Deutscher Ärztetag

Ärzte wollen sich gegen impfende Apotheker aussprechen

Berlin - 11.05.2018, 12:15 Uhr

Sollten Apotheker impfen dürfen? Auf dem Deutschen Ärztetag könnte ein Antrag beschlossen werden, in dem sich die Mediziner klar dagegen aussprechen. (Foto: Imago)

Sollten Apotheker impfen dürfen? Auf dem Deutschen Ärztetag könnte ein Antrag beschlossen werden, in dem sich die Mediziner klar dagegen aussprechen. (Foto: Imago)


Am heutigen Freitag endet der Deutsche Ärztetag in Erfurt. Wichtige Anträge, zum Beispiel zur Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes, wurden bereits beschlossen. Weitere, auch für die Apotheker wichtige Vorschläge stehen noch auf der Tagesordnung. Spontan gestellt wurde beispielsweise ein Antrag, in dem sich die Ärzte entschieden dagegen aussprechen, dass die Apotheker ein Impfrecht erhalten.

Beim diesjährigen Deutschen Ärztetag in Erfurt, der am heutigen Freitag endet, könnte es quasi in letzter Minute noch zu einem Beschluss kommen, der viele Apotheker verärgern dürfte. Delegierte aus Niedersachsen, Nordrhein, Hessen und Baden-Württemberg haben beim Ärztetag adhoc einen Antrag entworfen und eingereicht, in dem es um die Steigerung der Impfraten geht. Er trägt den Namen „Impfhindernisse beseitigen“.

Impfpflicht

Vakzination

Impfpflicht

In anderen europäischen Ländern ist es längst geübte Praxis, dass Apotheker impfen – auch um die Mediziner zu entlasten. Der Nutzen ist erwiesen: Die Impfraten in diesen Ländern sind nachgewiesenermaßen höher als hierzulande. Einige Delegierte auf dem Ärztetag sehen das anscheinend ganz anders: Sie fordern, dass das Impfrecht ausschließlich bei den Ärzten bleibt. So heißt es in dem Antrag wörtlich: Das Impfrecht muss Ärztinnen und Ärzten vorbehalten bleiben, die nach Paragraf 1 Absatz 2 der Berufsordnung die Aufgabe haben, die Gesundheit zu schützen.“ Außerdem wird die Bundesärztekammer aufgefordert, die Impfraten zu erhöhen, „ohne eine Kostenerhöhung zu bewirken“. Und: Die BÄK soll sich intensiv um die Abschaffung weiterer Impfhindernisse wie „fachfremdes Impfen, Impfstoffe auf Einzelrezept etc.“ einsetzen.

Spannend ist aber auch die Begründung der Antragsteller, in der sich die Mediziner klar gegen die Ausweitung der Kompetenzen von Apothekern wenden. Die Ärzte nehmen Bezug auf eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK): „Der BVDAK fordert schon das Impfrecht für Apothekerinnen und Apotheker. Angeblich haben sich über 70 Prozent der Mitglieder für das Impfrecht in Apotheken ausgesprochen.“ Die Mediziner sehen das aus den folgenden Gründen skeptisch: „Bis heute ist es jedoch juristisch nicht einmal denkbar, dass geschulte Medizinische Fachangestellte (MFA) ohne ärztliche Anwesenheit in der Praxis allein Impfungen verabreichen dürfen. Anaphylaxie, Synkope, Lokalreaktionen sowie Angstreaktionen müssen adäquat beherrscht werden.“

„Apothekerausbildung“ enthält keine Infos zum Impfen

Es folgt eine Aufzählung ärztlicher Leistungen wie Impfanamnese, Ausschluss von Kontraindikationen oder Ausschluss akuter Erkrankungen. Bei diesen Themen sei nur der Arzt in der Lage, „sie den Anforderungen entsprechend zu erfüllen“, heißt es weiter. Schließlich folgt noch ein weiterer Grund, warum aus Sicht der Mediziner die Pharmazeuten nicht zum Impfen geeignet sind – das Pharmaziestudium, das in dem Antrag als „Apothekerausbildung“ tituliert wird. Wörtlich heißt es mit Bezug auf die ärztlichen Tätigkeiten: „Sie sind in der bisherigen Apothekerausbildung nicht enthalten und wären in einer Schnellausbildung in Form geplanter Tagesseminare nicht so intensiv zu vermitteln, dass sie ausreichen oder gar späteren juristischen Auseinandersetzungen standhalten. Das Infektionsschutzgesetz und das Patientenrechtegesetz müssten geändert werden.“

Erst kürzlich hatte sich der FDP-Bundestagsabgeordnete und Arzt Andrew Ullmann gegen die Ausweitung des Impfrechtes auf Apotheker ausgesprochen. Ullmann erklärte gegenüber DAZ.online, dass Apotheker etwa bei allergischen Reaktionen der Patienten nicht so reagieren könnten wie Mediziner.

Selbst wenn der Ärztetag diesen Antrag beschließt, dürfte es keinen großen Gegenwind aus der Standesvertretung der Apotheker geben. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt machte bei einem Pressegespräch der ABDA vor einigen Monaten klar, dass man sich nicht dafür stark machen wolle, dass Apotheker impfen sollen. Allerdings sehe er es als möglich an, dass Apotheker Impfberatungen anbieten. Auch Bayerns Kammerpräsident Thomas Benkert hat bereits erklärt, dass er gegen impfende Apotheker ist, weil die Mediziner im Umkehrschluss dann das Dispensierrecht fordern könnten.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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