Nicht mehr zeitgemäß

AVIE: Apothekenabschlag abschaffen

Merzig - 14.02.2013, 16:22 Uhr


Der Apothekenabschlag und seine angemessene Höhe ist derzeit in aller Munde. Der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband warten derzeit auf das letzte Wort zur Neubesetzung der Schiedsstelle, die über den Abschlag 2013 befinden muss. Nun hat sich die Apothekenkooperation Avie in die Debatte gemischt und fordert schlicht die gänzliche Abschaffung des Abschlags.

Avie verweist darauf, dass der Abschlag kein neues Kostendämpfungsinstrument ist: Bereits die Reichsversicherungsordnung habe seit 1911 einen solchen Abschlag gekannt, der seither wiederholt angepasst und geändert wurde. Er diente dazu, die Krankenkassen an den zum Teil sehr hohen Rabatten der Industrie an die Apotheken zu beteiligen. Avie-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk kann nun nur einen Schluss ziehen: „Das Instrument stammt aus einer ganz anderen Zeit, die Umstände sind heute andere“.

Die Rahmenbedingungen für die Apotheker hätten sich bis heute deutlich verändert, argumentiert man bei der Apotheken-Kooperation: Die verhandelten Herstellerrabatte gehen direkt an die Kassen, Bar- und Naturalrabatte an Apotheken sind verboten und Apotheker an Rabattverträge gebunden. Im günstigsten Fall könne der Apotheker noch die inzwischen deutlich gesunkene Spanne des Großhandels als Rabatt erhalten. „Wir fordern daher die gänzliche Abschaffung des Apothekenabschlags“, sagt der Avie-Chef. „Er ist nicht mehr zeitgemäß“.

Avie ist eine hundertprozentige Tochter der Kohl Medical AG, zu der auch Europas führender Arzneimittelimporteur kohlpharma gehört. Eigenen Angaben zufolge hat Avie mit knapp über 170 Apotheken Partnerverträge abgeschlossen.

Wer sich genauer mit der Historie des Apothekenabschlags befassen möchte: Letzten Sommer hatte das Bundesgesundheitsministerium dies in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion zur wirtschaftlichen Situation der Apotheken aufgezeigt (Antwort auf Frage 5).


Kirsten Sucker-Sket


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