Krebserkrankungen

Autoimmunerkrankungen erhöhen das Risiko

Heidelberg - 24.10.2011, 11:37 Uhr


Die meisten Autoimmunerkrankungen erhöhen das Krebsrisiko für die Betroffenen. Das fanden jetzt Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums heraus.

Sie untersuchten die Wechselbeziehung zwischen 33 verschiedenen Autoimmunerkrankungen und elf unterschiedlichen Krebserkrankungen des gesamten Verdauungstraktes (Mundhöhle, Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, Leber und Bauchspeicheldrüse). Dazu verwendeten sie die Daten des schwedischen Krebsregisters, das mit zwölf Millionen Personen die gesamte schwedische Bevölkerung umfasst. Untersucht wurden Personen, die nach 1964 aufgrund einer Autoimmunerkrankung im Krankenhaus behandelt wurden und bis zum Jahr 2008 an Krebs erkrankten.

Menschen, die an Perniziöser Anämie, einer Form der Blutarmut, leiden, haben ein viermal höheres Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, als die Allgemeinbevölkerung. Bei Myasthenia gravis, einer Störung der neuromuskulären Erregungsübertragung, treten sogar fünf verschiedene Krebsarten vermehrt auf: Beispielsweise haben Patienten, die an dieser relativ seltenen Autoimmunerkrankung leiden, ein fast dreifach erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs. Für Magen- und Darmkrebs ist das Risiko um etwa 30 Prozent höher als das der Allgemeinbevölkerung. Auch bei Morbus Crohn, systemischem Lupus, bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa sowie bei der Schuppenflechte Psoriasis fanden die Forscher erhöhte Risiken für mehrere Krebsarten des Verdauungstraktes. Bei Rheumatikern dagegen beobachteten die Epidemiologen ein um 30 Prozent vermindertes Darmkrebsrisiko.

Eine mögliche Ursache für die gesteigerten oder verringerten Krebsrisiken von Patienten mit Autoimmunkrankheiten liegt in der Medikation: Viele dieser Krankheiten werden mit immunsupprimierenden Wirkstoffen behandelt. Das so gedrosselte Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, Tumorzellen effizient zu bekämpfen. Dadurch erhöht sich das Krebsrisiko. Entzündungshemmende Medikamente können dagegen das Krebsrisiko mindern.

Literatur: Hemminki, K., et al.: Ann. Oncol. 2011, Online: DOI:10.1093/annonc/mdr333. 


Dr. Bettina Hellwig