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Doping: Verstöße leicht rückläufig

BONN (hb). Das Verbot des Einsatzes von Arzneimitteln zu Dopingzwecken im Sport ist seit Inkrafttreten der 8. AMG-Novelle im Jahr 1998 im deutschen Arzneimittelgesetz verankert. Doping ist demnach auch für die Apotheker ein "Thema". Bei der gemeinsamen Doping-Pressekonferenz des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISP) und der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) am 25. Februar 2003 berichteten die deutschen Doping-Experten über die Ergebnisse der Doping-Kontrollen im Jahr 2002 sowie über neuere Entwicklungen in der Bekämpfung des Dopings auf nationaler und internationaler Ebene.

In Deutschland sind zwei Laboratorien vom Internationalen Olympischen Komitee für die Durchführung von Doping-Analysen akkreditiert, das Labor in Kreischa unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Müller und das Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln, das von Prof. Dr. Wilhelm Schänzer geleitet wird.

In Kreischa wurden in 2002 insgesamt rund 6100 Dopinganalysen durchgeführt, in Köln ca. 11 700. Hierbei handelt es sich um Trainings- und Wettkampfkontrollen, zum einen im Auftrag deutscher Sportverbände, wobei zwischen Mitgliedsverbänden des Deutschen Sportbundes (DSB) und anderen unterschieden wird, und zum anderen im Auftrag internationaler Sportverbände, im Humansport wie auch im Pferdesport.

Die Ergebnisse

Insgesamt gab es in Köln und Kreischa im Humansport 160 positive Befunde (ca. 1% der Gesamtzahl an Proben). Davon entfielen auf

  • DSB-Mitgliedsverbände 39,
  • andere deutsche Verbände 17,
  • ausländische und internationale Verbände 103, davon z. T. mit mehreren Substanzen.

Bezogen auf die jeweilige Gesamtzahl der entnommenen Proben waren bei den DSB-Mitgliedsverbänden ca. 0,5 % positiv, bei andere deutschen Verbänden ca. 7,9 % und bei den ausländischen und internationalen Verbänden ca. 1,3 %.

Die Vergleichszahlen der beiden Vorjahre lassen einen rückläufigen Trend erkennen. Dennoch sind die Doping-Fahnder Müller und Schänzer hiermit längst nicht zufrieden. Dem Bekunden nach würden beide die Kontrollen gerne noch intensivieren, aber der Kostenrahmen lässt eine Ausweitung derzeit leider nicht zu.

Die Renner: Anabolika, Stimulanzien und THC

Die positiven Befunde bei DSB-Mitgliedsverbänden betrafen folgende Substanzen:

  • Tetrahydrocannabinol (14-mal, plus 12 nachgewiesen, aber nicht sanktioniert),
  • Nandrolon und Vorläufer (8-mal),
  • Ephedrin, Metandienon (5-mal),
  • Amphetamin, Testosteron (4-mal),
  • Coffein, Stanozolol (2-mal),
  • Cocain, EPO, Methamphetamin, Methyltestosteron, Pseudoephedrin, Xipmaid (einmal).

Bei anderen deutschen Sportverbänden (Bund Deutscher Berufsboxer, Deutscher Bodybuilding-Verband) standen die Anabolika und Stimulanzien ebenfalls an der Spitze. Bezieht man darüber hinaus die Ergebnisse der Analysen im Auftrag ausländischer Verbände mit ein, so sind die am häufigsten missbräuchlich eingesetzten Substanzen nach wie vor die Anabolika, gefolgt von den Stimulanzien und Tetrahydrocannabinol.

Beide Labors sind bereits in der Lage, EPO direkt im Urin und indirekt im Blut nachzuweisen. Sie nehmen damit, wie Müller betonte, international eine Spitzenposition in der Dopinganalytik ein. Dass der Gentransfer zu Dopingzwecken bereits praktisch genutzt wird, bezweifelt er. Hier bewege man sich doch noch eher im tierexperimentellen Stadium, so seine Einschätzung.

