Bionorica

Hoher Marktanteil in Cannabistherapie angestrebt

Düsseldorf - 03.03.2017, 16:45 Uhr


Ein Joint im Krankenbett?

Ein Joint Eine große Unbekannte ist für das Bionorica-Management jedoch, in welchem Umfang künftig Cannabisblüten verschrieben werden, für die es ebenfalls eine Erstattungszusage gibt. Popp und Baumann lehnen deren Einsatz vehement ab: „Es ist grotesk, wenn – überspitzt gesagt – künftig ein Krebspatient auf der Krankenstation einen vom Arzt verschriebenen Joint raucht“, so Popp. Zum einen sei die Qualität der Blüten nicht mit der eines pharmazeutischen Präparates vergleichbar. So gebe es beispielsweise nicht GMP-geprüfte Cannabisblüten aus Kanada. Dass solche Produkte nun wie ein Arzneimittel behandelt werden, hält Popp für einen „Skandal“.

Zum anderen könnten die Blüten nur schlecht dosiert werden, die Konzentration und Wirkung seien schwankend. Beim Rauchen oder Inhalieren sei die Wirkung anfangs meist hoch, lasse dann aber rasch wieder nach, so Baumann. Bionorica habe sich daher bewusst dagegen entschieden, Cannabisblüten in das Sortiment aufzunehmen.

Das neue Gesetz zur Erstattung der Cannabis-Produkte durch die Krankenkassen könnte dem Unternehmen auch im internationalen Geschäft mit diesen Präparaten zu Wachstum verhelfen. „Deutschland und Österreich sind der erste Schritt“, so Popp. „Wir sehen aber in vielen anderen Ländern Interesse an diesen Produkten.“ Konkrete Angaben zu künftigen Umsätzen machte das Management angesichts der schwer einzuschätzenden Kalkulationsgrundlage nicht.

Umsatz rauf, Gewinn runter

Klar ist hingegen, dass das seit mittlerweile mehr als 80 Jahren bestehende Unternehmen, welches unter anderem pflanzliche Arzneimittel für Atemwegserkrankungen und Frauengesundheit entwickelt und produziert, seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf knapp 254 Millionen Euro gesteigert hat. 100 Millionen Euro davon erwirtschaftete das Unternehmen in Deutschland, weitere 69 Millionen Euro in Russland. Insgesamt beliefert Bionorica Kunden in über 50 Ländern. Trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen und währungsbedingter Einbußen gelang es dem Unternehmen, die Position in Ländern wie Russland, Polen und der Ukraine auszubauen. Allerdings, so Popp, habe man dafür Einbußen beim Umsatz und Deckungsbeiträgen in Kauf genommen.

Diese Entwicklung wie auch erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung schlugen sich letztlich auch im Ergebnis nieder: Der Gewinn ist im vergangenen Jahr gegenüber 2015 um rund ein Drittel zurückgegangen. 



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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