Gutachten zu wirtschaftlicher Impfstoffversorgung

Keine nennenswerten Sparmöglichkeiten bei Apotheken

Berlin - 02.09.2010, 13:04 Uhr


Schutzimpfungen zählen seit April 2007 zu den Pflichtleistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Ein größerer Leistungsumfang führt aber auch zu mehr Kosten. Daher hat das Bundesgesundheitsministerium ein Gutachten in Auftrag gegeben, das sich der Frage annimmt, wie die Wirtschaftlichkeit

Das umfangreiche Gutachten (443 Seiten) wurde u. a. vom Lehrstuhl für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen und dem Berliner IGES-Institut erstellt. Für die Identifizierung von Wirtschaftlichkeitspotenzialen wurden dabei grundsätzlich zwei Bereiche unterschieden: zum einen die Preise von Impfstoffen bzw. die Preisbildung, zum anderen die Organisation der Versorgung mit Impfstoffen, insbesondere Logistikleistungen und ihre Vergütungen (Apothekenvertrieb).

Das Fazit der Autoren: Wirtschaftlichkeitspotenziale der Impfstoffversorgung lassen sich primär im Bereich der Preisbildung auf Herstellerebene ausmachen. Aufgrund der in den meisten Teilmärkten sehr begrenzten Anbieterzahl kämen dabei als Instrument zur Erschließung vornehmlich Preisverhandlungen infrage, die sich auf internationale Preisvergleiche und perspektivisch auf Ergebnisse von Kosten-Nutzen-Bewertungen stützen könnten. Für den Bereich der Impfstoffe gegen saisonale Influenza scheinen für die Gutachter die Grundvoraussetzungen erfüllt, Preiswettbewerb durch Ausschreibungen durch die Krankenkassen nachhaltig zu fördern. Dagegen berge die Organisation der Versorgung mit Impfstoffen, insbesondere die Vertriebsleistungen der Apotheken, allenfalls "sehr begrenzte Wirtschaftlichkeitspotenziale".

In dem Gutachten führen die Autoren aus, dass von rund 1,5 Mrd. Euro, die die Krankenkassen für Impfstoffe ausgeben, knapp 4,6 Prozent (67 Mio. Euro) auf die Honorierung der Apothekenleistungen entfallen. In der Individualversorgung bekommt die Apotheke für eine Impfdosis durchschnittlich 8,82 Euro, für Belieferungen im Rahmen des Sprechstundenbedarfs sind es lediglich 1,26 Euro. Letzterer hatte im Jahr 2008 einen Anteil von 96,8 Prozent. Damit entfielen lediglich rund 13 Mio. Euro auf Individualverordnungen. Insoweit die packungsgrößenbedingten Kostenvorteile innerhalb des Sprechstundenbedarfs noch nicht umfassend ausgeschöpft werden, könne prinzipiell eine konsequentere Auseinzelung von Impfstoffdosen aus Großpackungen zu einer erhöhten Wirtschaftlichkeit beitragen. Doch seien auch hier die Wirtschaftlichkeitspotenziale begrenzt, da Großpackungen bereits heute den Sprechstundenbedarf dominieren. Ebenso dürften nach Ansicht der Gutachter die Wirtschaftlichkeitspotenziale einer verstärkten Abgabe reimportierter Impfstoffe im Rahmen des Sprechstundenbedarfs begrenzt sein.


Kirsten Sucker-Sket