Hyposensibilisierung

Allergie-Therapie nach Misserfolg eingestellt

Oxford - 09.05.2017, 14:30 Uhr

Herkömmliche Hyposensibilisierungen erfordern zahlreiche Arztbesuche. (Foto: REDPIXEL / Fotolia)

Herkömmliche Hyposensibilisierungen erfordern zahlreiche Arztbesuche. (Foto: REDPIXEL / Fotolia)


Nur vier Spritzen statt einer aufwendigen, jahrelangen Hyposensibilisierung: Der Ansatz der britischen Firma Circassia klang attraktiv – und erste klinische Studien zeigten zunächst gute Ergebnisse. Doch nachdem die Firma vor einem Jahr schon seinen Wirkstoff zur Behandlung von Katzenallergien eingestellt hatte, beendet das Unternehmen nun auch seine Forschung im Bereich Hausstaubmilbenallergie.

„Allergie-Investments gestoppt“ überschrieb die Biotech-Firma Circassia ihre Pressemitteilung, mit der sie das Ende ihrer lange als sehr aussichtsreich betrachteten Forschung im Bereich der Hyposensibilisierung ankündigte. Wie schon zuvor bei einem neuen Behandlungsansatz für Katzenallergiker sei nun auch eine Phase-IIb-Studie zur Hausstaubmilbenallergie abgebrochen worden, erklärt das in Oxford ansässige Unternehmen.

Der Ansatz von Circassia war von Forschern am Imperial College London entwickelt und im Jahr 2006 von Circassia aufgekauft worden: Die Firma synthetisierte einige wenige Peptide, die für die allergische Reaktion als zentral identifiziert worden waren. Vier Spritzen über nur 12 Wochen sollten statt einer jahrelangen Therapie die Patienten hyposensibilisieren – und die Erfolge waren gut: In der Phase-IIb-Studie zur Hausstaubmilbenallergie konnte der Ansatz die Symptome um rund 41 Prozent reduzieren – ähnlich wie zuvor bei Katzenallergikern.

Im Jahr 2015 hatte der britische „Guardian“ Analysten zitiert, die Circassia einen möglichen Jahresumsatz von zwei Milliarden US-Dollar vorhersagten. Doch schon nach Bekanntwerden des Misserfolgs für Katzenallergiker gab die Aktie bis zu 64 Prozent ihres Wertes nach.  

Starker Effekt auch in der Placebo-Gruppe

Denn: Auch in der Placebo-Gruppe nahmen die Symptome stark ab – bei Hausstaubmilbenallergikern im Schnitt um 39 Prozent, so dass kein Unterschied zur Wirkstoffgruppe festgestellt werden konnte. So half es der Firma auch nicht, dass die Immuntherapie gut toleriert wurde und laut Circassia ein sehr gutes Sicherheitsprofil gehabt hat. „Wir sind natürlich von dem Ergebnis enttäuscht“, erklärte Unternehmenschef Steve Harris. Der starke Placebo-Effekt habe es „sehr herausfordernd“ gemacht, die Endpunkte der Studie zu erreichen.

„Wir bleiben überzeugt, dass die Technologie biologische Aktivität besitzt, betonte Harris. Gleichzeitig glaube er, dass die Schwierigkeiten zu groß seien, über die von den Zulassungsbehörden geforderten Feldstudien eine Wirksamkeit über dem Placebo-Niveau nachzuweisen. „Konsequenterweise werden wir keine weiteren Investitionen in unser Allergie-Portfolio tätigen“, sagte Harris.

Stattdessen werde das Unternehmen sich nun auf den Bereich der Atemwegserkrankungen und seine Kooperation mit AstraZeneca konzentrieren. Laut „Financial Times“ erwartet das Unternehmen für dieses Jahr einen Verlust vor Steuern von rund 170 Millionen Euro (145 Millionen britische Pfund).



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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