Arbeitsmarkt Pharmaindustrie

Wer hat die meisten Stellen abgebaut?

Remagen - 19.02.2015, 12:52 Uhr


Die Pharmaindustrie hat im letzten Jahr weiterhin Arbeitsplätze gestrichen, wenn auch nicht mehr mit dem gleichen Tempo wie in den letzten Jahren. Die Gründe für die Einschnitte sind vielfältig. Insgesamt haben die Top-10-Unternehmen, die im Jahr 2014 Jobs abgebaut haben, rund 12.200 Mitarbeiter freigesetzt.

Laut GEN gehören nur fünf der Top-10-Unternehmen auf der Liste zum „big Pharma“-Erbe, das in den letzten Jahren hinsichtlich Entlassungen an vorderster Front angesiedelt war. Die anderen fünf sind entweder Biotech-Riesen oder kleinere Biotech-Unternehmen. Drei davon reduzierten ihre Belegschaft zur Kostensenkung oder Stärkung von Synergien nach Übernahmen. An erster Stelle rangiert Amgen, das bis zu 4500 Stellen abgebaut hat, und zwar sukzessive an verschiedenen Standorten in den USA. Bis Ende 2015 soll die gesamte Belegschaft um 20 Prozent reduziert werden. Die Maßnahmen sind Bestandteil des „innerbetrieblichen Strukturwandels“ von Amgen, der bereits im Jahr 2013 eingeleitet wurde.

Novartis hat im letzten Jahr im Rahmen drastischer Kosteneinsparungen circa 2600 Stellen gestrichen, darunter fast 250 Mitarbeiter in seinem US-Headquarter in East Hanover (New York), 760 im US-Vertrieb und rund 400 durch die Schließung des Standortes für Forschung und Entwicklung sowie Produktion in Horsham (nahe London). Außerdem hat Novartis die Zahl seiner Mitarbeiter im Pharmadivisions-Support an seinem Hauptsitz in der Schweiz um rund 500 reduziert. Zwar gab es eine Zusage, eine äquivalente Anzahl von Stellen in den Bereichen Forschung und Produktion zu schaffen, allerdings soll Zeitungsberichten zufolge rund die Hälfte davon in das indische Hyderabad ausgelagert werden. Novartis plane im Rahmen seiner globalen Strategie, weltweit Exzellenz-Center für die Herstellung zu schaffen, berichtet GEN. Nach dem Jahresbericht 2014 des Unternehmens sollen in den letzten Jahren 24 Produktionsstätten umstrukturiert oder abgestoßen worden sein.

Der dritte im Bunde der Top-3 ist Actavis mit 1750 gestrichenen Positionen. Der Stellenabbau ergab sich im Wesentlichen aus der Übernahme von Allergan im November 2014 und ist Bestandteil der geplanten Restrukturierung unter der Maxime „Projekt Ausdauer“, mit dem jährlich 475 Millionen US-Dollar eingespart werden sollen. Auf den Rängen 4, 5 und 6 folgen GlaxoSmithKline (GSK) mit 900, AstraZeneca mit 730 und Boehringer Ingelheim mit 500 bis 600 abgebauten Stellen.

Auch Pierre Fabre auf Rang 7 musste seine Belegschaft um 551 Jobs zur Ader lassen, und zwar fast ausschließlich in Frankreich. Als Grund wird die starke Schwächung der „Pharma-Operation“ angegeben, die wiederum auf ungenügend produktive Forschung und Entwicklung und einen erheblichen Verlust der Aktivitäten in Frankreich zurückgeführt wird. Schuld daran sollen staatliche Preissenkungen für ältere Medikamente und der Anstieg bei Generika sein. Außerdem spricht die Firma von Verlusten bei seinen Produkten zur Raucherentwöhnung aufgrund der wachsenden Beliebtheit von elektronischen Zigaretten.


Dr. Helga Blasius


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