Gesundheitspolitik

AVIE kritisiert ABDA

Standesführung hat bei GKV-VSG Chancen vertan

BERLIN (jz) | Bei der Apothekenkooperation AVIE ist man enttäuscht von der Standesführung: Die ABDA sowie der Deutsche Apothekertag hätten im Vorfeld der Erstellung des Referentenentwurfs zum Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) die falschen Schwerpunkte gesetzt und sich in Details verzettelt, kritisierte AVIE-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk vergangene Woche. Die Apotheken kämen darin eindeutig zu kurz. „Wer die Versorgung stärken will, muss auch die Apotheken stärken.“

Honorierungsfragen und die Schnittstelle zwischen ärztlicher Versorgung und Offizinpharmazie hätten nach Meinung des Geschäftsführers viel stärker thematisiert werden müssen. „Wer sich an Randthemen aufreibt, verliert den Blick für das Wesentliche.“ Angesichts der Konditionsabsenkungen im Großhandel wäre ein „konzentriertes und deutlicheres Eintreten für die wirtschaftliche Zukunft der Vor-Ort-Apotheke angezeigt“, so Zenk. „Die Ärzteverbände zeigen, wie das geht.“

Stattdessen habe man aber Ertragsquellen wie zum Beispiel die Abgabe von Importarzneimitteln infrage gestellt. Beim Apotheken-Ableger der Kohl-Gruppe sieht man dabei ein Problem: Die 300 Millionen Euro, die heute pro Jahr durch Importe eingespart würden, so heißt es bei AVIE, müssten andernorts wieder hereingeholt werden. „Dass die Apotheker dazu einen Beitrag leisten müssten, liegt auf der Hand.“ Doch immer weniger Apotheker, insbesondere Inhaber, hätten für diesen Kurs Verständnis.

Keine klare Botschaft

Als „prekär“ stuft Zenk die geplante Regelung zu Honorarfragen ein: „Anstatt über die Höhe des Apothekenabschlages zu feilschen, wäre die Forderung nach dessen ersatzloser Abschaffung unter Beibehaltung des Fixzuschlages die klarere Botschaft gewesen.“ Zumal der Abschlag schon lange seine formale Berechtigung verloren habe. Der angebliche Vorteil für Apotheken, im Gegenzug ihre GKV-Rechnungen innerhalb von zehn Tagen bezahlt zu bekommen, sei eher eine Selbstverständlichkeit und wirke gemessen an der aktuellen Retax-Praxis der Krankenkassen als „blanker Hohn“, findet Zenk.

Fixer Abschlag statt Dynamisierung

Im Mai 2013 hätten die Vertragsparteien nach langer Hängepartie und der dann erfolgten Einigung über die Höhe bis 2015 noch mittelfristig über eine Abschaffung des Apothekenabschlages verhandeln wollen. Sie hätten sich darauf verständigt, sich in diesem Punkt bis Anfang Juli 2014 auf das weitere Vorgehen nach 2015 zu einigen. In dieser Zeit wollte man den Gesetzgeber zu einer Aufhebung der parallelen Vergütungsanpassungsregelungen aus Apothekenabschlag und fixer packungsbezogener Honorierung bewegen. Doch: „Diese Chance hat die ABDA/DAV nicht genutzt. Stattdessen erleben wir jetzt eine gesetzliche Festschreibung des Abschlages ohne jegliche Dynamisierungslösung beim Honorar“, bilanziert Zenk. 

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