Thrombozytenaggregationshemmung

Studie: Niedrigdosis-ASS schützt offenbar nur Leichtgewichte

Berlin - 21.08.2018, 12:45 Uhr

Einer aktuellen Analyse zufolge wirken 100 Milligramm ASS zur Kardioprotektion nur bei Personen, die leichter als 70 Kilogramm sind. (s / Foto: Imago)

Einer aktuellen Analyse zufolge wirken 100 Milligramm ASS zur Kardioprotektion nur bei Personen, die leichter als 70 Kilogramm sind. (s / Foto: Imago)


Auf die Körperzusammensetzung kommt es an

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass aufgrund der Ergebnisse die „One-size-fits-all“-Strategie in der Kardioprotektion mit ASS überholt ist. Das kardioprotektive Potenzial des Thrombozytenaggregationshemmers ließe sich aus ihrer Sicht steigern, wenn gewichtsspezifische Dosierungen zum Einsatz kommen.  

Allerdings scheint nicht nur das reine Körpergewicht, sondern auch das Verhältnis von Muskeln zu Fett eine Rolle zu spielen. So zeigte eine Subanalyse, dass Niedrigdosis-ASS vor allem bei Patienten mit viel fettfreier Masse (lean-body-mass) die Wirksamkeit verliert, während ein erhöhter Körperfettanteil nicht so schwer ins Gewicht fällt. Da die entsprechenden Daten nicht für die gesamte Population vorlagen, wären hier größere Studien erforderlich, um diesen Effekt zu bestätigen.

Müssen Leitlinien angepasst werden?

Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) sprechen sich für vertiefende Forschung aus, deren Ergebnisse zu einer Neubewertung der Leitlinien herangezogen werden könnten. Denn es handele sich um neue Erkenntnisse zu einem altbekannten Arzneimittel, die eine große Patientengruppe betreffen würden – denn die meisten Erwachsenen in unseren Breiten sind schwerer als 70 Kilogramm.   

„Etwa 80 Prozent aller Männer und die Hälfte aller Frauen wiegen mehr als 70 Kilogramm. Wir müssen davon ausgehen, dass sehr viele Menschen in der Primär- und Sekundärprophylaxe unterversorgt sind“, so Professor Armin Grau, Vorsitzender der DSG und Direktor der Neurologischen Klinik am Klinikum der Stadt Ludwigshafen. „Wünschenswert wäre eine randomisierte Studie, in der Sekundärprävention nach transienter ischämischer Attacke und ischämischem Insult bei Personen mit einem Körpergewicht von über 70 Kilogramm untersucht wird““, sagt Prof. Hans-Christoph Diener, Seniorprofessor für Klinische Neurowissenschaften an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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