Demenz-Report

Demenzkranke so gut wie möglich gesellschaftlich integrieren

Berlin - 23.02.2011, 15:50 Uhr


Im statistischen Mittel kommen in Deutschland auf 1000 Einwohner 16 Patienten mit einer Demenz. Diese Zahl dürfte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln, prognostiziert das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, das am 22. Februar den Demenz-Report vorstellte. Die Kernthese darin lautet: Die Probleme, die die Therapie und Pflege der Demenzkranken mit sich bringen, sind nicht allein mit Geld zu lösen.

Der Demenz-Report schildert in zwei Kapiteln die medizinischen und demografischen Aspekte der Demenz-Erkrankungen, um in den beiden folgenden Kapiteln die Fragen zu diskutieren: „Wer kümmert sich um die wachsende Zahl von Menschen mit Demenz?“ und „Wie können sich Gesellschaft und Politik vorbereiten?“

Auf einen Durchbruch in der kausalen Therapie der Alzheimer-Demenz und ihrer Mischformen, die in 80 Prozent der Fälle vorliegen, ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Umso mehr müssen sich die präventiv-therapeutischen Anstrengungen darauf richten, die Symptomatik trotz bestehender Neurodegeneration möglichst lange hinauszuzögern. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, den Demenzkranken möglichst lange ihr soziales Umfeld zu erhalten. Immer mehr Pflegeheime zu bauen, sei der falsche Weg, behaupten die Autoren der Studie, denn die Patienten sind dort mehr oder weniger isoliert, und zudem ist das Pflegepersonal häufig nicht ausreichend qualifiziert. Angehörige, die hochmotiviert sind, sind in der Regel die besseren Pfleger, wenn sie entsprechend geschult sind und von einigen Alltagsaufgaben entlastet werden.

Im Demenz-Report heißt es wörtlich: „Heime sind oft am Rande von Gemeinden angesiedelt. Dort geht es weniger rege zu, die Lage macht aber auch die Teilhabe am öffentlichen Leben schwieriger. Nur wer mittendrin wohnt, kann mit den ehemaligen Nachbarskindern ein Schwätzchen halten, in der Apotheke etwas kaufen und am Abend in der alten Stammkneipe vorbeischauen. Versorgung und Pflege lassen sich auch „mitten im Leben“ organisieren.“ Fazit: Auch die ortsnahe Apotheke trägt zur Lebensqualität der Demenzkranken bei.

Der Demenz-Report findet sich als pdf im Internet: www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Demenz/Demenz_online.pdf


Dr. Wolfgang Caesar