Verbraucher-Umfrage

Gespaltenes Verhältnis zum Gesundheitssystem

Berlin - 08.12.2011, 11:33 Uhr


Fast 40 Prozent der Deutschen sind grundsätzlich zufrieden mit dem Gesundheitssystem – das sind deutlich mehr als im Jahr 2010. Dies ist eines der Ergebnisse der aktuellen Deloitte-Studie „2011 Survey of Health Care Consumers in Germany“. Der Umfrage zufolge ist zudem der Arzneimittelversandhandel sehr gefragt: Rund ein Viertel der Befragten, die Rx-Arzneien einnehmen, erklärten, sie bestellten diese im Versand.

Die regelmäßig von Deloitte durchgeführte Studie zum Gesundheitssystem in Deutschland soll einen Überblick über das Meinungsbild der deutschen Bürger zu ihrem Gesundheitssystem vermitteln. Dafür wurden 1.000 Volljährige anhand eines Online-Fragebogens über das deutsche Gesundheitssystem in seinen unterschiedlichen Facetten befragt. 39 Prozent der Befragten gaben danach dem deutschen Gesundheitssystem eine gute bis sehr gute Note – im Jahr 2010 waren es nur 17 Prozent. Auf die Frage, ob sich die Qualität des Gesundheitssystems verändert habe, antwortete dennoch fast die Hälfte, die Qualität sei heute schlechter als noch vor zwei Jahren. Dabei wurden von den Befragten insbesondere zu lange Wartezeiten, ein unzureichender Schwerpunkt auf patienten- und verbraucherorientierter Betreuung und auf Vorsorge und Prävention statt Krankheit kritisiert.

Der Studie zufolge zeichnet sich außerdem ab, dass die Deutschen vermehrt Eigeninitiative im Bereich der Vorsorge entwickeln: 77 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr eine Routinekontrolle beim Arzt durchlaufen zu haben (2010: 56 Prozent). Offenbar sind sie auch zunehmend bereit, mehr Geld in ihre Gesundheit zu investieren. So erklärten 58 Prozent, sie setzen zur Vorsorge auf die gezielte Einnahme von Vitaminen, Mineralien oder pflanzlichen Ergänzungspräparaten (2010: 47 Prozent).

Umfrageteilnehmer, die eigenen Angaben zufolge verschreibungspflichtige Arzneimittel einnehmen, wurden zudem befragt, was sie „zur Optimierung ihrer Medikamentenkosten“ unternehmen. 26 Prozent von ihnen pflichteten der vorgegebenen Antwort bei, sie kauften rezeptpflichtige Medikamente über ein „Versandhaus oder eine Online-Apotheke“ – eine Vorgabe, die Zweifel an den Fragestellern nährt. Neun Prozent gaben an, sich rezeptpflichtige Medikamente im Ausland zu kaufen. 13 Prozent erklärten, sich „statt eines verschriebenen Originalpräparats aufgrund privater Zuzahlung oder auf Empfehlung der Apotheke“ für den Kauf eines Generikums entschieden zu haben. Neun Prozent sagten, sie hätten ihren Arzt gebeten, direkt ein Generikum statt eines Originalpräparates zu verschreiben.  

Auch zur Gesundheitspolitik hatten die Teilnehmer eine klare Meinung: Lediglich neun Prozent waren der Meinung, dass die Regierung ausgewogene Prioritäten in der Verbesserung des Gesundheitssystems setzt und gute Reformarbeit leistet. Jedenfalls sollte es in Zukunft nach Meinung der Befragten nicht in Richtung einer stärkeren Privatisierung im Gesundheitsbereich gehen – nur 16 Prozent glauben, eine solche könnte zu Verbesserung der Leistung beitragen. 40 Prozent sehen in der Privatisierung dagegen keine Verbesserungsmöglichkeiten.

Einmal mehr zeigt sich: Statistiken sind Momentaufnahmen und stark abhängig von der Art der Befragung sowie den vorgegebenen Fragen und Antworten. Im kürzlich veröffentlichten MLP-Gesundheitsreport – für den 2262 über 16-Jährige persönlich interviewt wurden, erklärten 72 Prozent, das deutsche Gesundheitssystem und die Gesundheitsversorgung in Deutschland seien „gut“ bzw. „sehr gut“.  


Juliane Ziegler/Kirsten Sucker-Sket