SPD-Gesundheitspolitiker zu Bottrop

„Eine staatlich verankerte Taskforce muss den Zyto-Skandal aufarbeiten“

Karlsruhe - 07.11.2018, 10:15 Uhr

Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der NRW-SPD, fordert, dass eine staatliche Taskforce zur Aufarbeitung des Bottroper Zyto-Skandals gegründet wird. (Foto: Büro Neumann, SPD)

Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der NRW-SPD, fordert, dass eine staatliche Taskforce zur Aufarbeitung des Bottroper Zyto-Skandals gegründet wird. (Foto: Büro Neumann, SPD)


Neumann: Der Staat muss die Gesundheitsversorgung sicherstellen

DAZ.online: Wie sollen die Kontrollen Ihrer Ansicht nach durchgeführt werden?

Neumann: Wir hatten vor gut zwanzig Jahren einen Zeitgeist in Deutschland, der sagte: weniger Staat, weniger Aufsicht – dann läuft alles von alleine. Doch es läuft nicht alles von alleine. Wenn Menschen Vertrauen in den Staat haben sollen, müssen sie sich darauf verlassen, dass er ihre Gesundheit sicherstellt. Natürlich müssen die Behörden gemeinsame Prüfverfahren haben und vernetzt sein. Wir sind den Menschen nach Bottrop schuldig, das aufzubauen. Wenn nicht jetzt – wo klar ist, dass es ein Versagen gegeben hat – wann sollen wir dann reagieren? Aber es muss noch geklärt werden, wer die zusätzlichen Kontrollen durchführt und bezahlt. Als ein wichtiges Selbstverwaltungsorgan sollten auch die Apothekerkammern hinzukommen, sie müssen mit ins Boot genommen werden. Bei den Apothekerkammern sitzt ja die Kompetenz – und es geht um den Schutz der 99,99 Prozent Apotheker, die jeden Tag ihre Arbeit machen und durch diese Fälle in Misskredit gebracht wird. Die Taskforce sollte auch Voraussetzungen schaffen, dass wir landesweit die Kontrollen so aufstellen, dass sie abgestimmt sind – zwischen Behörden, Apothekerkammern, Wirtschaftsprüfern und Ministerium.

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DAZ.online: Sollte das Ganze nicht auf die Bundesebene?

Neumann: Eindeutig. Wir haben diese Probleme nicht nur in Brandenburg. Wir haben vergleichbare Systeme, unabhängig davon, wie die Behörde heißt. Es kann ja nicht sein, dass jemand der an der Grenz von NRW und Hessen wohnt und über die Stadtgrenze geht, andere Verhältnisse vorfindet. Zumindest die Standards müssen vergleichbar sein. Ich glaube da brauchen wir mehr Bewegung. Ich persönlich glaube aber, dass vieles, was bundesweit schon existiert, in der Praxis nur umgesetzt werden muss. Die Frage ist, wie eine Landesausführungsverordnung diese Umsetzung auch regelt. Diese Frage muss landesweit geklärt und im Ministerium auch mitgesteuert werden – gerade auch in einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mit 18 Millionen Einwohnern. Wenn wir den Menschen, die Opfer geworden sind, ein deutliches Zeichen senden wollen, dann muss das Zeichen sein: Wir werden alles tun, um so etwas zu verhindern.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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