Arzneimittel und Therapie

Krebsrisiko unter oralen Antidiabetika

Frauen mit Diabetes Typ 2 könnten von Glitazonen profitieren

In einer Studie wurde überprüft, ob es einen die Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und oralen Antidiabetika bei Männern und Frauen mit Typ-2-Diabetes gibt. Dabei scheinen bestimmte orale Antidiabetika einen positiven Einfluss auf das Krebsrisiko zu haben, allerdings nur bei Frauen.

Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 haben ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen und einer damit verbundenen Mortalität im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. In früheren Untersuchungen wurde suggeriert, dass Insulin-freisetzende Substanzen wie Sulfonylharnstoffe ebenfalls zu einem höheren Krebsrisiko führen. Biguanide (Metformin) schützen möglicherweise vor bestimmten Krebserkrankungen (Mamma-, Prostata-, Kolonkarzinom), da sie über die Aktivierung der sogenannten AMP-Kinase (5’-Adenosin-Monophosphat-aktivierte Proteinkinase) die Insulin-Resistenz und Hyperinsulinämie vermindern. Glitazone (Insulin-Sensitizer) reduzieren ebenfalls die Insulin-Resistenz, bisherige Studien lieferten jedoch bezüglich Tumorentstehung widersprüchliche Ergebnisse. Deshalb sollte insbesondere der Einfluss oraler Antidiabetika bei Typ-2-Diabetikern auf das Krebsrisiko ermittelt werden.

In einer retrospektiven Analyse wurden die Ergebnisse elektronischer Gesundheitsdaten vom Institutional Review Board der Cleveland Clinic ausgewertet. Hierfür wurden über einen Zeitraum von acht Jahren 25.613 Patienten des Cleveland Clinic Diabetes Registers mit 48.051 Patienten des Cleveland Clinic Tumor-Registers (Histologie-basiert) abgeglichen. In die Studie eingeschlossen wurden Erwachsene mit einer neu verordneten oder bereits existierenden hypoglykämischen Monotherapie aus der Gruppe der Biguanide (Metformin), Sulfonylharnstoffe (Glimepirid, Glipizid und Glyburide), Glinide (Repaglinid, Nateglinid) oder Glitazone (Rosiglitazon, Pioglitazon). Als primären Endpunkt definierte man den Zeitraum bis zum Auftreten eines Tumors, den letzten Kontakt zum Cleveland Clinic System oder den Todesfall.

Zur Auswertung der Ergebnisse wurde eine Cox-Regression unter Berücksichtigung diverser Einflussfaktoren (u.a. Alter, BMI, KHK, Rasse, Geschlecht, HbA1c, Tabak-Konsum, Einkommen) durchgeführt. Während 51.994 Personen-Jahren wurden in der Kohorte 892 Fälle von Krebserkrankungen identifiziert, wobei Prostata- (14,5%) und Mammakarzinome (11,7%) am häufigsten auftraten. Bei Frauen zeigte die Verwendung von Glitazonen ein um 32% vermindertes Krebsrisiko im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen [HR 0,68; 95% CI 0,48 bis 0,97]. Der Vergleich von Insulinsekretagoga (Sulfonylharnstoffe und Glinide) versus Biguanide (Metformin) und Glitazone ergab ein um 21% vermindertes Krebsrisiko für den Einsatz von Metformin und Glitazonen [HR 0,79; 95% CI 0,64 bis 0,98]. Diese Ergebnisse decken sich mit Erkenntnissen aus früheren Studien. Überraschenderweise konnten bei Männern keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden. Möglicherweise spielen hierbei die komplexen Wechselwirkungen von Insulin-Resistenz und Hyperinsulinämie mit Wachstumsfaktoren, Sexualhormonen und deren Globuline eine Rolle. Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden bislang nicht erforscht und sollten in weiteren Studien überprüft werden. Interessanterweise wurde zwischen „Glitazon-Verwendern“ versus „Nicht-Glitazon-Verwendern“ kein signifikanter Unterschied festgestellt bezüglich des Risikos für Blasenkrebs [HR 0,86; 95% CI 0,25 bis 2,95] oder allgemein für Karzinome des Urogenitaltrakts [HR 0,69; 95% CI 0,39 bis 1,23]. Trotz gewisser Schwächen der Studie geben die Ergebnisse weitere Anhaltspunkte dafür, dass insulinotrope Substanzen die Krebsentstehung fördern. Andere orale Antidiabetika, insbesondere Glitazone, senken möglicherweise das Risiko für das Auftreten bestimmter Krebserkrankungen bei Frauen mit Diabetes mellitus Typ 2.

Quelle

Sun GEC: Gender-specific effects of oral hypoglycaemic agents on cancer risk in type 2 diabetes mellitus. Diabetes, Obesity and Metabolism 2013.

 

Apothekerin Damaris Mertens-Keller, PharmD

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