Stoffwechselstörungen

Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Krebsrisiko

Heidelberg - 26.05.2010, 10:14 Uhr


Typ-2-Diabetiker haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für zahlreiche Krebsarten, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum jetzt in der weltweit größte Studie zum kombinierten Risiko für Diabetes und Krebs herausfanden.

Um präzise zu erfassen, bei welchen Krebserkrankungen die Zuckerkrankheit eine Rolle spielt, führte Kari Hemminki im Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam mit Kollegen in Schweden und den USA die bislang größte Studie zu Krebsrisiken bei Typ-2-Diabetikern durch. Die Untersuchung schloss 125.126 schwedische Bürger ein, die aufgrund von durch Typ-2-Diabetes bedingten Beschwerden ein Krankenhaus aufgesucht hatten. Die Epidemiologen verglichen das Auftreten von Krebserkrankungen bei diesen Patienten mit dem in der schwedischen Allgemeinbevölkerung.

Die Größe der Studie erlaubte erstmals, auch Zusammenhänge zwischen Zuckerkrankheit und selteneren Krebsarten zu quantifizieren. Die Forscher entdeckten, dass Typ-2-Diabetiker ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für 24 der untersuchten Krebsarten haben. Die deutlichste Risikosteigerung wurde für Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberzellkrebs beobachtet: Typ-2-Diabetiker erkranken sechsmal bzw. 4,25-mal häufiger daran als die Allgemeinbevölkerung. Ein mehr als doppelt so hohes Erkrankungsrisiko beobachteten die Epidemiologen auch für Krebs der Nieren, Schilddrüse, Speiseröhre, des Dünndarms und des Nervensystems.

Die Studie bestätigte außerdem die Beobachtung, dass Typ-2-Diabetiker signifikant seltener an Prostatakrebs erkranken. Dies zeigte sich besonders deutlich bei Zuckerkranken, in deren Familie die Stoffwechselerkrankung bereits aufgetreten war. Je mehr zuckerkranke Angehörige, desto geringer das persönliche Prostatakrebsrisiko. „Über die Gründe dafür können wir bislang nur spekulieren“, sagt der Epidemiologe Hemminki. „Möglicherweise ist ein niedrigerer Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen bei Diabetikern mit verantwortlich.“

Die Wissenschaftler werteten für diese Untersuchung Daten aus, die von 1964 bis 2007 in Schweden bei jeder Krankenhausentlassung an ein Register gemeldet wurden. Diese Daten wurden mit dem schwedischen nationalen Familien-Krebsregister kombiniert, das seit 1958 alle Krebsfälle des Landes erfasst. Da das Krebsregister mit einem Mehrgenerationenregister verknüpft ist, können auch Krebsfälle unter den Eltern und Geschwistern der Patienten verfolgt werden.

Quelle: Hemminki, K., et al.: Oncologist 2010, Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1634/theoncologist.2009-0300


Dr. Bettina Hellwig