Durchfallerreger

Impfungen gegen Rotaviren sind sinnvoll

Leipzig - 08.11.2011, 12:09 Uhr


In Deutschland werden immer mehr Kinder gegen durchfallerregende Rotaviren geimpft. Von 2007 bis 2010 stieg die Impfrate im ersten Lebensjahr von drei auf 26 Prozent. Dies zeigen Studien, in denen Wissenschaftler der Universitätskliniken Leipzig, Halle und Oxford deutschlandweit die Zahl der verschriebenen Rotavirus-Impfungen analysierten.

Demnach erfolgt die Impfung gegen die für Kinder bedrohliche Infektion in den neuen Bundesländern rund dreimal so häufig wie in den alten: In Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, und Sachsen-Anhalt impften Ärzte 2010 insgesamt 60 Prozent der Säuglinge. In den alten Bundesländern waren es nur 20 Prozent. Die Unterschiede zwischen Ost und West sind vor allem auf die unterschiedlichen Impfempfehlungen der Länder zurückzuführen. Als erstes Bundesland hatte die Impfkommission in Sachsen 2008 die Rotavirus-Impfung empfohlen, gefolgt von Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Neben den Impfraten analysierten die Forscher auch die Zahl der beim Robert Koch-Institut gemeldeten Rotavirus-Infektionen. Die Zahl der gemeldeten Rotavirus-Infektionen ging besonders in den Bundesländern mit hohen Impfraten zurück. Dies sei ein Hinweis auf die Effektivität der Impfung in Deutschland, berichten die Wissenschaftler.

Für die Impfung stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr bekommen diese zwei, beziehungsweise drei Mal per Schluckimpfung verabreicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut gibt bislang keine generelle Impfempfehlung auf Bundesebene. In einer Stellungnahme hat die STIKO 2010 festgestellt, dass „für eine erneute Abwägung vor einer generellen Impfempfehlung noch wesentliche Daten zur Impfstoffsicherheit und zur Krankheitslast fehlen“. Gegen eine generelle Empfehlung spricht laut STIKO, dass die Nutzen-Kosten-Bilanz für den Impfstoff bislang negativ ausfällt. Gegenüber den möglichen Einsparungen bei den Behandlungskosten ist der Impfstoff derzeit noch zu teuer. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung dennoch.

Bei Kindern in Entwicklungsländern verläuft die Infektion dagegen oft tödlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in Entwicklungsländern jährlich mindestens 500.000 Kinder an den Folgen dieser Infektion sterben. Seit 2009 empfiehlt sie daher, die Rotavirus-Impfung weltweit in alle nationalen Impfprogramme aufzunehmen.


Literatur: Uhlig, U., et al.: Pediatr. Infect. Dis. J. 2011, Online-Vorabpublikation doi: 10.1097/INF.0b013e31822d1408.


Dr. Bettina Hellwig