Zur Rose Group richtet sich neu aus

Zur Rose gibt in Halle Versandhandel auf

Berlin - 28.11.2017, 15:30 Uhr

Zur-Rose-Arzneimittel-Päckchen kommen ab Sommer 2018 wohl nicht mehr aus Halle, sondern aus Holland. (Foto: Sket)

Zur-Rose-Arzneimittel-Päckchen kommen ab Sommer 2018 wohl nicht mehr aus Halle, sondern aus Holland. (Foto: Sket)


Die Tage der Zur-Rose-Versandapotheke in Halle sind gezählt. Ihr Inhaber Ulrich Nachtsheim will sich altersbedingt aus dem Versandgeschäft zurückziehen. Dies teilt die Schweizer Zur Rose Group mit. Zugleich gaben die Schweizer bekannt, dass sich ihr deutscher Ableger, die Zur Rose Pharma GmbH in Halle, künftig ganz auf Dienstleistungen im Gesundheitswesen fokussieren wird. Zuvor wickelte diese für Nachtsheims Apotheke verschiedene Aufgaben ab.

Seit 2004 haben die in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) ansässige Apotheke Zur Rose und die zur Schweizer Zur Rose Group gehörende Firma Zur Rose Pharma GmbH zusammengearbeitet. Die Zur Rose Pharma GmbH wickelte für den Apotheker Ulrich Nachtsheim die Logistik und die administrativen Aufgaben seines Versandhandels ab. Dieses Konstrukt war jahrelang umstritten und wurde von Kritikern als Umgehung des Fremdbesitzverbots gesehen. Der Fall beschäftigte daher auch die Gerichte und ging bis vors Bundesverwaltungsgericht. Doch dieses ließ die Kooperation und Nachtsheims Versanderlaubnis letztlich unangetastet. Es blieb allerdings ein gewisser Nachgeschmack, da das Bundesverwaltungsgericht sich gar nicht mit dem Geschäftskonzept als solchem auseinandergesetzt hatte. Vielmehr war dem gegen die Versanderlaubnis klagenden Apotheker die Klagebefugnis abgesprochen worden.

Doch nun soll die Zusammenarbeit in Halle aus freien Stücken beendet werden. Ab Mitte 2018 wird der Versand aus Sachsen-Anhalt eingestellt, vermeldete die Zur Rose Group am heutigen Dienstag. Doch die Kunden sollen weiterbedient werden: In den Niederlanden soll spätestens dann eine neue Versandapotheke gegründet sein. Wie eine Zur-Rose-Sprecherin gegenüber DAZ.online mitteilte, werden die Kunden auf „Wunsch von Herrn Nachtsheim den qualitativ hochwertigsten Versandhandel mit Arzneimitteln unter dem gewohnten Branding“ auch weiterhin erhalten.

40 Mitarbeiter betroffen

In Zukunft wird sich die Tochterfirma Zur Rose Pharma in Halle mehr auf Dienstleistungen aus den Bereichen Vertrieb, Service und Marketing spezialisieren, so die Schweizer. Davon sollen Unternehmen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zur Rose Gruppe profitieren. Rund 40 Mitarbeiter müssen im Sommer wegen der Neuausrichtung mit Kündigungen rechnen. Laut Zur Rose Group sieht ein Sozialplan eine Jobbörse und Angebote zur Umschulung vor. Weiterbeschäftigt werden rund 90 Personen, die den Standort im Sinne der neuen Strategie weiter ausbauen.

Analysten sind überrascht

Sibylle Bischofberger, Analystin bei der Zürcher Kantonalbank, zeigte sich überrascht von der Absicht des Unternehmens zur Restrukturierung. Dem Schweizer Börsenberichterstatter „Moneycab“ schrieb sie, dass mit außerordentlichen Kosten gerechnet werden müsse und die Maßnahme leicht negativ einzuschätzen wäre. Durch den Wegfall der Kooperation mit einem deutschen Apotheker mit eigener Apotheke als Partner könne die Zur-Rose-Gruppe keinen Versandhandel aus Deutschland betreiben.

Zur Rose expandiert und wächst

Im Geschäftsjahr 2016 erwirtschaftete das 1993 von 21 Ärzten gegründete Unternehmen Zur Rose einen Umsatz von 880 Millionen Franken. Allein 361 Millionen Franken entfielen davon auf das Tochterunternehmen DocMorris. Im Juli dieses Jahres fand der Börsengang statt, dessen Erlös von 233 Millionen Franken der Expansionsstrategie zugutekommen soll.

Erst kürzlich gab die Zur Rose Group den Kauf der niederländischen Versandapotheke Vitalsana und des dazugehörigen deutschen Dienstleisters ApDG bekannt. Seit Oktober 2017 wird zudem das deutsche Logistikunternehmen Eurapon Pharmahandel in die Unternehmensgruppe integriert. Das Ziel des rund 800 Mitarbeiter starken Unternehmens ist, „die europäische Marktführerschaft weiter auszubauen“.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Ich sehe gerne beim Wachsen zu

von Christiane Patzelt am 28.11.2017 um 18:41 Uhr

Leider sind große Schiffe schwer zu manövrieren, bin sehr gespannt ( aus betriebswirtschaftlicher Sicht ), wann die 21 Ärzte ins Schlingern geraten. Fürs Popcorn isses ja noch zu früh, das Baby kriegt jetzt erstmal n fetten Bauch, aber die ersten Flatulenzen werden nicht lange auf sich warten lassen.
Derweil bin ich froh, nur ein kleines Ladengeschäft zu führen, denn mehr Geld macht auch mehr Stress. Da bin ich lieber Landapotheker und drehe nur am kleinen Rädchen. So lang wir noch treue Kunden haben und ich ihnen eine gepflegte Apotheke bieten kann mit guter Beratung und einem tollen Service, versuche ich mal ganz ruhig zu bleiben. Bleibt uns zur Zeit der Starre etwas anderes übrig?

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