Großbritannien

Hände weg vom Hirndoping

Remagen - 06.10.2016, 15:45 Uhr

Ein Teil der britischen Studierenden steht Neuro-Enhancern offen gegenüber. Die Arzneimittelbehörde warnt vor Fälschungen, die über das Internet vertrieben werden. (Foto: photographee / Fotolia)

Ein Teil der britischen Studierenden steht Neuro-Enhancern offen gegenüber. Die Arzneimittelbehörde warnt vor Fälschungen, die über das Internet vertrieben werden. (Foto: photographee / Fotolia)


Pünktlich zum Beginn des neuen Studienjahres warnt die britische Arzneimittelbehörde MHRA die Erstsemester und andere Studenten vor den möglichen Risiken von Mitteln zu Hirndoping. Das gefährlichste Einfallstor für die Mittel ist das Internet.

Darüber, wie viele Studenten verschreibungspflichtige Medikamente missbräuchlich verwenden, um an der Uni bessere Noten zu erzielen, ist nicht viel bekannt. Nach einer Erhebung der Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) bestand bei 14 Prozent dieser Stichprobe die Wahrscheinlichkeit, dass sie innerhalb des nächsten Jahres zu sogenannten „smart Drugs“ greifen, also Arznei- oder Rauschmitteln, die die intellektuelle Leistungsfähigkeit des Gehirns fördern oder erhalten sollen. Der Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente wie Modafinil und Ritalin sei somit trotz wiederholter Warnungen vor der Selbstmedikation weit verbreitet, stellt die Arzneimittelbehörde fest.

FakeMeds-Kampagne soll aufklären

Mögliche Nebenwirkungen der Verwendung von „kognitiven Enhancern“ sind die Gefahr der Abhängigkeit, Herz-Kreislauf-Probleme und Psychosen. Außerdem betont die MHRA, dass es eine Straftat sei, verschreibungspflichtige Medikamente ohne ein gültiges Rezept abzugeben. Webseiten mit entsprechenden Angeboten seien illegal. Um dies jungen Erwachsenen ins Bewusstsein zu bringen, hat die Behörde im August 2016 die FakeMeds-Kampagne gestartet. Diese soll über  Fallstricke aufklären, die beim Kauf von Arzneimitteln über das Internet lauern. Dabei ging es zunächst vorwiegend um fragwürdige Schlankmacher. Nach aktuellen Erkenntnissen der MHRA halten sich die Käufer zwar für „Internet-affin“, aber drei Viertel der Bevölkerung sind sich des Problems Arzneimittelfälschungen nicht bewusst.  

Narkolepsie-Medikamente beschlagnahmt

Wie groß die Risiken sind, belegt die Arzneimittelbehörde mit einigen Zahlen. In diesem Jahr seien bereits rund 5000 Webseiten geschlossen worden, über die gefälschte oder illegale Arzneimittel und Medizinprodukte vertrieben wurden. Während der Operation Pangea, der alljährlich stattfindenden internationalen Aktion gegen den Online-Verkauf von gefälschten und illegalen Arzneimitteln und Medizinprodukten unter der Leitung von Interpol, habe die MHRA mehr als 31.000 Dosen von Narkolepsie-Medikamenten beschlagnahmt.

„Seien Sie clever“ 

„Es könnte sein, dass Ihnen an der Universität „smart Drugs“ oder Mittel zum Hirndoping angeboten werden“, sagt Lynda Scammell,  Senior Policy Advisor bei der MHRA und Expertin für Arzneimittelfälschungen. Und sie warnt: „Einige davon sind stark wirksame Arzneimittel, die nur von einem Arzt verschrieben werden sollten. Modafinil ist für spezifische Indikationen zugelassen und nicht als Booster während einer Prüfung. Seien Sie clever und setzen Sie nicht Ihre Gesundheit aufs Spiel, indem Sie Arzneimittel über das Internet kaufen. Geben Sie Ihr Studiendarlehen nicht einem Verbrecher.“


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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