Deutscher Cannabisanbau startet

7.200 Kilogramm Cannabis „made in Germany“

Bonn / Stuttgart - 18.04.2019, 14:30 Uhr

Grünes Licht und freie Fahrt für den ersten Cannabisanbau zu medizinischen Zwecken in Deutschland. (s /Foto: imago)

Grünes Licht und freie Fahrt für den ersten Cannabisanbau zu medizinischen Zwecken in Deutschland. (s /Foto: imago)


Was lange währt, wird endlich gut – diesen Satz kann man getrost unter „Cannabis made in Germany“ schreiben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte informierte am Mittwoch, dass es „Zuschläge im Vergabeverfahren für den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken erteilt“ hat. Wann rechnet das BfArM mit dem ersten deutschen Cannabis?

Die Ausschreibung zu medizinischem Cannabis mit dem Produktionsort Deutschland lief wahrlich nicht hürdenfrei. Die erste Cannabisausschreibung scheiterte an einer Bieterklage, und auch im zweiten Ausschreibungsverfahren gibt es juristische Querelen. Lange war unklar, wann denn mit den Zuschlagserteilungen für „Cannabis made in Germany“ zu rechnen ist. Seit Mittwoch gibt es teilweise Klarheit – für neun der insgesamt 13 Lose erteilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gestern die Zuschläge.

Wer bekommt die Cannabisanbauzuschläge?

Die Ausschreibung umfasst insgesamt 10.400 kg Cannabis, verteilt auf vier Jahre mit jeweils 2.600 kg. Eine Jahresmenge ist aufgeteilt auf 13 Lose zu je 200 kg. Die Aurora Produktions GmbH erhielt den Zuschlag für fünf Lose, die Aphria Deutschland GmbH für vier Lose – die beiden Unternehmen können nun beginnen, Cannabis in pharmazeutischer Qualität in Deutschland unter den betäubungs- und arzneimittelrechtlichen Vorgaben anzubauen. Damit sind jetzt Zuschläge für den Anbau und die Ernte von insgesamt 7.200 kg für vier Jahre erteilt worden. Das BfArM erwartet die erste Ernte für das vierte Quartal 2020.

Vier der insgesamt 13 ausgeschriebenen Lose sind bislang unbesetzt. Der Zuschlag kann laut einer Mitteilung des BfArM derzeit nicht erteilt werden, „weil sich ein unterlegener Bieter mit einem Nachprüfungsantrag an die Vergabekammer gewandt hat“. Einen zeitlichen Rahmen, wann diese vier noch ausstehenden Zuschläge erteilt werden können, definiert das BfArM aktuell nicht. Auch werde es vorerst keine Informationen hierzu geben, „da es sich mit Blick auf diese vier Lose weiterhin um ein laufendes Verfahren handelt, darf das BfArM aus vergaberechtlichen Gründen keine Auskünfte über die Inhalte des Nachprüfungsantrages geben“, heißt es seitens der Behörde

BfArM wird kein Cannabis lagern

BfArM-Präsident Prof. Dr. Karl Broich zeigt sich erfreut ob der ersten Cannabisanbauzuschläge: „Die heutige Zuschlagserteilung ist ein wichtiger Schritt für die Versorgung schwerkranker Patientinnen und Patienten mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität", erklärt er in einem Schreiben. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: „Gleichwohl bedauern wir, dass nun abermals wirtschaftliche Interessen eines Bieters dazu führen, dass wir nicht schon früher im vollen Umfang zur Verbesserung der Versorgungssituation beitragen können.“

Importe weiterhin erforderlich

Derzeit importiert Deutschland seinen Bedarf an Cannabis zu medizinischen Zwecken. Kanada und die Niederlande versorgen die Bundesrepublik aktuell. Dies wird auch so bleiben und „weiterhin möglich sein", erklärt das BfArM. Laut BfArM wurden 2018 aus Kanada und den Niederlanden 3.130 kg Cannabisblüten importiert. Aktuell sind fast ausschließlich Blüten aus Holland verfügbar. Importware aus Kanada dagegen ist, seitdem Cannabis dort legalisiert wurde, schwer zu bekommen.

Bei Importware hat das BfArM im Gegensatz zum deutschlandinternen Anbau keine zentrale Steuerungsfunktion. Beim nun bevorstehenden Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland wird die beim BfArM angesiedelte Cannabisagentur das in Deutschland angebaute medizinische Cannabis nach den völkerrechtlichen Vorgaben des Einheitsübereinkommens der Vereinten Nationen über Suchtstoffe von 1961 ankaufen, in Besitz nehmen und an Hersteller von Cannabisarzneimitteln, Großhändler oder Apotheken verkaufen. Allerdings rein virtuell – die Ernte werde „weder in das BfArM verbracht noch dort gelagert“ betont das BfArM.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Vergabe und Preise ?

von Kassensklave am 19.04.2019 um 8:57 Uhr

Alles, was einigermaßen profitabel ist, ob Mobilfunklizenzen oder Cannabisanbau, wird in unserer Demokratiediktatur "lizensiert" und "vergeben".
Die Versteigerungen der UMTS-Mobilfunklizenzen 2010 haben dem Staat satte 50 Milliarden gebracht.
Und heute wird darüber geklagt, wie teuer der Mobilfunk in Deutschland ist und wie mangelhaft Netzabdeckung und andere Leistungen sind wie zB Datenvolumen.
(vgl hierzu https://www.stern.de/digital/smartphones/lte-tarife-im-eu-vergleich--so-werden-die-deutschen-beim-datenvolumen-abgezockt-7229070.html)

Ich höre heute schon den nächsten Gesundheitsminister, der sich über die hohen Cannabispreise beschwert.

Wir werden von bigotten, verlogenen und käuflichen Idioten regiert.

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