Datenbank zu Pharma-Honoraren

Welche Nebeneinkünfte hat mein Arzt oder Apotheker?

Stuttgart - 14.07.2016, 18:30 Uhr

Für jedermann: In der neuen Datenbank sind Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte oder auch Apotheker aufgeführt. (Foto: Screenshot)

Für jedermann: In der neuen Datenbank sind Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte oder auch Apotheker aufgeführt. (Foto: Screenshot)


Wird das Vertrauen von Patienten beschädigt?

Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie am Uniklinikum Mainz, erwartet weitere Veränderungen auch in Deutschland – auch da laut einer Umfrage der Großteil aller Patienten sich Transparenz wünschen. Obwohl diese bisher nur teilweise hergestellt wird, sei zu erwarten, „dass sich das Verhalten der Ärzte und medizinischen Einrichtungen zur Industrie ändern wird“, erklärte Lieb.

Er fordert, dass Heilberufler selber aktiv werden, um Einfluss von Seiten der Pharmaindustrie zu reduzieren. „Sinnvolle Wege sind die Etablierung von mehr unabhängiger Fortbildung für Ärzte, der Verzicht auf den Besuch von Pharmavertretern, der Verzicht auf Geschenke und Fortbildungseinladungen“, sagte Lieb.

Erstmal nicht verfügbar

Bedenken bei den aktuellen Veröffentlichungen und dem zu erwartenden Aufschrei in den Medien hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) – ihre europäische Dachorganisation erhielt 2015 allein von Novartis rund 810.000 Euro an geldwerten Leistungen. Das Vertrauen ihrer Patienten sei für Ärzte ihr wichtigstes Gut, doch könne auf Zusammenarbeit mit der Industrie nicht verzichtet werden. „Dabei ist das in der Öffentlichkeit mitunter geschürte Misstrauen gegenüber jeder Art der Kooperation von Ärztinnen und Ärzten mit der Pharmaindustrie in mehrfacher Hinsicht bedenklich“, erklärte die Gesellschaft.

Der DGHO-Vorstand gab zu bedenken, „dass undifferenzierte und mitunter polarisierende Diskussionen möglicherweise dazu führen können, das Vertrauensverhältnis der Patientinnen und Patienten und der gesamten Öffentlichkeit in die Ärzteschaft nachhaltig zu beschädigen.“

Aus den USA ist jedoch trotz der weitergehenden Transparenz bisher nichts derartiges bekannt geworden. Großes Interesse an den veröffentlichten Zahlungen gibt es in jedem Fall: Schon kurz nach Veröffentlichung ging der Internetserver von Correctiv in die Knie und meldete nur noch „Service unavailable“. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Datenschutz

von J. Barth am 15.07.2016 um 8:54 Uhr

Was sagt denn hierzu mal der Datenschutzbeauftragte?
Von Spiegel Online aufbereitete Daten mit weiteren Details.
Wäre das von den Betroffenen nicht zustimmungspflichtig?
Komment von G. Erben ist auch sehr gut! :-)

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Honorare

von Alexander Zeitler am 14.07.2016 um 23:40 Uhr

da bekomme ich mal €10,- für ne Reimport Umfrage
oder auch mal € 17,35 von Springer.
Muss ich mich jetzt schämen?
Ich schäme mich nicht: Ich sitze für diese Dinge in meiner FREIZEIT am PC und beantworte brav die Fragen.
Und ich habe mich entschlossen, für NULL gibts nix mehr von mir.
Lauterbach und Konsorten, da sollte man mal schauen.

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Transparenz - der Schein trügt ?

von G. Erben am 14.07.2016 um 19:32 Uhr

Sehr geehrte Leser,
Schnell wird aus überflüssiger Information für Jedermann
ein Pranger. Neid ist eine der am meisten unterschätzten
menschlichen Eigenschaften und sollten wir aus unserer
deutschen Vergangenheit nicht gelernt haben, daß man
eben keine Listen über unschuldige Mitmenschen anlegt ?
- Inquisition macht eben doch Spaß, auch Angestellten
von gewinnorientierten Konzernen des Großkapitals, scheinbar dem geneigten Leser eine Gunst erweisend,
ihn aus dem Tal der Ahnungslosen befreiend.
Auch hier wird Macht ausgeübt.

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Transparenz bei allen

von G. Wagner am 14.07.2016 um 18:54 Uhr

...und jetzt würden mich natürlich auch noch die Vortrags-, Neben- und Zusatzverdienste der Herren Grill, Glaeske, Lauterbach et al. interessieren. Gibt es hierfür auch eine Datenbank?

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