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Sanacorp warnt vor „dramatischem“ Marktumbruch

München - 26.06.2017, 12:30 Uhr

Wirtschaftlich stabil: Obwohl die Apotheker-Genossenschaft stabile Zahlen präsentieren konnte, warnte Vorstandschef Herbert Lang vor einem dramatischen Marktumbruch. (Foto: Sanacorp)

Wirtschaftlich stabil: Obwohl die Apotheker-Genossenschaft stabile Zahlen präsentieren konnte, warnte Vorstandschef Herbert Lang vor einem dramatischen Marktumbruch. (Foto: Sanacorp)


Lang will Apotheker in die digitale Welt führen

Das Urteil des EuGH zu Rx-Boni bezeichnete Lang als „wettbewerbsverzerrende Entscheidung“. Ausländische Versender würden dadurch gegenüber inländischen Apotheken bevorzugt. Das Betreiben einer stationären Apotheke insbesondere im ländlichen Raum werde dadurch noch unattraktiver. Sollte das EuGH-Urteil ohne regulatorische Konseqenzen bleiben, legitimiere die Politik einzelnen Patientengruppen finanzielle Vorteile durch die Nutzung alternativer Vertriebswege auf Kosten des Gemeinwohls. Dies, so Lang, sei ein „eklatanter Widerspruch zum Solidarsystem unseres Gesundheitssystems“.

Gleichzeitig plädierte er dafür, auf die zunehmende Digitalisierung des Arzneimittelhandels zu reagieren und beispielsweise aus der Entwicklung in der Buchbranche und dem Siegeszug von Amazon zu lernen. Das Erfolgsgeheimnis heiße Multi- oder Omni-Store-Channel-Strategie. Die Kunden müssten über mehrere Kanäle erreicht werden, Präsenz und Versand sollten kombiniert werden. „Holen wir also aus zum Gegenschlag und wagen den Schritt in die digitale Welt“, so Lang. Sanacorp biete den Apothekern dazu Unterstützung an und werde seine Angebote in naher Zukunft deutlich ausbauen.

Umsatz rauf, Ergebnis runter

Trotz des rauen Umfeldes konnte die Sanacorp Pharmahandel GmbH als operativ tätige Gesellschaft des Konzerns im vergangenen Jahr den Umsatz um 2,7 Prozent auf 4,39 Milliarden Euro steigern. Damit sei das Unternehmen über dem Markt gewachsen, der nach den Worten von Lang um zwei Prozent zulegte. Dagegen ging das Ergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um rund 5,1 Millionen Euro auf 24,58 Millionen Euro zurück. Mit einer Umsatzrendite von 0,56 Prozent ist das Unternehmen damit von seiner Zielgröße von 0,8 Prozent entfernt.

Der Gesamtkonzern brachte es 2016 bei einem Umatz von 4,1 Milliarden Euro auf einen Jahresüberschuss von 20 (2015: 20,5) Millionen Euro. Dabei seien leichte Einbußen im Deutschlandgeschäft durch positive Entwicklungen der Tochtergesellschaften in Frankreich und Belgien kompensiert worden.

Mutterunternehmen des Konzerns ist die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung, die 100 Prozent an der Sanacorp Pharmaholding AG hält. Diese wiederum ist mit 50 Prozent an der italienischen Sanastera S.p.A. beteiligt, die ihrerseits die Anteile an den operativen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Belgien hält.

Rückläufige Zahlen prognostizierte Lang auch bei der künftigen Mitgliederentwicklung der Genossenschaft. Als Konsequenz der zunehmenden Filialisierung und der rückläufigen Gesamtzahl der Apotheken rechnet er damit, dass die Anzahl der aktuell 7703 Genossenschaftsmitglieder „tendenziell eher sinken“ wird. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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