WM in London

Doping- oder Leichtathletik-Meisterschaften?

Remagen - 04.08.2017, 07:10 Uhr

Ein Eldorado für Pharmakologen: Die Leichtathletik zählt zu den Sportarten, die besonders Doping-anfällig sind.(Foto: Fototint/ Fotolia)

Ein Eldorado für Pharmakologen: Die Leichtathletik zählt zu den Sportarten, die besonders Doping-anfällig sind.(Foto: Fototint/ Fotolia)


Die schnellsten Männer der Welt, aber nicht die saubersten

Gerade die Königsdisziplin im Männersprint wurde über die Jahre hinweg immer wieder von spektakulären Doping-Fällen überschattet. Die Sportschau hat die traurige Geschichte kursorisch aufgearbeitet.

Hier nur einige „Highlights“ zu den schillerndsten Figuren über die 100 m: Der US-Amerikaner Justin Gatlin, der 2004 in Athen mit 22 Jahren völlig überraschend olympisches Gold gewonnen hatte, wurde bereits zweimal des Dopings (Anabolika, Amphetamine) überführt und war deswegen trotzdem nur insgesamt fünf Jahre gesperrt. Seit 2010 ist er wieder auf den Bahn, rennt die 100 m schneller denn je: 9,74 Sekunden (2015) und gilt damit als härtester Konkurrent für Usain Bolt. Tyson Gay, ebenfalls US-Sprinter und sein jamaikanischer Konkurrent Asafa Powell wurden vor der WM in Moskau 2013 positiv getestet. Bei Gay fand man ein anaboles Steroid, bei Powell das Stimulans Oxilofrin. Gay war geständig und kooperierte mit den Behörden. Deshalb kam er mit nur einem Jahr Sperre davon. Im Gegensatz dazu bestritt Powell, wissentlich gedopt zu haben und zog bis vor das Internationale Sportgericht CAS. Dieses verkürzte seine ursprünglich 18-monatige Sperre auf ein halbes Jahr verkürzt. Seit Juli 2014 sind beide wieder dabei. 

Auffälligkeiten und skurrile Erklärungen

Ebenfalls mit einem blauen Auge davon gekommen ist kürzlich der US-amerikanische Leichtathletik-Olympiasieger Gil Roberts, Staffelteilnehmer über 4 x 400 m. Er war im März positiv auf das Gichtmedikament Probenecid getestet worden, das als Maskierungsmittel zur Verschleierung eines Steroid-Missbrauchs auf der Dopingverbotsliste steht, eigentlich ein Fall für eine Dopingsperre. Nach seiner Anhörung folgte ein unabhängiger Richter jedoch der Argumentation des Läufers, dass die positive Probe auf "leidenschaftliche Küsse" zwischen ihm und seiner Freundin zurückzuführen sei. Diese habe zuvor gegen eine Nasennebenhöhlenentzündung das Probenecid-haltige Mittel Moxylong genommen.

Auch der kanadische Stabhochsprung-Sieger bei der WM 2015 Shawnacy Barber kam mit einer ähnlich „pikanten“ Erklärung durch. Er war kurz vor den Olympischen Spielen in Rio positiv auf das verbotene Kokain getestet und trotzdem nicht gesperrt worden. Barber erklärte seinen positiven Dopingbefund mit einem One-Night-Stand mit einer „Internetbekanntschaft", die offenbar zuvor Kokain konsumiert und Barber kontaminiert hatte. Das "Canadian Center of Ethics in Sport" hatte eine vierjährige Sperre gefordert, aber der kanadische Verband entschied sich kurz vor den Leichtathletikwettbewerben der Olympischen Spiele gegen einen Ausschluss.

Beide gehen in London an den Start.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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