Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erfolgreiche Therapie mit Stammzellen

Hannover - 13.11.2009, 07:06 Uhr


Wissenschaftler aus Hannover entdeckten den ersten menschlichen Gendefekt, der chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern verursacht und therapierten die betroffenen Kinder erfolgreich mit Blutstammzellen

Die Wissenschaftler konnten bei fünf Kindern, die bereits als Säuglinge schwere chronische Darmentzündungen entwickelt hatten, Veränderungen des Erbgutes feststellen. Die Mutationen beeinflussen einen Mechanismus des Immunsystems, der dafür sorgt, dass die Darmbakterien vom Immunsystem unbehelligt funktionieren können. Ist dieser Mechanismus gestört, stuft das Immunsystem die normale, gesunde Darmflora als "fremd" ein und bekämpft sie. Das führt zu einer krankhaft entzündlichen Veränderung der Darmwand mit Fistelbildung und Eiteransammlungen. Die Störung besteht darin, dass die Immunzellen der Patienten einen bestimmten Botenstoff, das Interleukin-10, nicht erkennen.

Dies ist der erste menschliche Gendefekt, der als direkte Ursache einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung entdeckt worden ist - und die Erkenntnis ermöglicht eine neue Therapie: Die Ärzte aus Hannover "tauschten" das Immunsystem aus, indem sie Blutstammzellen übertrugen. Dadurch wurde der Gendefekt behoben und die entzündlichen Darmveränderungen heilten komplett und dauerhaft ab.

Die neue Arbeit zeigt die wichtige Rolle eines Signalweges, der möglicherweise auch bei anderen Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen betroffen ist.

Quelle: Glocker,  E. O. et al.: N. Engl. J. Med., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1056/NEJMoa0907206.


Dr. Bettina Hellwig


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