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Blähungen, Säuglingskolik oder Schreibaby: Was helfen könnte

Stuttgart - 05.04.2019, 14:15 Uhr

Geballte Fäustchen, gerötetes Gesicht, schreiendes Baby: Hat es Schmerzen, also die berühmten Dreimonatskoliken? Zieht es die Beine so an, weil es Blähungen hat? Oder kann es sich einfach noch nicht selbst beruhigen? (Foto: Youlaangel / stock.adobe.com)

Geballte Fäustchen, gerötetes Gesicht, schreiendes Baby: Hat es Schmerzen, also die berühmten Dreimonatskoliken? Zieht es die Beine so an, weil es Blähungen hat? Oder kann es sich einfach noch nicht selbst beruhigen? (Foto: Youlaangel / stock.adobe.com)


Stecken doch Darmprobleme dahinter? Welche Präparate aus der Apotheke helfen

Eine australische Leitlinie des „Royal Children’s Hospital Melbourne“ erklärt, dass die aus der Apotheke bekannten Simeticon-Tropfen sich im Vergleich zu Placebo nicht auf das Weinen der Babys auswirken. Auch andere, vor allem im englischsprachigen Raum übliche Zubereitungen wie „gripe water“, die heutzutage aus Pflanzenextrakten wie Kamille, Fenchel, Melisse und Ingwer bestehen, sollen keine nachgewiesene Linderung bringen. Hier gilt außerdem Vorsicht, weil „gripe water“ ganz unterschiedlich zusammengesetzt sein kann. Früher soll sogar Alkohol enthalten gewesen sein. 

Simeticon und Protonenpumpenhemmer: unwirksam

Etwas ausführlicher auf die medikamentösen Maßnahmen ging ein Artikel im Journal der „American Academy of Family Physicians“ im Jahr 2015 ein. Dort steht ausdrücklich, dass Simeticon und Protonenpumpenhemmer bei der Behandlung von Säuglingskoliken unwirksam sind. Das Journal bezieht sich bei Simeticon auf ein systematisches Review über drei randomisierte kontrollierte Studien.

Probiotika: ja, aber nur bei gestillten Babys

Als Behandlungsmöglichkeiten für gestillte Säuglinge – allerdings nicht bei Formula-Nahrung – werden Probiotika mit Lactobacillus reuteri (Stamm 17938) und die Reduzierung der Aufnahme von mütterlichen Allergenen genannt. Kinder die nicht gestillt werden, könnten davon profitieren, auf eine hydrolysierte Formulanahrung zu wechseln (Verdacht auf Kuhmilchallergie).

Auch ein australisches Review vom August 2018 beschreibt Lactobacillus reuteri als einzige medikamentöse Maßnahme, die einen Versuch wert zu sein scheint. Weltweit hätten mehrere Studien die Wirksamkeit belegt. Es sollen auch keine Nebenwirkungen auftreten, wobei zu beachten ist, dass Langzeiteffekte von Probiotika noch nicht gut erforscht sind. Immerhin könnte die Art der Darmbesiedlung in den ersten Lebensmonaten Auswirkungen auf die spätere Gesundheit haben. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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