Beratungs-Quickie

Cefaclor-Saft gegen bakterielle Sinusitis

München / Stuttgart - 06.10.2016, 12:00 Uhr

Bei stark verstopfter Nase können abschwellende Nasensprays den kleinen Apothekenkunden zusätzlich Linderung verschaffen. (Foto: olly / Fotolia)

Bei stark verstopfter Nase können abschwellende Nasensprays den kleinen Apothekenkunden zusätzlich Linderung verschaffen. (Foto: olly / Fotolia)


Welche Informationen sind bei einem Beratungsgespräch in der Apotheke für den Patienten wichtig? Welche hilfreichen Tipps kann der Apotheker zu Arzneimitteln und Therapien geben? Im Beratungs-Quickie stellen wir jeden Donnerstag einen konkreten Patientenfall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über einen Antibiotikum-Trockensaft und ein pflanzliches Kombinationspräparat für einen Jungen, der an einer bakteriellen Nasennebenhöhlenentzündung leidet.

Formalien-Check

Der Junge und sein Vater kommen am Tag der Rezeptausstellung in die Apotheke. Vater und Sohn machen einen ziemlich erschöpften Eindruck. Der Vater reicht die Verordnung mit den Worten ein: „Hoffentlich haben Sie beides vorrätig!“

Es handelt sich um ein gebührenfreies Kassenrezept einer Kinderärztin für einen elfjährigen Jungen. Das Rezept ist eindeutig, aber unvollständig. Die Arztunterschrift fehlt. Ebenso die Unterschrift unter der handschriftlichen Ergänzung. Die Apotheke kann die Unterschriften ergänzen lassen oder ein neues Rezept anfordern, auf dem beide Positionen aufgedruckt sind.

Aut idem ist nicht angekreuzt. Rabattverträge sind daher zu beachten (gilt auch für apothekenpflichtige Arzneimittel).

Position eins ist eine Wirkstoffverordnung. „Forte“ entspricht bei Cefaclor-Trockensaft einer Konzentration von 250 mg des Antibiotikums pro 5 ml hergestellter Suspension. Die Packungsgröße von zweimal 100 ml sind der Normgröße N2 zuzuordnen. Das Rezept ist beispielsweise mit Cefaclor Basics® TS 250 mg / 5 ml, 2 x 100 ml (N2) zu beliefern.

Sinupret® forte Dragees ist ein apothekenpflichtiges Arzneimittel. Die Packungsgröße N1 enthält 20 Dragees. Für Kinder unter 12 Jahren übernimmt die GKV die Kosten für apothekenpflichtige Arzneimittel. Das pflanzliche Kombinationspräparat ist jedoch für Kinder unter 12 Jahren nicht untersucht und sollte deshalb nicht angewendet werden. Nach Rücksprache mit der Ärztin bekommt der Junge Sinupret® als Saft.

Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind grundsätzlich von der Zuzahlung befreit.

Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig.

Beratungs-Basics

Beide Arzneimittel sind an Lager. Bei der Abgabe ist der Junge in die Beratung miteinzubeziehen. Es sollte nicht über seinen Kopf hinweg nur die Begleitperson angesprochen werden. Der Vater bittet um die Zubereitung des Antibiotikum-Trockensafts in der Apotheke.

Cefaclor ist ein Cephalosporin-Antibiotikum der ersten Generation und hemmt die bakterielle Zellwandsynthese. Zu den Anwendungsgebieten zählen akute und chronische Infektionen der oberen und unteren Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs, aber auch Harnwegsinfektionen und Infektionen der Haut und der Weichteilgewebe.

Vor Anwendungsbeginn muss die gebrauchsfertige Suspension aus dem Granulat mit Leitungswasser hergestellt werden. 

Der zubereitete Saft ist im Kühlschrank aufzubewahren, für maximal 14 Tage. Die Herstellung in der Apotheke empfiehlt sich nur, wenn der Kunde das Arzneimittel im Anschluss unverzüglich in einem Kühlschrank lagert.

Vor jedem Gebrauch ist die Suspension kräftig zu schütteln und dann etwas stehen zu lassen, bis sich der aufgetretene Schaum abgesetzt hat. Die Dosierung erfolgt mithilfe des beiliegenden Messlöffels. Die Normaldosierung beträgt dreimal täglich 500 mg Cefaclor (entspricht dreimal 10 ml Saft). Die Einnahme sollte regelmäßig, möglichst alle 8 Stunden erfolgen. Die Einnahme zum Essen ist möglich. Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel sieben bis zehn Tage, mindestens zwei bis drei Tage nach Verschwinden der Symptome. Bei Nasennebenhöhlenentzündung empfiehlt die Fachinformation zu Cefaclor eine Behandlungsdauer von mindestens zehn Tagen.