Die "ersten Schritte" der NADA

Zu Beginn des Jahres 2003 hat die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) nach einigen "Geburtswehen" ihre Arbeit in Bonn aufgenommen. Sie löst die zum Jahresende aufgelöste Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees (ADK DSB/NOK) ab, die bis dahin über einen Zeitraum von elf Jahren für die Doping-Kontrollen außerhalb der Wettkämpfe verantwortlich war.

In einem zweiten Schritt soll sie darüber hinaus die Verantwortlichkeit für die Wettkampfkontrollen übernehmen und sich neben den internationalen Aktivitäten vermehrt um die Doping-Prävention kümmern. Als besonderen Pluspunkt hob der bisherige ADK-Vorsitzende Prof. Dr. Ulrich Haas, Mainz, hervor, dass die NADA unabhängig von den Gremien des Sports agiert, womit die Doping-Bekämpfung seiner Einschätzung nach erheblich an Effektivität und Glaubwürdigkeit gewinnen wird.

Der neue Welt-Anti-Doping-Code

Auch international zeichnet sich der Beginn einer neuen Ära der Doping-Bekämpfung ab. So soll die Verantwortlichkeit für die international verbindliche Doping-Liste vom IOC vollständig auf die Welt Anti-Doping Agentur (WADA) übergehen. Darüber hinaus ist die Einführung eines internationalen Athleten-Passes geplant, und last not least wartet die Sportwelt mit Spannung auf die Verabschiedung und Implementierung des neuen Welt Anti-Doping-Codes (siehe Kasten).

Der neue Welt-Doping-Code

Vieles wird für die Zukunft davon abhängen, ob es gelang, den neuen Welt Anti-Doping-Code bei der Welt Anti-Doping Konferenz, die vom 3. bis 5. März 2003 in Kopenhagen stattfand, zu verabschieden. Mit dem neuen Code sollen die relevanten Vorschriften erstmals im Konsens mit den Sportverbänden und den Regierungen weltweit standardisiert und harmonisiert werden.

Wer das neue Doping-Statut nicht unterschreibt, soll in Zukunft nicht mehr an Olympischen Spielen teilnehmen dürfen. Der Code tritt voraussichtlich bei den Sommerspielen 2006 in Turin in Kraft. Der Wunschtermin Athen 2004 kann wegen der zu kurzen Zeit für die nationale Umsetzung nicht eingehalten werden.

Ein wichtiger Streitpunkt ist die zweijährige Sperre bei Erstvergehen. Hiergegen setzen sich in erster Linie der Radsportverband und der Fußball-Weltverband vehement zur Wehr, weil sie eine Sperre mit einer solch langen Dauer als Berufsverbot werten. Der Chef der Welt Anti-Doping-Agentur (WADA) Richard Pound beharrt allerdings auf der zwingenden Zwei-Jahres-Sperre, denn seiner Ansicht nach waren gerade diejenigen Sportarten mit minimalen Sanktionen bislang nicht besonders erfolgreich in der Bekämpfung des Dopings.

Quelle: DSB-Presse Nr. 9 vom 25. 2. 2003

Was der Apotheker über Doping wissen sollte ...

... findet er komprimiert dargestellt in der Buch-Publikation "Doping-im Sport", die im vergangenen Jahr in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart erschienen ist. Das Buch beschreibt schwerpunktmäßig die pharmakologischen Eigenschaften von Dopingmitteln, die größtenteils dem Arzneimittelbereich zuzuordnen sind, und deren Risiken. Auch auf zum Teil fragwürdige Nahrungsergänzungsmittel wird eingegangen.

Neben den gesundheitlichen Aspekten spielt in dem multifaktoriellen Geschehen des Dopings das gesellschaftliche, sportliche und rechtliche Umfeld eine wesentliche Rolle. Auch hierzu findet der Leser allerlei Wissenswertes: zum Doping im Spitzen- und im Breitensport, zur Bekämpfung des Dopings auf nationaler und internationaler Ebene, zu Doping-Listen und last not least zu den Pflichten und Verantwortlichkeiten von Apothekern und Ärzten auf diesem Gebiet. Er erhält so eine Gesamtschau über die verschiedenen Aspekte der missbräuchlichen Anwendung von Arzneimitteln im Sport.

Doping im Sport. Von Karl Feiden und Helga Blasius. 50 Seiten. 10 Abbildungen. 15 Tabellen. 18,- Euro.

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