Interpharm 2018

Bei Tumorschmerzen verstehen, welche Art von Schmerz man behandelt

Berlin - 17.03.2018, 10:00 Uhr

Dr. med. Helmut Hoffmann-Menzel hob in seinem Vortrag auch immer die psychische Komponente in der Schmerztherapie hervor. (Foto: Schelbert / DAZ.online)

Dr. med. Helmut Hoffmann-Menzel hob in seinem Vortrag auch immer die psychische Komponente in der Schmerztherapie hervor. (Foto: Schelbert / DAZ.online)


Bei Opiaten die Eigenschaften beachten

Bei der Wahl der Opiate sind die individuellen Eigenschaften zu beachten. So ist Morphin immer noch der Goldstandard, aber bei Patienten mit Niereninsuffizienz aufgrund der akkumulierenden, toxischen Metabolite nicht geeignet. Die Gefahr vor Sucht und Atemdepressionen sei allerdings geringer als befürchtet, sagt Hoffmann-Menzel. Auf eine Frage aus dem Publikum, wie es zu den vielen Morphintodesfällen in den USA kommt, erläutert der Mediziner, dass der Einsatz von Opioiden in den Vereinigten Staaten aus deutscher Sicht sehr unqualifiziert sei. So werden diese oft schon bei Bagatellen verschrieben. Das führe in der Folge dann zu den vielen Heroinabhängigen, weil die Patienten, wenn sie keine Verordnung mehr erhalten, zu der illegalen Droge wechseln. 

Dr. med. Helmut Hoffmann-Menzel (Foto: Schelbert / DAZ.online)

„Glaube dem Patienten seine Schmerzen“

Hoffmann-Menzel ging auf zwei weitere Themen in der Schmerztherapie ein: Koanalgetika und Cannabis. Bei Koanalgetika, die ja alle ursprünglich für andere Indikationsgebiete zugelassen waren, ist es wichtig, den Patienten darauf hinzuweisen, dass die Wirkung erst verzögert einsetzt, die Nebenwirkungen jedoch sofort. Bei Cannabis sei die Datenlage nicht sehr gut, erläutert Hoffmann-Menzel . So gibt es so gut wie keine Evidenz, dass es bei nozizeptiven Schmerzen wirkt und nur wenig bei neuropatischen Schmerzen. Etwas besser ist die Evidenzlage für Schmerzen bei Spastiken. Das wichtigste aber sei, dass es gar keine Evidenz gibt, dass Cannabis besser wirke als wirkstoffbasierte Fertigarzneimittel.

Zum Ende des Vortrages wies Hoffmann-Menzel darauf hin, dass Schmerzen eine nicht messbare Gefühlsempfindung sind und deshalb „Glaube dem Patienten seine Schmerzen, auch wenn du sie ihm nicht ansiehst“ ein ganz wichtiger Grundsatz sei. Außerdem solle man den Therapieplan für den Patienten nicht nur aufstellen, sondern auch mit ihm besprechen. Denn wenn der Patient weiß, was er einnimmt, fördert das die Adhärenz.



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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