Bekämpfung von Übergewicht

Eine Waffe gegen die Pölsterchen?

Berlin - 08.01.2018, 07:00 Uhr

Übergewicht ist vielen Ländern der Welt ein massives Problem. (Foto: tournee / Fotolia.com)

Übergewicht ist vielen Ländern der Welt ein massives Problem. (Foto: tournee / Fotolia.com)


Was sind die Vorteile eines Pflasters?

Viele der bisherigen Ergebnisse wurden in Experimenten mit Tieren oder tierischen Zellen gewonnen. Scheideler und seine Mitarbeiter zeigten kürzlich, wie sich - zumindest experimentell - auch menschliche weiße Fettzellen zu braunen umpolen lassen. „Etwa zehn Prozent menschlicher Fettzellen werden im Jahr „renoviert“, das heißt durch neue Fettzellen ersetzt“, erläutert Scheideler. „Möglicherweise besteht hier die Möglichkeit, durch Umpolung der Fettvorläuferzellen eine schonende Rekrutierung brauner Fettzellen im weißen Fettgewebe zu erzielen.“ Für die körpereigene Wirksubstanz, die MicroRNA-26, sei in den USA und der EU bereits das Patent erteilt. Die Verabreichung eines Wirkstoffes über ein Pflaster - wie in der Studie der Forscher aus Singapur - hätte dabei den Vorteil, dass das Medikament direkt an den Problemzonen angewendet werden kann. Nebenwirkungen könnten so verhindert oder zumindest reduziert werden. „Die Menge an Wirkstoff in unserem Pflaster ist weitaus geringer als bei einer oralen Gabe oder einer Injektion.“, erläutert Xu Chenjie von der Nanyang Technological University. „Das verringert die Kosten, und die langsame Abgabe minimiert Nebenwirkungen.“

Auch Kälte lässt Pfunde schmelzen

Bisher allerdings gibt es für den Menschen noch kein Pflaster und kein Arzenimittel, die die Fettpolster schmelzen lässt. Die Forschung in diesem Bereich stecke in den Kinderschuhen, heißt es auch in der Übersichtsarbeit des Teams um Scheideler. Wer weder Sport noch eine Diät machen möchte, hat theoretisch noch eine weitere Option zum Abnehmen. Die Aktivität der braunen Fettzellen lässt sich auch mit einer Kälte-Kur ankurbeln. „Zumindest bis wir anfangen zu zittern, erzeugt unser Körper bei Kälte die nötige Wärme allein, indem er braunes Fett aktiviert“, erläutert Fromme. Menschen, die sich regelmäßig der Kälte aussetzen, dürften langfristig ein paar Pfunde verlieren.

Ein praktikabler Weg ist das allerdings vermutlich für die Wenigsten. „Meiner Ansicht nach ist es vielversprechend und vor allem sinnvoll, nach pharmakologischen Mitteln für die Adipositas-Bekämpfung zu suchen. Wenn es scheitert, dann scheitert es an den Nebenwirkungen“, sagt Fromme. „Die Idee selber, an diesen Mechanismen anzugreifen, ist hochplausibel.“



Anja Garms, dpa Wissenschaftsredaktion
redaktion@daz.online


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