DAV-Chef Fritz Becker

„Wir brauchen den Versandhandel nicht für die Landversorgung“

Berlin - 14.03.2018, 15:10 Uhr

DAV-Chef Fritz Becker erwartet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn um das Honorar-Gutachten ansprechen wird. (Foto: Schelbert)

DAV-Chef Fritz Becker erwartet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn um das Honorar-Gutachten ansprechen wird. (Foto: Schelbert)


Versandhandel, Apotheken-Honorar, Medikationsplan

Schließlich sprachen die Diskussionsteilnehmer auch über den Arzneimittel- und Apothekenmarkt. Vom Moderatoren (Hanno Kautz, Bild-Zeitung) angesprochen auf das „Geschenk“ im Koalitionsvertrag, dass der „Versandhandel verboten werden soll“ und was das denn für Konsequenzen für die Landbevölkerung habe, erklärte DAV-Chef Fritz Becker: „Wir brauchen den Versandhandel nicht, um die Versorgung auf dem Land sicherzustellen. Bei uns in Baden-Württemberg haben wir Rezeptsammelstellen, die pharmazeutischen Botendienste und fangen jetzt mit digitalen Rezeptsammelstellen an, mit denen die Versorgung schneller gemacht wird. Beim Rx-Versandverbot geht es auch nicht vornehmlich um den Versand, denn so wie es vor dem EuGH-Urteil war, hatten wir unseren Frieden damit gemacht. Uns geht es in erster Linie um die Gleichpreisigkeit. Und da haben uns auch schon viele Politiker bescheinigt, dass es keine andere Möglichkeit als das Rx-Versandverbot gibt.“

Eine Diskussion über diesen Punkt gab es allerdings nicht. Vielmehr wollte der Moderator wissen, ob es nicht ein zweites Geschenk für die Apotheker sei, dass das Honorar-Gutachten nicht im Koalitionsvertrag auftaucht. Dazu erklärte Becker: Ich glaube schon, dass Herr Spahn mit uns darüber reden wird. Wir bleiben aber dabei: Wir können die Ansätze im Gutachten nicht verstehen. Man kann nicht Rx mit OTC und Kosmetika gleichstellen.“ Dass die Apotheker über eine Weiterentwicklung der Arzneimittelpreisverordnung diskutieren wollen, sicherte Becker zu. „Aber nicht mit den Ansatzpunkten dieses Gutachtens“, so der DAV-Chef.

Becker: Ich hatte noch nie einen Medikationsplan in der Apotheke!

Dass der derzeitige Versorgungs-Status beim Medikationsplan keine Dauerlösung sein darf, darüber waren sich alle Diskussionsteilnehmer schnell einig. Hausärzte-Chef Weigeldt sagte: „Wenn man in Europa unterwegs ist, bei einer Diskussion zum Thema Digitalisierung, traut man sich kaum zu sagen, dass man aus Europa kommt. Der Medikationsplan ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.“ Weigeldt, der eigentlich nicht für seinen Wunsch nach einer stärkeren Einbindung der Apotheker in die Versorgung bekannt ist, kritisierte unter anderem, dass die Apotheker und Ärzte nicht beide elektronisch auf den Plan zugreifen könnten.

Becker antwortete prompt: „Also bei mir ist noch nie ein Medikationsplan in der Apotheke aufgetaucht.“ Der DAV-Chef forderte daher, dass der neue Minister „Schritt für Schritt“ an diesem Thema arbeiten müsse. Wichtig sei den Apothekern beim Thema Digitalisierung, dass alle Akteure im Gesundheitswesen gemeinsame und gleiche Schnittstellen haben. Becker stellte klar: „Wir brauchen den elektronischen Medikationsplan!“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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