Spanien

Zika-Baby mit Hirnschäden geboren

Barcelona - 26.07.2016, 08:30 Uhr

Journalisten vor der Klinik in Barcelona, in dem das Baby geboren wurde, das mit dem Zika-Virus infiziert ist. Die Mutter hatte sich auf einer Reise in Lateinamerika infiziert. (Foto: dpa)

Journalisten vor der Klinik in Barcelona, in dem das Baby geboren wurde, das mit dem Zika-Virus infiziert ist. Die Mutter hatte sich auf einer Reise in Lateinamerika infiziert. (Foto: dpa)


Die Bilder von Zika-infizierten Babys aus Südamerika gingen um die Welt. Nun wurde die Geburt eines Kindes mit einer entsprechenden Schädelfehlbildung in Spanien bekannt. Das Kind sei in Barcelona mit einer Schädel- und weiteren Fehlbildungen auf die Welt gekommen, teilten die zuständigen Ärzte mit.

Erstmals ist in Spanien die Geburt eines Zika-infizierten Babys mit Hirnschädigung bekannt geworden. Es handele sich um den ersten Fall eines Neugeborenen mit der vom Zika-Erreger verursachten Mikrozephalie in Europa, sagte der Leiter der Neonatologie-Abteilung des Krankenhauses, Félix Castillo, am Montag der Nachrichtenagentur efe. Das Kind sei in Barcelona mit einer Schädel- und weiteren Fehlbildungen auf die Welt gekommen, teilten die zuständigen Ärzte der Entbindungsstation des Krankenhauses Vall d'Hebrón in der nordostspanischen Stadt mit. 

Die Mutter habe sich auf einer Lateinamerikareise mit dem von Mücken übertragenen Erreger infiziert, hieß es. Sie habe nicht abtreiben wollen. Die Fehlbildungen bei dem Ungeborenen seien bereits im Mai während der 20. Schwangerschaftswoche festgestellt worden.

Das Baby sei per Kaiserschnitt zur Welt gekommen und befinde sich, ebenso wie die Mutter, in gutem Zustand. Das Gehirn des Kindes werde aber „wahrscheinlich nicht gut funktionieren“, so dass es „auf Betreuung angewiesen“ sein werde, so Castillo. Das Ausmaß der neurologischen Schäden könne man allerdings noch nicht vorhersagen. Um die Intimsphäre der Familie zu schützen, wurden unter anderem weder die Identität noch das Geschlecht des Kindes bekannt. 

Es gilt als wissenschaftlich gesichert, dass der Zika-Erreger zu Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) bei Neugeborenen führen kann.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm hatte bis Ende vergangener Woche innerhalb der EU-Länder drei Schwangerschaften registriert, bei denen das Ungeborene Fehlbildungen durch Zika hatte - eine in Slowenien und zwei in Spanien. Zumindest das Kind in Slowenien sei bereits abgetrieben worden, teilte das ECDC auf Anfrage mit. Alle Schwangeren hätten sich auf Reisen infiziert. Außerdem gebe es Fälle in Hoheitsgebieten von EU-Staaten wie Martinique.

Kolumbien erklärt Zika-Epidemie für überwunden 

Während aus Spanien die Geburt eines mit dem Zika-Virus infizierten Babys berichtet wird, kommt aus Kolumbien eine Entwarnung: Das kolumbianische Gesundheitsministerium hat die Zika-Epidemie für überwunden erklärt. Das Land war mit rund 100.000 Fällen seit einem Jahr neben Brasilien besonders schwer betroffen von dem Zika-Virus, das vor allem von der Gelbfiebermücke Aedes Aegypti übertragen wird. „Kolumbien ist das erste Land in der Welt, das das Ende der Epidemie erklärt“, sagte der Vizeminister für Gesundheit, Fernando Ruiz, nach Angaben der Zeitung „El Tiempo“. Eine Warnung an Frauen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben, wurde aufgehoben.

Der Höhepunkt sei mit bis zu 6312 neuen Zika-Fällen pro Woche der Februar gewesen. Daher werde für den Herbst noch einmal ein Anstieg der Fälle an Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen erwartet. Zuletzt hatte es aber weit weniger neue Zika-Fälle gegeben - das sei ein Indiz, dass zumindest die Epidemie-Phase nun vorbei sei.

Bisher gibt es in Kolumbien 256 bestätigte Mikrozephalie-Fälle. In dem am stärksten betroffenen Brasilien sind es seit Oktober 2015, dem Beginn der systematischen Erfassung, 1709 bestätigte Fälle. Aber: Nur bei 267 bestätigten Fällen konnte das Zika-Virus nachgewiesen werden.

Zuletzt ging auch hier die Zahl an Zika-Fällen stark zurück, weshalb die Organisatoren der Olympische Spiele in Rio de Janeiro kein Risiko sehen. In den südamerikanischen Wintermonaten ist die Moskitoart Aedes Aegypti kaum aktiv, was allein schon das Risiko stark mindert.



dpa / DAZ.online
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