Versandhandel

Läuft zu gut: Zur Rose versendet doch weiter aus Halle 

Stuttgart - 06.11.2018, 11:30 Uhr

Die Schweizer Zur Rose Group setzt ihre Kooperation mit der Zur-Rose-Versandapotheke in Halle fort. ( r / Foto: picture alliance/KEYSTONE)

Die Schweizer Zur Rose Group setzt ihre Kooperation mit der Zur-Rose-Versandapotheke in Halle fort. ( r / Foto: picture alliance/KEYSTONE)


Vor etwa einem Jahr meldete die Schweizer Zur Rose Group, dass man die Zusammenarbeit mit der Zur-Rose-Versandapotheke in Halle aufgeben wolle. Nun wird die Kooperation
doch fortgesetzt. Die DocMorris-Mutter ist dort mit ihrem deutschen Ableger, der Zur Rose Pharma GmbH, involviert und wickelt für den Apothekeninhaber Ulrich Nachtsheim unter anderem die Versandhandelslogistik ab. Jahrelang stand das Geschäftsmodell aus Halle in der Kritik, weil es von Kritikern als Umgehung des Fremdbesitzverbotes gesehen wird.

Seit 2004 arbeiten die in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) ansässige Apotheke Zur Rose und die zur Schweizer Zur Rose Group gehörende Firma Zur Rose Pharma GmbH zusammen. Die Zur Rose Pharma GmbH wickelte für den Apotheker Ulrich Nachtsheim die Logistik und die administrativen Aufgaben seines Versandhandels ab. Im November 2017 teilte Zur Rose mit, dass die Zusammenarbeit in Halle beendet werden soll. Apothekeninhaberinhaber Nachtsheim wolle sich altersbedingt aus dem Versandgeschäft zurückziehen. Ab Mitte 2018 werde der Versand aus Sachsen-Anhalt eingestellt, hieß es. Zugleich gaben die Schweizer bekannt, dass sich ihr deutscher Ableger, die Zur Rose Pharma GmbH in Halle, künftig ganz auf Dienstleistungen im Gesundheitswesen fokussieren werde. In den Niederlanden solle spätestens dann eine neue Versandapotheke gegründet sein, um die Kunden weiter zu versorgen. 

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Diese Pläne liegen nun offenbar erstmal auf Eis. Aus Halle wird immer noch versendet. Eine Sprecherin der Schweizer Zur Rose Group sagte dazu auf Nachfrage von DAZ.online, dass Nachtsheim und die Zur Rose Pharma übereingekommen seien, die im November 2017 kommunizierte Nachfolgelösung für die Bedienung seiner Versandkunden zeitlich zu verschieben. Weiter erklärt sie: „Herrn Nachtsheim war es wichtig, bei seinem Rückzug aus dem Versandgeschäft seinen Kunden eine adäquate Lösung für die künftige Belieferung anbieten zu können. Diese ist aufgrund der andauernden Konsolidierung und des starken OTC-Wachstums im deutschen Versandhandelsmarkt in der präferierten Form im Moment noch nicht möglich.“ 

Die Sprecherin bestätigt, dass die Versandapotheke Zur Rose und die Zur Rose Pharma weiter zusammenarbeiten werden. Darüber hinaus werde der Ausbau des Standortes Halle zum Kompetenzzentrum für Marketing und Services im Gesundheitswesen konsequent vorangetrieben. 

Vergleichbares Konstrukt bei Eurapon

Das in Halle praktizierte Konstrukt war jahrelang umstritten und wurde von Kritikern als Umgehung des Fremdbesitzverbots gesehen. Der Fall beschäftigte daher auch die Gerichte und ging bis vors Bundesverwaltungsgericht. Doch dieses ließ die Kooperation und Nachtsheims Versanderlaubnis letztlich unangetastet. Es blieb allerdings ein gewisser Nachgeschmack, da das Bundesverwaltungsgericht sich gar nicht mit dem Geschäftskonzept als solchem auseinandergesetzt hatte. Vielmehr war dem gegen die Versanderlaubnis klagenden Apotheker die Klagebefugnis abgesprochen worden.

Ein vergleichbares Modell fährt die Schweizer Zur Rose bei der Bremer Versandapotheke Eurapon. Die Schweizer haben Ende 2017 die Eurapon Pharmahandel GmbH, ein Dienstleistungsunternehmen in der Arzneimitteldistribution mit Sitz in Bremen, übernommen und damit einen wesentlichen Teil der Logistik sowie die Arzneimittelbelieferung für das Eurapon- Versandgeschäft. Die Versandapotheke selbst ist aber nach wie vor im Besitz des Apothekers Kubilay Talu. Und dieser plant laut einer Mitteilung von Zur Rose, mit DocMorris über die Eurapon Pharmahandel GmbH eng zusammenzuarbeiten. Später sei allerdings geplant, das Versandgeschäft aus den Niederlanden heraus zu betreiben.

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Und auch stationär scheint es bei Zur Rose in der Schweiz zu laufen. Wie der Mutterkonzern von DocMorris am gestrigen Montag mitteilt, „lanciere man anknüpfend an den Erfolg der ersten beiden Filialen in Bern und Basel“ mit dem Kooperationspartner Migros die dritte Shop-in-Shop-Apotheke in Zürich. Sie soll am 8. November am neu umgebauten Hauptsitz der Migros eröffnen. In der Schweiz darf Zur Rose im Gegensatz zu Deutschland selbst Apotheken betreiben, es gibt dort weder Fremd- noch Mehrbsesitzverbot. 

Mit „denselben günstigen Konditionen wie im Versand“ wollen die Unternehmen Kunden dorthin locken. Rezeptpflichtige Medikamente seien durchschnittlich 12 Prozent, OTC-Arzneimittel und Gesundheitsprodukte bis zu 40 Prozent günstiger als in anderen Apotheken, werben sie. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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