Treten allergische Reaktionen, wie Hautausschlag, Nesselsucht oder Atembeschwerden auf, ist die Anwendung sofort zu beenden und der Arzt aufzusuchen. Das gleiche gilt für das Auftreten von anhaltenden schweren Durchfällen.

Das pflanzliche Arzneimittel Sinupret® besteht aus einer Kombination aus Enzianwurzel, Eisenkraut, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten mit Kelch. Als pflanzliches Sekretolytikum wird es bei akuten und chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen eingesetzt. Sinupret® ist in verschiedenen Darreichungsformen (Dragees, Tropfen, Saft) und in verschiedenen Stärken (normal, forte, extrakt) verfügbar. Für Kinder empfiehlt sich die Anwendung des Saftes (der Sirup enthält jedoch acht Prozent Alkohol). Für Kinder von sechs bis elf Jahren gilt eine Tagesdosis von dreimal täglich 3,5 ml Saft (mit beiliegendem Messbecher abzumessen). Die Lösung ist vor Gebrauch zu schütteln. Der Saft kann unabhängig von den Mahlzeiten und sowohl unverdünnt als auch in etwas Wasser eingenommen werden. Bei Bedarf kann mit Flüssigkeit, vorzugsweise einem Glas Trinkwasser, nachgespült werden. Gelegentlich treten Magen-Darm-Beschwerden auf. Daher empfiehlt sich bei empfindlichem Magen die Einnahme nach den Mahlzeiten.

Die Dauer der Anwendung beträgt 7 bis 14 Tage.

Zur Unterstützung der sekretlösenden Wirkung ist eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme anzuraten. Als Zusatzverkauf eignen sich Kräuter- und Früchtetees.

Auch noch wichtig

Bei der Behandlung sind Wechselwirkungen mit verordneten Arzneimitteln und mit der Selbstmedikation zu beachten.

Bei gleichzeitigem Husten ist Acetylcystein (ACC) nicht geeignet, da die antibiotische Wirkung von Cefaclor abgeschwächt werden kann.

Bei auftretenden Hauterscheinungen, wie Quaddeln und Pusteln ist an eine allergische Reaktion zu denken und die Selbstmedikation abzulehnen. Der Junge muss sofort zum Arzt.

Bei Auftreten von schweren, anhaltenden Durchfällen während oder nach der Therapie mit Cefaclor ist an eine pseudomembranöse Kolitis zu denken und peristaltikhemmende Mittel sind kontraindiziert. Eine ärztliche Behandlung ist dringend erforderlich.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

•    Bei Antibiotikum-Einnahme ist zur Vorbeugung einer Schädigung der Darmflora die gleichzeitige Anwendung eines Präparates mit Saccharomyces boulardii (Perenterol®) empfehlenswert.

•    Bei Behinderung der Nasenatmung sind abschwellende Nasentropfen hilfreich.

•    Gegen trockene Nasenschleimhäute ist ein pflegendes Nasenspray mit Meerwasser und/oder Dexpanthenol zu empfehlen. Ist die Nase trocken oder wund, ist eine pflegende Nasensalbe angebracht, wie Bepanthen® Nasensalbe.

•    Das Inhalieren mit Kamillenaufguss und der Einsatz einer Nasendusche (zum Beispiel Emser®) sind empfehlenswert.

•    Den Vater an das Auffüllen der Hausapotheke erinnern, zum Beispiel an Fieber- und Schmerzmittel.

„Hoffentlich wird diese Nacht dann ruhiger“, seufzt der Mann. Der Junge, der bis dahin nichts gesagt hat, schaut seinen Vater an und schüttelt den Kopf: „Papa, so viel wie Du jammerst, könnte man ja meinen, Du seist der Patient…“



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Tropfen, Messlöffel, Milliliter – der große Unterschied

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Über die Geschmacksmaskierung in Antibiotika-Säften

Hauptsache süß

Aktuelles Beispiel aus der Praxis

Wie Lieferengpässe Patienten gefährden

Welche Alternativen es für Kinder und Patienten mit Schluckstörungen gibt

Mangelware Cotrimoxazol-Saft

In Zeiten von Lieferengpässen

Amoxicillin-Saft als Rezeptur? Geht!

1 Kommentar

IA zw. ACC und Cefaclor

von Tobias Petri am 07.10.2016 um 13:27 Uhr

Warum gibt es durch die ABDA-Datenbank keine Interaktionsanzeige zwischen ACC und Cefaclor?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.