Zika-Epidemie

USA und Brasilien wollen Impfstoff entwickeln

Bogotá - 01.02.2016, 09:25 Uhr

Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in Peru untersuchen Larven der Moskitoart Aedes aegypti. (Foto: picture alliance / AA)

Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in Peru untersuchen Larven der Moskitoart Aedes aegypti. (Foto: picture alliance / AA)


Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Gerade Schwangere müssen geschützt werden vor dem Zika-Virus, das mit Fehlbildungen bei Kindern in Verbindung steht. Doch der Erreger breitet sich aus. Die WHO berät am Montag über die Ausrufung eines globalen Notstands.

Das besonders für schwangere Frauen gefährliche Zika-Virus breitet sich in Südamerika weiter stark aus. In Kolumbien sei die Zahl der Verdachtsfälle bei Schwangeren binnen weniger Tage von 890 auf 2116 gestiegen, teilte das Gesundheitsministerium mit. US-Präsident Barack Obama und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff vereinbarten in einem Telefonat, die Entwicklung eines Impfstoffs zu forcieren. Dazu soll eine Expertengruppe eingesetzt werden. Mediziner gehen davon aus, dass eine Zika-Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei deren Babys verursachen kann. Die WHO spricht von einer zeitlichen und räumlichen Übereinstimmung der Fehlbildungen mit der Ausbreitung des Zika-Virus.

In Kolumbien seien bislang 176 Zika-Infektionen von Schwangeren durch Labore bestätigt worden, sagte der stellvertretende Direktor für Übertragungskrankheiten im Gesundheitsministerium, Diego García, dem Radiosender RCN. Bei den Restlichen gebe es Symptome, die auf eine Infektion schließen ließen. In Brasilien gibt es bisher sechs Fälle von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie), bei denen sich die Frauen während der Schwangerschaft mit Zika infiziert hatten. Für Deutschland wird die Gefahr als gering eingeschätzt, da hier die Moskitoart Aedes aegypti, die den Erreger überträgt, nicht vorkommt.


Das Zika-Virus wird vor allem durch eine spezielle Mückenart übertragen, die in Deutschland bisher nicht heimisch war. Also sollte es hier derzeit zu keiner endemischen Verbreitung kommen. In tropischen Ländern wird hingegen mit einer rasanten Verbreitung gerechnet. Die Olympischen Spiele und die damit verbundenen Reisenden aus aller Welt können zu einer schnellen Weiterverbreitung beitragen.

Ralf Reintjes, Epidemiologe an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg


Schwangerschaft verschieben, Mücken bekämpfen

Mehrere Staaten Süd- und Mittelamerikas raten, geplante Schwangerschaften vorerst zu verschieben. An Mikrozephalie erkrankte Babys sind oft geistig behindert. In Kolumbien gibt es bisher 20 297 Zika-Verdachtsfälle, von denen 1050 von Laboren bestätigt wurden. In Brasilien, dem bisher am stärksten betroffenen Land, gehen die Behörden von 500 000 bis 1,5 Millionen Verdachtsfällen aus. Da viele Menschen nicht merken, dass sie infiziert sind, ist eine genaue Einschätzung der Lage schwierig.

Das ursprünglich 1947 in Uganda entdeckte Zika-Virus war bis zum Auftauchen in Lateinamerika kaum verbreitet. Zika-Symptome sind in der Regel leichtes Fieber, Kopfschmerzen und Hautrötungen. Das Virus wird von der Moskitoart Aedes aegypti übertragen. Brasilien will bis zu 220 000 Soldaten zur Bekämpfung der Moskitos einsetzen, die auch das hier ebenfalls stark verbreitete Dengue-Fieber übertragen.

Handelt es sich um einen globalen Notstand?

Die mögliche Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstands wegen des Zika-Virus steht am Montag im Zentrum von Beratungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ein WHO-Beirat von medizinischen Experten aus verschiedenen Ländern tagt in einer Konferenzschaltung und wird anschließend Ratschläge an die UN-Behörde in Genf abgeben. Ergebnisse sollen jedoch erst in den darauffolgenden Tagen veröffentlicht werden. Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola einen globalen Notstand erklärt.


Ich denke nicht, dass es voreilig ist, dass sich die WHO vorrangig mit dem Problem beschäftigt. Erstens breitet sich Zika derzeit extrem schnell aus; zweitens, während der Krankheitsverlauf im Allgemeinen dem von Dengue und Chikungunya ähnelt und vor allem eine akute Erkrankung verursacht, die im größten Teil der Fälle nach Tagen bis Wochen wieder abklingt, ist vor allem die Häufung von Mikrozephalien besorgniserregend. Dieser sehr wahrscheinlich erscheinende Zusammenhang muss dringend untersucht werden. Weiter sind Bemühungen um eine Eindämmung des Ausbruchs international zu koordinieren. Allein aus diesen Gründen ist das Handeln der WHO angemessen.

Martin P. Grobusch, Tropenmediziner am Academic Medical Center, University of Amsterdam


Ratschläge gegen die Ausbreitung

Außerdem soll der Expertenrat Maßnahmen zur Eindämmung des Erregers vorschlagen, der sich in Lateinamerika rasant ausbreitet und mit einem starken Anstieg von Fehlbildungen bei Neugeborenen einhergeht. Die Ratschläge könnten unter anderem den Reiseverkehr in betroffene Gebiete, die medizinische Versorgung von Kranken sowie die Infektionskontrolle betreffen.

Einen Hintergrundbericht der pharmazeutischen Biologen Ilse Zündorf und Theo Dingermann zum Zika-Virus finden Sie in der DAZ 49/2015.

Update: Der Artikel wurde nachträglich um die Einschätzungen von Martin P. Grobusch und Ralf Reintjes ergänzt, die vom Deutschen Science-Media-Center bereitgestellt wurden.


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