaerkrankung im Vergleich zu Ungeimpften belegt wurden.

Wenn der Punktschätzer und der gesamte Vertrauensbereich im negativen Bereich liegen würden, hätten Geimpfte bei gleicher Exposition sogar eine höhere „Chance", an Influenza zu erkranken, was während der Pandemie 2009 in Kanada durchaus ein Thema gewesen sei. Die Hypothese, die dahintersteht: Die saisonal Geimpften seien so auf die saisonale Influenza „fokusiert geschützt“, dass deren Immunsystem sodann auf eine Infektion mit dem neuartigen Virus nicht zielgerichtet reagieren würde.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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