Leserbriefe

„Hart aber fair“: Professor Kekulé erzählte Unsinn

Wer am Montag, 2. März 2020, die Sendung „Hart aber fair“ gesehen hat, dem blieb das Butterbrot im Halse stecken. Da behauptet doch Prof. Dr. Kekulé von der Universität Halle, seines Zeichens „Virologe”, allen Ernstes, wer dreimal die Grippe durchgemacht hat, der muss sich in Zukunft nicht mehr gegen Grippe impfen lassen. Diesen Unfug erklärt der angebliche Fachmann vor einem Millionenpublikum. Die Uni Halle sollte prüfen, ob dem Herrn nicht die Berufsbezeichnung „Virologe” entzogen werden muss.

Hier der Faktencheck zu der Sendung:

Prof. Dr. Ludwig von der Universität Münster kommentiert die Aussage seines Kollegen wie folgt:

Prof. Dr. Stephan Ludwig ist es wichtig, dem Eindruck entgegenzuwirken, man sei nach überstandenen Grippeerkrankungen, die durch bereits existierende Influenza-Viren ausgelöst wurden, auch gegen neu auftretende Viren-Stämme immun. „Die Wandlungsfähigkeit von saisonalen Grippeviren bis hin zum Auftreten von vollkommen neuen pandemischen Erregern, gegen die man gar nicht geschützt sein kann, ist ja gerade die große Problematik“, sagt der Virologe. Davon auszugehen, man sei nach überstandenen Grippe­erkrankungen auch gegen neue Stämme von Grippeviren immun, wäre grober Unfug und Wasser auf die Mühlen von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern, warnt Ludwig. „Eine solche Annahme impliziert ja, dass ältere Menschen, die wahrscheinlich davon ausgehen, mehrfach in ihrem langen Leben die Grippe gehabt zu haben, genug Abwehrkräfte gegen das Virus besitzen“, so der Experte. Ludwig stellt klar, „dass ganz im Gegenteil ältere Menschen eine Hochrisikogruppe darstellen und die Influenza-Impfung die einzige Möglichkeit ist, prophylaktisch gegen die Grippe vorzugehen. Eine Impfung ist daher in der älteren Bevölkerung unbedingt empfehlenswert.“ Neben dem Schutz der eigenen Person schütze man auch seine Mitmenschen, da man nicht als Überträger dient, so Ludwig. Alleine schon aus diesem Grund sollte eine Impfung besonders für Mediziner zwingend sein. Ludwig sieht vor dem aktuellen Hintergrund des Coronavirus einen weiteren positiven Aspekt von Grippeschutzimpfungen: „Auch hinsichtlich des aktuellen Coronavirus-Ausbruchs wäre eine höhere Impfrate gegen die Grippe in der Bevölkerung sehr gut gewesen, da dann die Anzahl an letztlich negativen Verdachtsfällen reduziert wäre, die nun unser Gesundheitssystem belasten.“

Dr. Gregor Huesmann, Marburg

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