UK-Studie

Jeder Dritte versucht illegale Schlankheitspillen im Internet zu kaufen

Remagen - 12.12.2017, 10:05 Uhr

Laut einer Umfrage der britischen Arzneimittelbehörde hat jeder dritte Abnehmwillige im Königreich bereits illegale Schlankheitspillen im Netz gekauft oder dies zumindest versucht – trotz Nebenwirkungen. (Foto: Bilderbox)

Laut einer Umfrage der britischen Arzneimittelbehörde hat jeder dritte Abnehmwillige im Königreich bereits illegale Schlankheitspillen im Netz gekauft oder dies zumindest versucht – trotz Nebenwirkungen. (Foto: Bilderbox)


Pillen zum Abnehmen aus dem Internet, das ist fast immer ein Risiko. Oft stammen sie aus dunklen Kanälen und enthalten Substanzen, die nicht die Pfunde abschmelzen, sondern für die Betroffenen ungeahnte Gefahren für die Gesundheit nach sich ziehen. Eine Umfrage der britischen Arzneimittelbehörde (MHRA) hat jetzt Erschreckendes zutage gefördert.

Online-Verkäufer von potenziell gefährlichen Schlankheitspillen setzen verzweifelte Übergewichtige großen Gesundheitsrisiken aus. Sie locken mit der Aussicht, damit schnell von ihrem Gewicht runter zu kommen, und versprechen eine diskrete Lieferung der Präparate ohne unangenehme Diskussionen mit dem Arzt oder Apotheker. Die britische Arzneimittelbehörde (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency, MHRA) hat nach einer Befragung von rund 1800 Personen, die abnehmen wollten, Bestürzendes herausgefunden.

Nach der Erhebung in Zusammenarbeit mit „Slimming World“ , einer Organisation, die Übergewichtige beim Abnehmen unterstützt, hat jeder Dritte schon einmal versucht, Schlankheitspillen online zu erwerben. Drei Viertel (77 Prozent) wurden von dem Versprechen gelockt, damit schnell Gewicht zu verlieren. Mehr als die Hälfte bestellte über das Internet, weil eine rasche Lieferung zugesagt wurde, und für etwa jeden Vierten war ausschlaggebend, dass er damit das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker umgehen konnte. Das ist zunächst nachvollziehbar, kann aber mit unerwarteten Gesundheitsrisiken verbunden sein. Dies belegen die Erfahrungen, die die Betroffenen mit ihren Bestellungen gemacht haben.

Die Präparate trotz Risiken genommen

Fast zwei Drittel erlebten nach der Einnahme der online erworbenen Präparate unangenehme Nebenwirkungen, wie Durchfall, nicht zu stoppende Blutungen, Sehstörungen und Herzprobleme. Mehr als 80 Prozent gaben an, mit niemandem über diese Nebenwirkungen gesprochen zu haben. Vier von zehn sagten, sie seien sich bewusst, dass die Medikamente Risiken mit sich bringen würden, und jeder Sechste hatte sie aus Verzweiflung über das Übergewicht trotzdem genommen.

Nicht verkehrsfähige Wirkstoffe enthalten

Nach eigenen Angaben hat die MHRA im Jahr 2016 mehr als 4,6 Millionen gefälschte Arzneimittel beschlagnahmt und über 5000 Websites geschlossen, die illegal Arzneimittel verkauft haben. Die Mehrzahl der ernährungsbezogenen Produkte seien rechtlich betrachtet Lebensmittel, berichtet die MHRA, aber es würden auch immer wieder Produkte mit pharmazeutischen Wirkstoffen beschlagnahmt, die wegen des Risikos von Herzinfarkten und Schlaganfällen aus dem Verkehr gezogen wurden.

Übergewicht als geringste Sorge

MHRA Senior Policy Manager Lynda Scammell richtet einen eindringlichen Appell an die Abnehmwilligen: „Schnelle Lösungen zum Abnehmen können kurz-und langfristig schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben, inklusive Organversagen und Tod. Wer online etwas kauft, sollte wissen, was es ist und welche Risiken damit verbunden sind. Wenn Sie sich darum nicht kümmern, könnte Ihr Gewicht am Ende Ihre geringste Sorge sein.“

Wer Arzneimittel online kaufen möchte, sollte sich vergewissern, dass er es mit einem seriösen registrierten Anbieter zu tun hat, rät Scammell. Wer meint, eine Arzneimittelfälschung bekommen zu haben, soll dies über die Internsetseite www.gov.uk/fakemeds melden, damit die MHRA die notwendigen Maßnahmen ergreifen kann, um den skrupellosen Anbietern das Handwerk zu legen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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