Digitalisierung

Schweizer Post drängt in den E-Health-Markt

Remagen - 12.06.2017, 07:00 Uhr

Die Schweizer Post will bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen ganz vorne mit dabei sein. (Foto: Post CH)

Die Schweizer Post will bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen ganz vorne mit dabei sein. (Foto: Post CH)


In der Schweiz wird die Digitalisierung des Gesundheitswesens tatkräftig vorangetrieben. Hier mischt auch die Schweizer Post munter mit. Mehrere Kantone und Institutionen setzen das E-Health-Angebot der Post bereits ein. Nun ist der Kanton Graubünden neu hinzugekommen. Ein Baustein des neuen Angebots ist das elektronische Patientendossier – in diesem Punkt  gibt es auch Konkurrenz seitens der Apotheker.

Die Schweizer Post, der „Gelbe Riese“, entwickelt und betreibt nach Angaben auf der Unternehmens-Webseite bereits seit einigen Jahren E-Health-Lösungen für den elektronischen Transport vertraulicher Informationen im Gesundheitswesen. Die Kantone Genf, Aargau, Waadt und Tessin setzen das E-Health-Angebot der Post schon  erfolgreich ein. Wie die Post weiter wissen lässt, realisierte zum Beispiel der Kanton Genf in Zusammenarbeit mit der Post bereits 2013 das „MonDossierMedical“ – ein umfassendes elektronisches Patientendossier inklusive Medikations- und Behandlungsplan. Es soll das bisher einzige Patientendossier in der Schweiz sein, das produktiv eingesetzt wird und sämtliche in der E-Health-Strategie des Bundes definierten Vorgaben erfüllt und internationalen Standards entspricht.

Neue E-Health-Plattform in Graubünden

Nun will die Post ihre Position im Schweizer Gesundheitsmarkt weiter ausbauen. Für die Mitglieder des Trägervereins E-Health Südost errichtet sie im Kanton Graubünden eine Plattform für den umfassenden Austausch digitaler Gesundheits- und Behandlungsdaten, nachdem sie sich im Rahmen einer WTO-Ausschreibung gegen ihre Mitkonkurrenten durchgesetzt hatte. Das Angebot soll neben dem elektronischen Patientendossier unter anderem auch klassische Business-to-Business-Anwendungen (B2B) wie Zu- und Überweisung, E-Medikation und E-Rezept umfassen. Außerdem gehören sowohl der sichere Transfer von medizinischen Dokumenten als auch Business-to-Consumer-Anwendungen (B2C) wie das E-Impfdossier zum Leistungspaket. Die E-Health-Plattform basiert auf den bereits bestehenden Grundlagen von „Post E-Health“ mit seinem modularen Aufbau, mit dem sich Akteure im Gesundheitswesen maßgeschneiderte Lösungen zusammenstellen können.

Elektronisches Patientendossier – auch Apotheker bereiten sich vor

Das elektronische Patientendossier (EPD) ist ein wichtiger Bestandteil der E-Health-Strategie der Schweiz. Es wurde mit dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) eingeführt, das Mitte April 2017 in Kraft getreten ist. Das Dossier mit der Krankengeschichte des Patienten existiert lediglich virtuell. Es gibt keinen zentralen Dokumentenspeicher, sondern lediglich Verweise auf die dezentralen Ablageorte der Informationen. Der Zugang zu den Informationen ist streng geregelt und muss von den Patienten autorisiert werden.

Die stationären Leistungserbringer wie Krankenhäuser und Geburtshäuser haben nun drei Jahre Zeit, um das elektronische Patientendossier einzuführen. Hierzu müssen sie sich einer so genannten „Stammgemeinschaft“ anschließen. Diese sollen den elektronischen Austausch der Daten des EPD sicherstellen. Für die Patienten sowie für die ambulant tätigen Gesundheitsfachpersonen, zu denen auch die Apotheker gehören, ist die Teilnahme freiwillig. Die ersten Patienten sollten in der zweiten Hälfte 2018 ein elektronisches Patientendossier eröffnen können.

eHealth Suisse, die Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen,  und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben eine Roadmap für die Einführung des EPD erarbeitet, die die notwendigen Vorarbeiten und deren Vernetzung abbildet.

Apotheker mit eigener Stammgemeinschaft im umkämpften Markt

Das Portal inside-it.ch berichtet von einem hart umkämpften Markt, in dem auch die Apotheker mit einem eigenen Portal mitmischen wollen. Im September 2016 gab die Berufsgenossenschaft der Schweizer Apotheker OfAC bekannt, eine nationale Stammgemeinschaft für das EPD aufbauen zu wollen.

Man habe bereits einen Großteil der dafür nötigen Elemente entwickelt. Die Stammgemeinschaft soll mit  anderen zukünftigen nationalen und kantonalen Gemeinschaften kompatibel sein. Mit dieser Initiative von Ofac zeige sich einmal mehr, welche Schlüsselrolle die Apotheken in der E-Health-Strategie des Bundes und insbesondere bei der Umsetzung des EPD spielen, heißt es in einer Mitteilung der Apotheker-Berufsgenossenschaft.

Mitte Mai 2017 bestätigte der Apothekerverband pharmaSuisse die Wahl von Ofac als privilegiertem Partner für die Umsetzung seiner neuen E-Health-Strategie.

Die verschiedenen Teams von Ofac arbeiten, von nun an mit der Unterstützung von pharmaSuisse, mit Hochdruck an dem Projekt. Die erste Version des Gesundheitsportals EPD soll der breiten Öffentlichkeit bis Sommer 2018 zur Verfügung gestellt werden, hat OFAC angekündigt.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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