Europäische Impfwoche

FDP-Politiker Ullmann hält Impfen in der Apotheke für riskant

Berlin - 27.04.2018, 12:00 Uhr

FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sprach DAZ.online gegenüber ein klares "Nein" zum Impfen in der Apotheke aus – dafür ein großes "Ja" für eine intensivere Apotheken-Arzt-Kooperation. (Foto: Imago)

FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann sprach DAZ.online gegenüber ein klares "Nein" zum Impfen in der Apotheke aus – dafür ein großes "Ja" für eine intensivere Apotheken-Arzt-Kooperation. (Foto: Imago)


Impfmüdigkeit der Bevölkerung und überfüllte Arztpraxen – könnten sich die Immunisierungsraten verbessern, wenn Apotheken impfen dürften? FDP-Gesundheitspolitiker und Infektiologe Andrew Ullmann findet, dass die Immunisierung der Arztpraxis vorbehalten sein sollte. Bei anderen heilberuflichen Themen sollten Apotheker und Ärzte aus seiner Sicht aber noch intensiver zusammenarbeiten.

Anlässlich der Europäischen Impfwoche beklagten verschiedene Experten, dass die Impfraten wie beispielsweise bei den Masern unzureichend seien. Könnte sich der Impfschutz in Deutschland verbessern, wenn Apotheker Immunisierungen anbieten dürften? In anderen Ländern wie beispielsweise in Großbritannien, der Schweiz oder den USA hat sich das Impfen in der Apotheke bereits eingebürgert. Einer Umfrage des Welt-Apothekerverbandes FIP zufolge machten die Länder damit überwiegend sehr gute Erfahrungen.

Apotheke kann schwere Impfreaktionen nicht auffangen

Für FDP-Gesundheitspolitiker und Arzt Andrew Ullmann sollte das Impfen in ärztlicher Hand bleiben. „In der Apotheke zu impfen, sehe ich als kritisch an. Sollte etwa aufgrund eines allergischen Schocks eine Notfallsituation eintreten, hat die Apotheke nicht die Möglichkeit, entsprechend einzugreifen“, erklärte der Bundestagsabgeordnete und Infektiologe gegenüber DAZ.online.

Viele Pharmazeuten scheinen sich da mehr zuzutrauen. Einer Umfrage der Deutschen Apotheker Zeitung zufolge sind die meisten Apotheker dafür, ihre Kompetenzen im Rahmen der Prävention von Infektionskrankheiten zu erweitern: Von 355 Lesern können sich 73 Prozent vorstellen, in der Offizin zu impfen.

Bedenken seitens der Apotheken-Standesvertreter

Vertreter der Apotheken-Standesvertretung äußerten sich in der Vergangenheit zurückhaltend. So hatte sich ABDA-Präsident Friedemann Schmidt auf einem Pressegespräch vor einigen Wochen dagegen ausgesprochen, in der Offizin zu impfen. Sinnvoller findet er es, wenn Apotheken eine Impfberatung durchführen.

Vor knapp einem Jahr äußerte Thomas Benkert, Präsident der Landesapothekerkammer Bayern, ebenfalls Bedenken gegen das Impfen in der Apotheke. Wenn die Pharmazeuten ihre heilberuflichen Kompetenzen ausbauen, besteht die Gefahr, dass Ärzte im Gegenzug das Dispensierrecht einfordern, meinte der Kammerpräsident auf der Delegiertenversammlung 2017. Damit thematisierte Benkert die unterschwelligen Streitereien unter den Fachrichtungen, die zum Teil von der Angst getrieben sind, Kompetenzen zu verlieren.

Apotheker ist Partner des Arztes

Eifersüchteleien zwischen Medizinern und Pharmazeuten findet der FDP Abgeordnete Ullmann allerdings wenig konstruktiv. „Ich wünsche meinen Mediziner-Kollegen bei der Zusammenarbeit mit den Pharmazeuten mehr „German Mut“. Und weiter: „Der Apotheker ist Partner des Arztes und nicht sein Konkurrent“, sagte Ullmann zu DAZ.online. Die Interessensverbände der beiden Fachrichtungen sollten seiner Meinung nach enger zusammenarbeiten.

Im Rahmen seiner klinischen Tätigkeit in den USA hatte der gebürtige Amerikaner positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Stationsapothekern gemacht. Diese Synergien lassen sich laut Ullmann auch auf den ambulanten Bereich übertragen, um die Arzneimittelsicherheit zu verbessern. „Gerade bei chronisch Kranken kann der Apotheker durch Beratung die Compliance verbessern oder im Rahmen einer Medikationsanalyse  Interaktionen aufdecken. Die Entscheidung über einen Medikamentenwechsel liegt beim Arzt, der die Therapiehoheit hat“, skizzierte Ullmann die Aufgabenverteilung.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Impfen in der Apotheke

von Gregor Huesmann am 27.04.2018 um 18:29 Uhr

Unfassbar, die Apotheker haben mal wieder die Hosen voll. Ja keine Verantwortung übernehmen! Nur Impfberatung, das ist lächerlich. Und zur FDP: Es gibt halt mehr Ärzte als Apotheker, also muss man denen was zu Gefallen sagen damit sie die FDP wählen.

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